Inwiefern spielen Noten eine Rolle?

vom 18.02.2018, 12:24 Uhr

Ein Bekannter ist der Auffassung, dass die Noten im Endeffekt keine Rolle spielen. Es spielt für ihn keine Rolle, ob es sich dabei um Schulnoten handelt oder um die Noten, die man im Studium erarbeitet hat. Seiner Ansicht nach zählt nur, dass man den entsprechenden Abschluss auch geschafft hat und er hätte nicht die Erfahrung gemacht, dass hinterher noch großartig auf die Notenleistung geschaut wird.

Also bei uns im Unternehmen ist es schon so, dass die Chefin auf die Noten schaut, wenn sie jemand neues einstellen möchte. Schon bei Werkstudenten ist das der Fall. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass die Noten tatsächlich total egal sind, solange man den Abschluss schafft? Kommt das nicht eher auf die Branche an und was man später machen könnte sowie auf welche Chef-Persönlichkeiten man trifft?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es mag bei deinem Bekannten so sein, aber in genügend Bereichen geht ohne gute Noten nichts. Zulassungsbeschränkte Studiengänge über Wartezeit zu erreichen, das kann eine Option sein, aber anstreben wird es wohl niemand. Wer als Jurist in den Staatsdienst möchte, der braucht in NRW und vielen anderen Bundesländern ein Prädikatsexamen und damit mindestens ein Vollbefriedigend.

Lehrer mit schlechtem Abschluss bekommen schwerer eine Stelle, weil Schulen mit den besten Bewerbern zuerst Gespräche führen müssen. Und selbst wenn man im Referendariat oder während einer befristeten Tätigkeit überzeugt hat, muss man schon eine außergewöhnliche Persönlichkeit sein, damit die Schule Gespräche mit 70 oder 80 Bewerbern führt, nur um Person X einzustellen. Und genügend Unternehmen erwarten es auch.

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich denke auch, dass es auch auf die Branche ankommt, ob die Noten mehr oder weniger zählen. Wenn eine Sparte händeringend Mitarbeiter sucht, egal ob Lehrlinge oder Leute mit Hochschulabschluss, kann es schon passieren, dass man Leute einstellt, die auf dem Papier nicht so wahnsinnig überzeugend daherkommen. Es gibt bestimmt auch Karrieren, in denen das richtige Sozialverhalten und ein gewinnendes Auftreten dem Unternehmen mehr bringen als ein Einser vor dem Komma, der ja nicht viel über die Persönlichkeit aussagt.

Ich kann mich auch noch aus meiner Schulzeit und meinem Studium an Leute erinnern, die exzellente Noten hatten, die sonst kaum jemand geschafft hat. Ihr Sozialverhalten war jedoch gelinge gesagt bizarr und ihr Umgang mit ihren Mitmenschen selbst an ihren guten Tagen befremdlich. Als Arbeitgeber würde ich da auch eher jemanden einstellen, der vielleicht einen Zweier vor dem Komma hat, aber dafür in der Lage ist, ein normales Gespräch zu führen.

Aber wenn die Bewerbungen mit der Schubkarre angeliefert werden, weil Stellen in einem bestimmten Bereich hart umkämpft sind, erscheint es mir durchaus zweckmäßig, beispielsweise alle, die einen bestimmten Notenschnitt unterschreiten, kurz entschlossen hinauszuwerfen. Irgendwo muss man eben die Grenze ziehen, und wenn man die Noten ignoriert, kann man genauso gut gleich nach der Farbe der Bewerbungsmappe gehen. Bezeichnend finde ich es übrigens außerdem, dass in der Regel die Kandidaten, die mittelmäßige bis gerade so noch ausreichende Noten haben, immer tönen, dass Noten keine Rolle spielen, während ich den Verdacht habe, dass viele Einserkandidaten im Hintergrund stillschweigend die Jobs einstreichen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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