Worte nicht immer angebracht, um jemandem Trost zu spenden?
Wenn ich jemandem Trost spenden will, habe ich das Gefühl, dass Worte nicht immer angebracht sind in bestimmten Situationen. Manchmal fallen mir keine passenden Worte ein, wobei ich manchmal auch das Gefühl habe, dass es keine passenden Worte gibt und dass alles, was ich in solchen Momenten sagen könnte, falsch wäre. Deshalb sage ich dann manchmal lieber nichts, nehme die Person in den Arm und zeige ihr, dass ich da bin, wobei sie dann auch von selbst reden kann und ich ihr zuhöre.
Umgekehrt mag ich es auch nicht immer, wenn jemand mich mit Worten trösten will. Oft will ich die Anwesenheit von anderen, wenn es mir schlecht geht oder ich traurig bin, wobei es aber auch nur die Anwesenheit ist und nicht unbedingt ein Gespräch. Verzichtet ihr auch manchmal lieber auf Worte, um jemanden zu trösten?
Natürlich gibt es Situationen, in welchen tröstend gemeint Worte die ganze Situation für alle unangenehm macht. So kann bei einer Krebsdiagnose kaum damit getröstet werden, wenn man zum Trost sagt "das Leben muss weiter gehen". Um jetzt auf die Schnelle ein Beispiel zu konstruieren.
Oft hilft es ja auch wirklich mehr, wenn man "da ist" - und auch klar zu verstehen gibt, dass man eben für den anderen da ist. Nicht die richtigen Worte zu finden kann ja auch bedeuten, dass man sich in den anderen hineinversetzen kann. Und eben wenn man selbst nicht weiß, was in der Situation für sich selbst tröstende Worte wären (weil es sie vielleicht auch nicht gibt), lieber schweigt und damit Mitgefühl ausdrückt (kein Mitleid).
Ich bin auch der Meinung, dass man sich in wirklich schlimmen Situationen die "tröstenden Worte" wirklich sparen kann. Wenn einfach nur etwas Blödes passiert ist, kann es zwar schon gut tun zu hören, dass der andere auch schon in der Situation war, oder dass die Sanitäter, die dich aufsammeln, schon "Schlimmeres gesehen haben", aber da würde ich auch noch gar nicht von Trost sprechen, sondern von einem Minimum an menschlicher Zuwendung basierend auf Empathie. Man sagt eben das, was man auch hören wollen würde, wenn der Arbeitskollegin der Druckertoner heruntergefallen ist oder was auch immer. Und bietet natürlich tatkräftige Hilfe an.
Aber wenn gerade wirklich alles zusammenbricht, helfen auch keine wohlmeinenden Worte mehr, und da muss ich auch zugeben, dass ich hier schnell an meine Grenzen stoße, was Trösten angeht. Was soll ich da machen, wenn jemand einen Trauerfall erlebt oder gefeuert wird oder eine schlimme Diagnose verkraften muss? Da sitzen und schauen? Oder wie äußert sich das "für jemanden Dasein"? Physische Anwesenheit alleine kann es wohl schlecht sein, aber oft genug gibt es sonst kaum etwas, was man tun kann.
Von daher habe ich schon hin und wieder das Gefühl, dass Leute, die immer unbedingt trösten und da sein wollen, oft vor allem sich selber helfen wollen, weil sie so das Gefühl haben, gute Menschen zu sein. Dass man manchmal einfach gar nichts tun kann und alles "für jemanden Dasein" auf der Welt nichts bringt, möchten manche Zeitgenossen anscheinend einfach nicht wahrhaben.
Mir gehen tröstende Worte auch sehr schnell auf die Nerven und meistens bin ich froh, wenn der Gegenüber endlich fertig ist. Daher bin ich sehr zurückhaltend und versuche eher durch Anwesenheit und Zuhören Trost zu spenden. Eine Umarmung ist in den meisten Fällen auch nicht verkehrt und sagt meiner Meinung nach, in kürzester Form mehr als tausend Worte.
Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeiten jemandem zu helfen der Trost benötigt. Indem man vielleicht unangenehme Aufgaben übernimmt, sich etwas einfallen lässt um für Ablenkung zu sorgen oder demjenigen eine Freude macht.
Ist das nicht logisch? Mir erschließt sich weder das Diskussionspotential noch der Erkenntnisgewinn dieses Beitrags. Für mich ist es selbstverständlich, dass Worte nicht immer Trost spenden können. Es gibt Momente, da muss man eben auf entsprechende Gesten zurückgreifen. Kommt eben immer auf die Person an und um was es geht. Manchmal reicht es auch einfach aus, dass man Präsenz zeigt und für jemanden da ist.
Ich denke auch, dass es von der Situation und der Person abhängig ist, wie man ihr am besten Trost spenden kann. Wenn jemand Nähe nicht gerne hat, wäre es sicherlich wenig hilfreich, wenn man diesen zum trösten in den Arm nimmt. Da hilft es vielleicht auch einfach, wenn man nur anwesend ist und eben zeigt, dass man da ist, wenn man gebraucht wird.
Anderen hilft es vielleicht, wenn man einfach mit ihnen spricht und sie damit irgendwie beruhigt. Da bringt es dann vielleicht mehr, auch ein paar tröstende Worte zu sagen. Ich denke, dass man das nicht pauschal sagen kann und man teils auch einfach auf sein Gefühl hören sollte. Wenn man tröstende Worte nur als Floskel empfindet und oder meint, dass diese unangebracht sind, dann würde ich eben auch nichts dergleichen sagen.
Nicht jeder Mensch reagiert gleich, nicht jeder braucht immer aufbauende Worte und bei manchen Menschen ist es gut, wenn man einfach mal zuhört und die Person in den Arm nimmt. So ist es beispielsweise auch bei meinem besten Freund. Dieser redet sich gerne alles von der Seele, wird dabei auch gerne mal umarmt und dann möchte er erst einen Rat oder meine Worte hören. Das weiß ich aber auch und mache es dann so. Es kommt also auf die Person an wie ich reagiere.
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