Fremde Person als Begleitung für eine Hochzeit mitnehmen?
Ich habe neulich mitbekommen, wie ein Mann über die sozialen Medien einen Aufruf startete und nach einer Frau suchte, die ihn zu der Hochzeit seines besten Kumpels begleiten sollte. Das tat er sehr kurzfristig, denn in zwei Wochen sollte die Hochzeit schon stattfinden.
Genauere Informationen, z.B. warum er so kurz vor knapp fragte, nannte er nicht und es meldeten sich auf diesen Aufruf einige Frauen, die sich für diese Art von "Job" anboten. Ich weiß nicht so recht, ob dieser Aufruf nicht ein Fake war oder ob der Mann es tatsächlich ernst damit meinte. Jedenfalls steht für mich fest, dass ich keinen mir fremden Mann auf eine Hochzeit begleiten würde.
Wie sieht es bei euch aus? Würdet ihr kurzfristig einspringen und einen wildfremden Mann auf eine Hochzeit begleiten, nur weil er nicht alleine dort erscheinen möchte?
Ich finde es schon schade, wenn man auf so eine Art und Weise nachfragen muss nach einer Begleitung und somit in Kauf nimmt einen Tag mit einer komplett fremden Person zu verbringen. Ich würde selber keinen Fremden mitnehmen und auch nicht mit irgendwem zu einer Hochzeit gehen. Die meisten Hochzeiten sind einfach nicht so schön gestaltet, dass ich mich darum reißen würde dann auch noch eine Begleitung einer mir fremden Person zu sein. Als Date kann das ja vielleicht ganz witzig sein, aber für mich wäre das nichts.
Für mich käme das nie in Frage. Mag irgendwo auch altmodisch klingen, aber ich würde eine Person erst dann zu einer Hochzeit mitnehmen, wenn es wirklich ernst wäre und man sich eine gemeinsame Zukunft nicht nur vorstellen kann, sondern auch schon konkrete gemeinsame Ziele oder Pläne hat. Zu oberflächlichen Bekannten würde ich eh nicht auf die Hochzeit gehen, selbst wenn ich eingeladen wäre. Also wenn ich zu einer Hochzeit gehen würde, dann müsste ich die Person schon sehr gut kennen. Also entweder sehr gute Freunde oder eben die Familie und da würde ich keine fremde Person mit anschleppen.
Ich würde eine Person erst dann der Familie und Freunden vorstellen, wenn es ernst wäre und auf so einer Hochzeit würde man ja zwangsläufig alle Verwandten kennenlernen, je nachdem wer da heiratet und ob man mit dem Bräutigam oder der Braut verwandt ist. Ich sehe in der Teilnahme an einer Hochzeit eine intime Familienfeier und keinen idealen Ort um eine wildfremde Person zu daten.
Ich finde so einen Aufruf schon ziemlich komisch und wundere mich schon, dass sich dann tatsächlich auch Frauen gemeldet haben, die diesen Mann zu der Hochzeit begleiten wollten. Für mich käme das nicht infrage, wenn ich so etwas lesen würde. Sicher hat er seinen Freunden erzählt, dass er eine Freundin hat und nun möchte er nicht ohne Begleitung auftauchen und bringt dann seine angebliche Freundin mit.
Einen anderen Grund kann ich mir tatsächlich einfach nicht vorstellen, weshalb man so etwas macht und nicht einfach alleine zu der Hochzeit geht. Sicher kann man sich besser unterhalten, wenn man in Begleitung da ist, aber wenn man einfach eine fremde Frau mitnimmt, dann weiß man es doch auch nicht, ob man sich mit dieser gut unterhalten kann oder ob man so gar nicht auf einer Wellenlänge ist.
Für die Frau ist es dann sicher auch unangenehm, wenn sie als Freundin vorgestellt und dann von allem im Freundeskreis begutachtet wird. Das fände ich jedenfalls schon komisch und schon darum würde ich mich in so einem Fall sicher nicht als Begleitung anbieten. Und sicher würde ich nicht selber so einen Aufruf starten und lieber alleine die Hochzeit besuchen.
Was ist daran so ungewöhnlich, wenn man vom Aufruf über das Fratzenbuch absieht? Zu manchen Veranstaltungen, auch Hochzeiten, muss man halt erscheinen, um den gesellschaftlichen Konventionen zu genügen und sich keine Nachteile im privaten oder beruflichem Umfeld einzuhandeln. Und oft genug ist es absolut erforderlich, in Begleitung zu erscheinen.
Und nicht immer ist man gebunden oder möchte den Menschen, den man erst seit drei Monaten kennt, dort präsentieren. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich für den anderen schämt. In gewissen Kreisen ist es unverfänglicher, einen Freund oder eine Bekannte an der Seite zu haben, als einen Partner, der vielleicht nicht langfristig Partner bleibt. Und allein hingehen, das ist da keine Option.
Also nimmt man, wen man bekommen kann. Ich begleite bis heute immer mal einen entfernten Bekannten, der bei gewissen Anlässen verbergen möchte, dass er homosexuell ist. Früher habe ich regelmäßig junge Ärzte begleitet. Und auch ich habe schon irgendwem mitgenommen, der eben eloquent genug war, den ich aber nicht kannte. Ich finde den Aufruf modern, die Tatsache selbst ist nun keine große Sache.
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