Religionsgemeinschaften mit Parallelen zum Christentum

Ich möchte hier das Thema nichtchristlicher Religionsgemeinschaften bzw. Sekten (wobei ich das Wort "Sekte" eher vermeiden möchte, da es mittlerweile eine sehr negative Konnotation erhalten hat, obwohl es ein eigentlich absolut wertfreies Wort ist) ansprechen, die trotzdem jede Menge Parallelen zum Christentum aufweisen. Das Christentum wähle ich als Vergleichspartner nicht, weil ich selbst vielleicht Christ bin (ich bin es nicht), sondern weil es die Religion ist, die den meisten hier wahrscheinlich am vertrautesten ist und mit der man sich am ehesten auskennt.

Ich finde es erstaunlich, dass es Religionsgemeinschaften gibt, die einer komplett anderen Religion entspringen, und die trotzdem unglaublich viele Parallelen zum christlichen Glauben vorweisen, obwohl sie doch einem so fremden Hintergrund entspringen. In diesem bestimmten Fall habe ich mich näher mit der ISKCON, also der Hare-Krishna-Bewegung beschäftigt.

Die negativen Meinungen in unserem christlich geprägten Staat über diese Gruppierung sind eigentlich verwunderlich, da sich bei näherer Betrachtung doch einige Parallelen der ISKCON zum christlichen Glauben finden lassen.

Ein wichtiges (wenn nicht sogar wichtigstes) Element ist die Bindung zu Gott, dem einen Gott. Die ISKCON preist den Gott Krishna durch ekstatische Tänze, lebendiges Singen und das Chanten eines Mantras. Diese Wichtigkeit des emotionalen Erlebens der Religion, des Verinnerlichens, ist auch im Christentum essenziell. Der Schwerpunkt (wenngleich vielleicht nicht so sehr in deutschen wie in beispielsweise amerikanischen oder afrikanischen Gottesdiensten zu erkennen) liegt auf der Freude und Entzückung, der spirituellen Entzückung, Gott zu preisen.

Auch der Gründerguru Prabhupada sah schon damals viele Parallelen zum Christentum. Schon Jesus Christus sagte: „Geheiligt werde Dein Name“, so bestätigt Christus, dass es wirklich einen Namen Gottes gibt, den man auch preisen soll. Die ISKCON chantet den Namen Gottes als Krishna, was laut Prabhupada dem Willen Jesu entspräche – im Gegensatz zum in der orthodoxen Kirche ständigen Gebet „Herr Jesus Christus, sei uns barmherzig“, denn Jesus wolle schließlich nicht seinen eigenen, sondern den Namen Gottes geheiligt sehen. Die ISKCON führe seinen Willen also durch und sieht im Verhalten der orthodoxen Kirche ein Fehlverhalten.

Laut Prabhupada sei es egal, für welchen Namen man sich entscheide, sei es Krischto, Krsna, Christus – es bleibe letztendlich das Gleiche. Gott habe Millionen von Namen und jeden davon könne man chanten, weil jeder Name den gleichen Gott bezeichnen würde, ganz gleich welcher Religion man angehört.

Prabhupadas Meinung nach unterscheiden sich Christentum und Hare-Krishna-Bewegung nicht groß voneinander. Im Gegenteil: Die Krishna-Bewegung sei geradezu notwendig, um die Menschen zu lehren, um die von Jesus Christus gepredigte und von den Menschen mittlerweile, wie so oft in der Geschichte, vergessene Liebe an Gott wiederzuerwecken - daher auch das wiederholte Chanten des Krishna-Mantras.

Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Traditionen ist die Hervorhebung des Glaubens an eine andere, zukünftige Welt, für die es sich lohnt, nach den Grundsätzen der jeweiligen Lehre zu leben. Außerdem legen ISKCON und Christentum grundsätzlich Wert auf Sittlichkeit, zum Beispiel der Unterlassung von außerehelichem Sex, dem Genuss von Alkohol und Zigaretten…

Kennt ihr noch mehr fremdartiger Religionsgemeinschaften, die einem anderen religiösen Kontext entspringen und doch erstaunliche Ähnlichkeiten zum Christentum vorweisen? Ich finde das Thema ziemlich spannend und würde mich sehr über noch weitere Anregungen freuen.

Es kommt immer darauf an, was man unter einer ähnlichen Religionsgemeinschaft versteht. Schöpfungsgeschichten gibt es zum Beispiel auch bei den Indianern Nordamerikas. Es kommt auch auf die verschiedenen Arten einer Religion an. Mönche gibt es auch im Buddhismus. Außerdem wollen alle Religionen nur das Gute für den Menschen.