Suizid unter bestimmten Umständen nachvollziehbar?

vom 23.10.2017, 05:22 Uhr

Mit Suizid assoziiert man in den meisten Fällen die Krankheit Depressionen, die man leider nicht in den Griff bekommen hat. Gestern las ich von einem Paar aus den USA, die drei Monate lang verschollen waren und deren Leichen man vor kurzem gefunden hat. Bei der Autopsie hat sich herausgestellt, dass die beiden sich wohl umgebracht haben, weil sie Angst hatten, alternativ qualvoll verdursten zu müssen. Findet ihr Suizid unter bestimmten Umständen nachvollziehbar? Oder fehlt euch da grundsätzlich das Verständnis für?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es absolut nachvollziehbar, auch wenn man eine Depression nicht mehr aushalten kann oder in einer ausweglosen Situation ist. Jeder sollte selber entscheiden dürfen, wann es zu viel ist und man lieber selber entscheiden möchte, wann man geht. Für Angehörige ist dies oft eine sehr egoistische Tat und diese denken dann nur an sich, verurteilen, aber letztendlich muss das doch jeder selber entscheiden dürfen.

Was für einen selber die Umstände sind, definiert auch jeder anders. Es gibt Menschen, die sich umgebracht haben, weil ein Star gestorben ist, andere haben sich aus Depressionen umgebracht oder weil der Partner Schluss gemacht hat. Gründe sind vielseitig, aber jeder muss diese Entscheidung treffen können und es selber entscheiden.

Natürlich ist Leben wertvoll, aber die Definition wie sehr kann doch jeder für sich selber festlegen und was für den einen keine große Sache ist, ist für den anderen Menschen nicht mehr zu ertragen. Anlaufstellen um das zu besprechen, wenn man möchte, sind hier sicherlich auch ganz wichtig.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In diesem genannten Fall kann ich den Suizid durchaus verstehen. Zumal man vielleicht auch nicht mehr weiß, wie rational das Denken schon zu diesem Zeitpunkt war. Ich finde es aber auch legitim, dass man einen qualvollen Tod vermeiden möchte, indem man dann die „humane“ Lösung des Suizids bevorzugt. Das möchte ich auf keinen Fall bemessen, weil da muss man am Ende wirklich drinstecken. Es ist doch schwierig, hier solch eine Aussage zu tätigen, ob es richtig, nachvollziehbar oder falsch ist. Ich kann es aber in jedem Fall nachvollziehen und das möchte ich betonen.

Ich weiß natürlich nicht, ob ich jetzt selber auf eine derartige Idee kommen könnte oder würde. Doch ich möchte auch sagen, dass ich nicht qualvoll sterben möchte. Egal durch welche Krankheit, durch welches Leiden, durch Hungern & Co. Ich würde womöglich dann auch in gewissen Situationen, wenn es keinen Ausweg gibt, den „humanen“ Weg für mich wählen und entsprechend den Selbstmord wählen. Vor allem, wenn ich verhungern müsste, in IS Gefangenschaft wäre oder sowas!

Ich denke, dass es in solchen Notsituationen auf jeden Fall sein kann, dass man sich zu einem auf den ersten Blick drastischen Schritt entscheidet. Man kann noch immer selber entscheiden, was man mit seinem Leben tut und wenn dies der Weg ist, sich vor einem qualvollen Verhungern, Ersticken oder anderen Toden zu retten, dann muss es vielleicht wirklich so sein und das möchte ich auf keinen Fall negativ beurteilen.

Es gehört auch trotzdem viel Mut weiterhin dazu. Es ist sicherlich nicht einfach, eigentlich leben zu wollen, aber keinen Ausweg aus einer Situation zu sehen, außer Qual oder Selbstmord. Das muss schon wirklich eine ganz heftige Entscheidung sein, die ich echt für unglaublich mutig finde, wenn man sich dieser so rational noch widmen kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass viele Gründe nachvollziehbar sind, die hinter einem Suizid stecken. Es muss ja nicht immer so sein, dass die betreffende Person unter Depressionen litt. Auch Mobbingopfer haben schon Selbstmord begangen, weil sie es einfach nicht mehr aushalten konnten. Aber auch, wenn man wenn weiß, dass man sterben muss und dies vielleicht langwierig und unter Umständen mit großen Schmerzen verbunden sein wird, ist es sicherlich nachvollziehbar, wenn dann sein Leben vorher beenden möchte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Die Frage ist doch erst mal, warum ich das überhaupt nachvollziehen muss oder warum ich dafür Verständnis aufbringen sollte. Jeder hat doch das Recht mit seinem Körper zu machen, was er möchte und auch wenn man jetzt natürlich argumentieren könnte, dass durch einen Selbstmord Freunde und Angehörige leiden werden, bin ich der Meinung, dass das Recht am eigenen Körper an erster Stelle steht. Immer.

Und aus diesem Grund ist meine Meinung zu dem, was andere Menschen mit ihrem Körper machen, völlig irrelevant. Es ist nicht mein Körper und nicht meine Entscheidung und mir steht es nicht zu darüber zu urteilen. Außerdem denke ich eh, dass man völlig hypothetische Situationen gar nicht wirklich bewerten kann. Wenn die Situation dann wirklich mal eintreten sollte ist sie mit großer Wahrscheinlichkeit ganz anders als man sich das vorgestellt hat.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich würde sogar umgekehrt sagen, dass ich grundsätzlich Verständnis für Suizid habe, und nicht nur, wenn jemand in der Wüste kurz vor dem Verdursten ist. Das heißt natürlich nicht, dass ich es befürworte, wenn jemand keinen anderen Ausweg sieht, als sich das Leben zu nehmen, aber Verständnis habe ich durchaus.

Nur weil ich mir absolut nicht vorstellen kann, meinem Leben ein Ende zu setzen, heißt das ja noch lange nicht, dass es anderen Leuten auch so geht. Vielleicht habe ich einfach nur ein Riesenglück, dass meine Gehirnchemie nicht so aus dem Ruder gelaufen ist, dass ich keinen Sinn mehr im Leben sehe? Oder es ist mir aus anderen Gründen einfach noch nie so richtig schlecht gegangen, dass ich keinen Ausweg mehr gesehen habe. Darüber kann ich mich für mich selber freuen, aber vielen anderen Leuten ist dieses Privileg eines gefühlt sinnvollen, schmerzfreien Lebens umgeben von Freunden und Familie eben leider verwehrt. Bei manchen ist es offensichtlich, dass sie ein miserables Dasein führen, bei anderen sind eben interne Gründe dafür verantwortlich, dass sie absolut keinen Sinn und keine Freude im Leben sehen, obwohl sie "alles haben".

Suizid würde ich in diesen Fällen zwar auch nicht als Lösung für Probleme ansehen, aber in dieser Frage ging es ja darum, ob man es nachvollziehen kann, warum sich jemand umbringt. Und ich muss sagen, ja, das kann ich in den allermeisten Fällen, die man so mitbekommt durchaus, weil die äußeren Lebensumstände keinen Indikator dafür abgeben, dass die Person in ihren eigenen Augen ein sinnvolles und erhaltenswertes Leben führt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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