Frage stellen und dann Interesse verlieren?

vom 09.02.2018, 08:30 Uhr

Gestern war ich auf einem Geburtstag eingeladen und habe dort mitbekommen, dass meine Freundin von ihrer Mutter etwas gefragt wurde. Meine Freundin antwortet dann und umso überraschter war ich dann, als ihre Mutter ihr schon gar nicht mehr zuhörte und sich einem anderen Gast neben sich zuwandte. Ich fand das schon sehr unhöflich und meine Freundin war selbst recht vor den Kopf gestoßen und dann etwas geknickt.

Später als ich ihr beim aufräumen geholfen habe, sagte sie mir dann, dass sie das Verhalten ihrer Mutter eigentlich nicht mehr überraschen sollte. Es würde doch häufiger vorkommen, dass diese ihr eine Frage stellen würde und dann schnell das Interesse verliert, wenn sie antwortet. Mich hat das schon irgendwie traurig gemacht, dass die eigene Mutter bei ihrem Kind so reagiert. Meine Freundin meinte, dass sie es auch einfach nicht lernt und es immer wieder vorkäme, dass sie dann antworten möchte und es so endet.

Habt ihr auch schon öfter erlebt, dass jemand euch etwas fragt und dann das Interesse verliert, während ihr antwortet? Wie würdet ihr darauf reagieren? Würdet ihr der Person dann mal sagen, dass ihr das Verhalten verletzend und unhöflich findet? Oder reagiert man dann irgendwann gar nicht mehr, wenn die Person einem wieder mal eine Frage stellt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es ist mir ehrlich gesagt unbegreiflich, wie man in eine simple Frage direkt übersteigertes (echtes) Interesse interpretieren kann. Viele Fragen werden nur aus Höflichkeit gestellt, aber das scheint deine Freundin ja nicht zu begreifen, was ich für Erwachsene ziemlich peinlich finde. Ich erkenne direkt, wenn jemand aus echtem Interesse fragt oder nur aus Höflichkeit und entsprechend wird die Antwort angepasst. Deine Freundin scheint ein Selbstwertproblem zu haben und ihr Selbstwertgefühl von der Reaktion ihrer Mitmenschen abhängig zu machen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde wiederum nicht, dass man zwangsweise ein Problem mit mangelndem Selbstwertgefühl hat, wenn man nicht immer locker wegsteckt oder gleich ein Fass aufmacht, wenn einen die Umwelt schlecht behandelt. Das kommt zwar oft genug vor, und in den allermeisten Fällen steckt gar keine wirkliche Bosheit dahinter, sondern eher Gedankenlosigkeit oder Zerstreutheit, aber deswegen muss es einem ja nicht gefallen.

Ich mag es auch nicht, wenn man mich etwas fragt, ohne sich für die Antwort zu interessieren, gerade weil ich ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl habe und durchaus der Meinung bin, dass meine Antworten interessant und hörenswert sind. :wink: Es handelt sich meines Erachtens wie so oft um ein Zusammenspiel aus Nuancen, die das menschliche Sozialverhalten ausmachen. Einerseits gibt es natürlich den Small Talk, bei dem es vor allem um das Reden an sich geht, aber eben auch ernst gemeinte Kommunikation, und wenn jemand, der mir nahesteht, sich immer nur auf Small Talk-Level mit mir abgibt und sich nach ein paar oberflächlichen Worten wieder abwendet, weil jemand anders offensichtlich interessanter ist, würde mich das schon kränken.

Man kann nicht immer in die Tiefe gehen, aber manchmal wünscht man sich schon, wirklich gehört zu werden. Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass gerade die Leute, die prinzipiell nie zuhören, umgekehrt völlig empört reagieren, wenn man ihnen nicht die volle Aufmerksamkeit entgegenbringt. Allerdings gibt es auch Leute, die derart viel, oft und lange reden, dass man ihnen geistig irgendwann nicht mehr folgen kann und das Weite sucht. Ich zähle eher zur zweiten Gruppe.

Zu einem gewissen Grad habe ich also für beide Seiten Verständnis, sehe es aber dennoch nicht als Charakterschwäche, wenn jemand schon ganz gern möchte, dass man ihm zuhört, wenn er etwas sagt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mit meiner Meinung stehe ich irgendwo zwischen den genannten Antworten, ich kann also beide Seiten verstehen. Für mich käme es auf die Frage, die Situation, meine Laune, das Verhältnis zum Fragesteller und meine Einschätzung der Ablenkung an, ob ich dann schulterzuckend, genervt, amüsiert, beleidigt oder protestierend reagiere.

Auf einem Geburtstag ist es meiner Mutter und mir mal passiert, dass meine Tante uns eine Frage stellte und sie sich plötzlich noch mitten im ersten Satz umdrehte und mit jemand anderem redete, weil sie von hinten angesprochen wurde. Es war sozial extrem unangemessen, wie sie da reagierte, ich habe es ihr aber nicht übel genommen, weil es mir zum einen irgendwie egal gewesen ist, zum anderen weiß ich heute, dass sie psychische Probleme hat und damit auch eine andere Aufmerksamkeitsspanne aufweist als der durchschnittliche Mensch.

Hat deine Freundin mal in Erwägung gezogen, ob das bei ihrer Mutter so ähnlich sein könnte? Natürlich kann das Verhalten auch demonstriertes Desinteresse sein, möglicherweise fühlt sie sich von ihrer Tochter auch über die Maßen schnell ermüdet, trotz aller guten Vorsätze Interesse zu bekunden. Aber am Ende können wir doch hier wieder nur spekulieren und ich stelle mir mal wieder, wie so oft, die Frage: Warum spricht man die Mutter nicht einfach zeitnah darauf an?

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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