Kostenlose Lebensmittel nur Bedürftigen vorbehalten?

Ein Supermarkt in Bayern verschenkt nun abgelaufene Lebensmittel an seine Kunden. Die Kunden können sich diese aus einem speziellen Regal nehmen und dürfen da so viel nehmen wie sie möchten. Es wird auch extra betont, dass jeder Kunde da zugreifen darf und dieses Angebot nicht nur für bedürftige Menschen eingerichtet wurde. Es wird auch gesagt, dass für Bedürftige immer noch speziell die Tafel zuständig wäre und es in erster Linie darum geht, die Verschwendung von Lebensmitteln etwas einzudämmen.

Was haltet ihr davon, dass nicht nur Bedürftige die kostenlosen Lebensmittel erhalten? Meint ihr, dass diese eher Menschen vorbehalten sein sollten, die es eben dringend brauchen und auf solche Lebensmittel angewiesen sind? Oder gibt es abgelaufene Lebensmittel in solchen Mengen, dass sie durchaus für alle Kunden ausreichend sind?

Warum nicht, ich finde es sogar sehr gut. eine Bekannte von mir arbeitet schon ihr Leben lang. Sie ist so alt wie ich (Mitte 50) und verdient grade mal so viel, wie sie auch an Hartz 4 bekommen würde, wenn sie vom Staat leben würde. Sie hat keine Bescheinigung für die Tafel und bekommt somit auch nichts von der Tafel. Sie muss sehen, wie sie auskommt mit ihrem Geld ohne irgendwelche Vergünstigungen, weil sie eben nicht vom Staat lebt. Für sie wäre das etwas tolles und warum sollte man das nur den Leuten geben, die vom Staat Geld bekommen. Es gibt genug Bedürftige, die aber nicht nachweisen können, dass sie bedürftig sind.

Die Menschen, die als "bedürftig" definiert werden haben es teilweise besser als die Menschen, die aus der Definition heraus fallen, weil sie 2,50 Euro zu viel verdienen oder weil die Rente um 3 Euro erhöht wurde.

Die steigenden Mietkosten in den Städten sind doch schon lange immer wieder Thema in den Medien. Nimm noch das Armutsrisiko Kind dazu und dann bist du ganz schnell bei einer "Bedürftigkeit", die nicht offiziell ist, weil die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern schließlich einen gut bezahlten Vollzeitjob in München hat.

Und dann gibt es auch noch die Gruppe der Menschen, die eigentlich "bedürftig" wären, sich aber für ihre Situation schämen und nicht zu den entsprechenden Stellen gehen um sich Hilfe zu holen. Die werden ihre Hemmungen aber schnell überwinden wenn sie im Rewe stehen und sehen, das ganz viele Kunden sich bei den kostenlosen Lebensmitteln bedienen und niemand deshalb schräg angeschaut wird.

Lebensmittel, auch abgelaufene, gibt es sicher bei uns für jeden Einzelnen in ausreichender Menge. Man muss sich ja nur anschauen, was alles weggeschmissen wird, weil es optischen Anforderungen nicht entspricht. Von daher finde ich diese Idee schon sehr sinnvoll, auch wenn es "nur" darum geht, dass weniger weggeschmissen wird. Es stimmt ja auch, dass die Tafeln nur nachweislich "bedürftige" Kundschaft annehmen dürfen, aber es gibt bestimmt auch genug Leute, die für die Tafel nicht bedürftig genug sind, aber dennoch nicht gerade im Geld schwimmen, und sich vielleicht freuen, auch mal einen "besseren" Joghurt oder ähnliches gratis mitnehmen zu dürfen.

Ich selber bin absolut nicht bedürftig und hätte dennoch keine Hemmungen, mich an Lebensmitteln zu bedienen, die sowieso weggeschmissen würden. Natürlich würde ich auch nicht alles einsacken, um ja den maximalen Profit zu erzielen. Das wäre auch meine Hauptsorge bei derlei gut gemeinten und an sich sinnvollen Aktionen: dass irgendein völlig durchgeknallter Gierschlund daherkommt, alles einsackt und dann daheim früher oder später wegschmeißt, weil es der Person vor allem darauf ankommt, den eigenen Egoismus zu pflegen.

Sprich, leider würde es mich nicht wundern, wenn der Supermarkt etwa ein Dutzend Joghurts ins Regal packt, und diese dann zwei Stunden später ungeöffnet im Mülleimer vor der Tür findet, weil sie jemand nur deswegen mitgenommen hat, damit die anderen nichts davon haben. Solche Gestalten erlebe ich immer, wenn es irgendetwas gratis gibt (seien es gebrauchte Bücher oder überschüssiges Obst) oder sogar am Buffet beim Chinesen. Die allermeisten Leute sind anständig und nehmen, was sie brauchen, bis jemand daherkommt und abräumt. Deswegen sind solche Aktionen oft leider recht kurzlebig.