Nehmt Ihr noch am Leichenschmaus bei Beerdigungen teil?

vom 16.12.2017, 13:24 Uhr

Bei uns in der Familie ist es immer so, dass nach der Beerdigung eben eine gewisse Runde sich noch zusammensetzt und den sogenannten Leichenschmaus ausübt. Meist findet dieser in den privaten Räumlichkeiten der engsten Verwandten statt oder im Garten, wenn es ein sommerliches oder frühlingsangenehmes Wetter ist.

Nun haben sich allerdings 2 Verwandte von dieser geselligen Runde entfernt, weil sie sagen, dass es für sie zum einen unpassend ist, danach sofort zur Tagesordnung über zu gehen und sie eben dieses „Leichenschmaus“ Dingen im Allgemeinen unglaublich anwidernd finden. Ich muss zugeben, ich mag es auch nicht, aber sehe das irgendwie als meine Pflicht an, wider Willen dort zu sein, weil es die Familie oder Verwandtschaft ist, die es gerne wünscht.

Seht Ihr das auch als eine Art „Pflicht“ an, auf dem Leichenschmaus aufzutauchen oder findet ihr, dass ich mich von derartigem in Zukunft ruhig entfernen kann? Wie macht Ihr das, wenn es um diesen Umtrunk nach einer Beerdigung geht? Geht ihr hin oder nicht, wenn „nein“, wieso nicht?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es kommt drauf an. Wenn ich sehr trauere um die Person ist es für mich eine Hilfe zu diesem Beerdigungskaffee, wie wir es nennen, zu gehen. Denn dort wird man, obwohl es um den Toten geht, abgelenkt und ich denke, dass es auch so der Wille eines Toten sein sollte, dass man nicht in Tränen und Trauer versinkt, sondern einfach über ihn redet und an ihn gedenkt.

Ich finde, dass so ein Leichenschmaus eher positiv als negativ behaftet ist. Wie gesagt, man redet über den Toten und gedenkt ihm. Da ist es doch schöner, wenn man auch vielleicht über die Witze lacht, die der Tote einst gemacht hat, als dass man in Trauer versinkt und nur heult.

Als meine Schwiegermutter verstorben ist, hat mir diese Zeit nach der Beerdigung geholfen mit dem Tag klar zu kommen. Ich wurde aufgemuntert. Mir wurden Dinge über meine Schwiegermutter erzählt, die ich noch nicht kannte und ich habe da zum ersten Mal nach dem Tod auch wieder lachen können und das hätte sie auch so gewollt.

Wenn ich einen Toten kaum kannte und dennoch zu diesem Leichenschmaus eingeladen bin, gehe ich aber auch manchmal mit. Das ist dann auch eine Gelegenheit mehr über den Toten zu erfahren. Und/oder den Trauernden ein wenig eine Stütze zu sein.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Das kann ja jeder selber entscheiden. Schlimm finde ich es nicht, wenn man dann dort fehlt. Ich selber gehe da durchaus gerne hin. Bei uns wird dann gegessen, zumindest eine Kleinigkeit und man redet nochmal über die Person und letztendlich werden dann auch oft Geschichten erzählt, die einen zum Lachen bringen und bei denen man dann bessere Laune bekommt, immer passend zu der Person. Der Leichenschmaus ist bei uns immer ein Teil der Verarbeitung und keinesfalls zum Alltag übergehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Für mich ist ein Leichenschmaus oder Beerdigungskaffee ebenfalls überhaupt nicht negativ behaftet und hat auch nichts damit zu tun, das man dann sofort zur Tagesordnung übergeht. Es ist eher eine Zusammenkunft die es einem ermöglicht über die Person zu sprechen, die Trauer somit auch zu verarbeiten und auch mit Menschen zusammen zukommen, die man sonst vielleicht leider nicht so oft sieht. Aber gerade das und der Zusammenhalt der dann da sein sollte, zeigt doch wie sehr man den Verstorbenen doch gedenkt und ihn wertschätzt. Das ist für mich das Hauptziel von einem Beerdigungskaffee.

Bei uns in der Familie ist es aber auch so, dass dort nicht nur getrauert wird, sondern eben auch alte Geschichten zur Sprache kommen, die man vielleicht noch nicht kannte und wo die verstorbene Person auch in der Regel eine Rolle spielte. Das finde ich dann auch immer sehr gut, denn das hilft eben auch dabei die Trauer zu verarbeiten.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde es davon abhängig machen, wie nahe ich der Familie des Verstorbenen stehe und wie sehr eben gewünscht wird, dass wir noch mit zum Nachkaffee gehen. Oftmals wird auch zuvor schon gesagt, dass man nach der Beisetzung still auseinander gehen möchte und es keinen Kaffee gibt. Ansonsten würde ich schon mit zu dem Kaffee gehen, wenn eben dazu eingeladen wird. Als Pflicht sehe ich das aber jetzt nicht direkt an. Ich denke, dass es selbstverständlich ist, wenn es sich bei dem Verstorbenen um einen Verwandten handelte oder einen guten Freund.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Das kommt immer darauf an in welchem Verhältnis man zu der verstorbenen Person gestanden hat und wie die ortsüblichen Bräuche sind. Bei uns in der Gegend ist ja noch durchaus üblich, dass man nach der Beerdigung mit der ganzen Familie und den Freunden zum Leichenschmaus in ein Gasthaus geht.

Wenn der Verstorbenen ein Mitglied bei einem Verein war wie z.B. der freiwilligen Feuerwehr, dann nimmt diese nicht nur am Begräbnis teil, sondern ist zudem auch beim Leichenschmaus eingeladen. Hält sich eine Familie nicht an diese, ich nenne es mal "Tradition" zerreißen sich die Leute das Maul darüber.

Persönlich finde ich einen Leichenschmaus nicht schlimm, da man hier Zeit hat mit der ganzen Familie mal wieder ein wenig zu plaudern und über die alten Zeiten mit dem Verstorbenen zu sprechen. Zu allen anderen Anlässen schaffen es selten alle Verwandten, bei einem Todesfall in der Familie kommen jedoch normalerweise immer alle zum Begräbnis. Wegen dem gehe ich ja nicht sofort wieder zur Tagesordnung über. Für mich gehört der Leichenschmaus dazu, um mit dem Begräbnis und allen Geschehnissen einfach abschließen zu können.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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