Schlechte Personalauswahl nicht eingestehen können?
Ich habe von einer Kollegin gehört, dass ihr Sohn ein duales Studium begonnen hat. Er ist jetzt fast fertig damit und hat berichtet, dass viele seiner Mitstreiter leider schon nicht mehr dabei sind. Viele haben die Klausuren nicht bestanden oder hatten auf den Job schlichtweg keine Lust mehr und haben deshalb aufgehört hat er berichtet. Daraufhin wurde den Verantwortlichen vorgeworfen, dass diese eine schlechte Personalauswahl getroffen hätten. Die betroffenen Personen leugnen dies aber und sagen, dass dies Faktoren gewesen seien, die man nicht hätte erkennen können.
Aus meiner Sicht hatten die Verantwortlichen einfach nicht genügend Menschenkenntnis, da man einige der Kandidaten direkt hätte aussortieren müssen. Fehlendes Interesse und Unsicherheit wegen des Jobs hätte man von Anfang an erkennen müssen. Ich finde es allerdings falsch, dass man sich deshalb aus der Verantwortung ziehen muss. Wenn die Hälfte der ausgewählten Personen am Ende nicht mehr da ist, lief die Personalauswahl eben nicht gerade gut.
Findet ihr es gerechtfertigt, dass man versucht sich aus der Verantwortung zu ziehen und nicht eingestehen kann, dass die Personalauswahl nicht gut war? Wie schwierig ist die richtige Personalauswahl überhaupt? Passieren in diesem Bereich häufiger Fehler?
Habe ich die Qualifikation und stelle ich mich beim Vorstellungsgespräch gut an? Wunderbar, dann steht mir als letzte Hürde eigentlich nur noch der Personalverantwortliche gegenüber. Was soll der Mann oder die Frau machen? Nach Nasenspitze entscheiden ohne nachweisliche Grundlage? Das wäre ziemlich dünnes Eis auf das sich der oder die Verantwortliche dann begibt. So wie ich das sehe ist das einfach Pech das es so gekommen ist.
Woher soll der Personalverantwortliche wissen, dass er sich ein faules Ei ins Nest geholt hat, obwohl die Person sich gut verkauft hat und die notwendigen Qualifikationen mitbringt? Dass jemand ein faules Ei ist, stellt sich erst oftmals im Nachhinein heraus. Auch dass vielleicht das Interesse fehlt, kann man einem Menschen nicht an der Nasenspitze ablesen.
Bei vielen tritt erst später das Desinteresse auf. Man malt sich den Job irgendwie aus und es kann ja sein, dass man in einem Unternehmen später erst auf die Nase fällt und bemerkt, dass doch nicht alles so leuchtend ist, wie man es sich vorgestellt hat. Das sieht man einem Bewerber nicht an der Nasenspitze an und man kann diese Fähigkeiten auch nicht erst bei der Vorstellung feststellen.
Ich verstehe ehrlich gesagt das Problem nicht. Man muss sich bei Bewerbungen und in Vorstellungsgesprächen entsprechend darstellen und verkaufen können, sonst bekommt man nie einen Job. Ob man sich da ein faules Ei ins Nest holt kann man vorher als Personaler gar nicht sagen. Abgesehen davon gibt es doch die Probezeit, die man noch Zeit hat einen "Fehler" in der Personalwahl zu korrigieren.
Ich finde es gut, wenn man nicht allzu schnell das Handtuch wirft, sondern den Menschen auch die Chance gibt sich zu bewähren. Kein Personaler wird einen Fehler in dieser Hinsicht nicht korrigieren, wenn er der Ansicht ist, dass Hopfen und Malz hier verloren ist. Daher würde ich Geduld in diesem Kontext nicht als Schwäche auslegen.
Sicher kann man es vielleicht als Personalleiter schon bei manchen Kandidaten sehen, dass sie nicht wirklich passen, aber man kann den Leuten doch nur vor den Kopf schauen und das gilt eben auch bei einem Vorstellungsgespräch. Wenn der Bewerber sich selber als sehr interessiert und gut darstellen konnte, dann kann ich es mir vorstellen, dass man als Personalchef schon überrascht ist, wenn derjenige dann später eher lustlos ist und aufhört.
Es ging ja um ein duales Studium und beim Studium ist es schon relativ normal, dass viele das Fach wechseln oder das Studium abbrechen, daher würde ich es nicht als etwas Besonderes darstellen, wenn viele das Studium nicht weiterführen oder merken, dass es nichts für sie ist und das kann man meiner Ansicht nach vorher auch nur bedingt ausschließen.
Gerade als junger Mensch weiß man oft noch nicht genau, was man machen möchte und man merkt dann im Studium, dass das vielleicht doch nicht so ist, wie man sich das vorgestellt hat und es bringt doch auch nichts, das weiter zu verfolgen, wenn der Saß völlig weg ist. Das kann man aber nicht vorhersehen.
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