Verschleiß von Berufseinsteigern in Deutschland eher gering?

vom 31.01.2018, 07:34 Uhr

Laut dem Autoren Malcolm Harris wäre es in den USA gängige Praxis Berufseinsteiger ein paar Jahre lang auszuquetschen und auszubeuten und dann anschließend neuen und frischen Nachschub zu holen. Dort wäre der Anreiz, junge und qualifizierte Menschen nicht zu verschleißen, nicht besonders groß.

Dagegen wäre in Deutschland das Gegenteil der Fall. Die Unternehmen hier hätten es schwerer, Stellen zu besetzen, sodass Berufseinsteiger eher gute Chancen hätten, einen guten und langfristigen Job zu finden. Was haltet ihr von dieser Aussage? Ist der Verschleiß von Berufseinsteigern in Deutschland tatsächlich deutlich geringer? Oder hängt das eher von der Branche an sich ab?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Offensichtlich sind dir die Verhältnisse in den USA komplett fremd. Normalerweise bekommst du bei den meisten Arbeitgebern 20 bezahlte freie Tage. Das sind entweder 20 Tage zur freien Verfügung, oder es gibt 10 Tage für Urlaub, 5 Tage für familiäre Angelegenheiten und 5 Tage für Krankheit.

Es wird erwartet, dass man nicht alle Tage nimmt. Und es gibt nicht die nette Rechnung mit freien Tagen wie hier. Wer dort an Wochenenden und Feiertagen arbeiten muss, der kommt unter Umständen tatsächlich nur auch 20 freie Tage. Das ist im Vergleich zu hier ein deutlicher Unterschied. Zusammen mit den Feiertagen kommt man auf mickrige 25 freie Tage.

Eine Woche mit 40 Stunden ist normal, Überstunden sind in vielen Jobs die Regel, aber viele haben keinen Anspruch auf Zuschläge. Arbeit an Samstagen ist normal und der Arbeitgeber kann die Arbeitswoche frei festlegen. Wenn der beispielsweise Dienstag bis Sonntag wählt, ist der Sonntag ein normaler Arbeitstag.

Da viele Berufsanfänger enorme Schulden haben, funktioniert das System bestens. Man stellt eine Horde für Routinejobs ein und macht deutlich, dass nur wenige den Aufstieg schaffen. Dann arbeiten die wie blöde, denn die Kündigungsfrist beträgt normalerweise zwei Wochen, wenn es ein guter Vertrag ist. Keine Frist ist auch in Ordnung. Nur mit Gewerkschaften wird es besser.

Natürlich reiben sich die Leute auf. Abgesehen vom fehlenden sozialen Netz drücken die Schulden und wer einen guten Platz ergattert hat, muss froh sein, wenn ein schlechterer Arbeitgeber ihn nimmt, falls er fliegt. Es ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, leider gilt das in beide Richtungen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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