Wollen nur junge Menschen Spaß im Beruf haben?
Es wird immer wieder gesagt, dass besonders die Generation Y viel Wert auf den Spaß im Berufsleben legen soll, während die älteren Generationen eher auf die Karriere oder den Verdienst fixiert gewesen sein sollen. Ich finde solche pauschalen Aussagen immer ziemlich problematisch und wenig nachvollziehbar. Ich kenne auch einen Menschen, der mit 63 dieselben Prinzipien verfolgt hat in seinem Leben, wie man das jetzt der Jugend unterstellt.
Was haltet ihr von solchen pauschalen Aussagen? Sind diese überhaupt haltbar? Wie kommt man zu solchen Aussagen? Gibt es so wenige "Ausnahmen" in diesem Generationendenken oder werden diese Stimmen nur noch gehört?
Das sind wieder so komische Klischees und ich kann auch nicht ganz folgen, was Du meinst. Spaß im Beruf heißt für mich, dass ich meine Arbeit vernachlässige und nur Unsinn in der Arbeit mache. Spaß am Beruf würde für mich klarer wirken und ich denke schon, dass ich noch immer Spaß am Beruf habe und ich nicht nur an den Verdienst denke.
Der Unterschied ist einfach, dass heute mehr Menschen die Möglichkeit haben, sich ihren Beruf auszusuchen. Und wer gefragt ist, der kann auch Arbeitgeber suchen, die gute Bedingungen bieten. Die Generationen vorher hatten durchaus ganz ähnliche Wünsche und Träume, nur ging das eben nicht.
Meine Mutter wurde vor über 80 Jahren geboren. Sie und ihre Brüder wären gerne aufs Gymnasium gegangen. Aber der Wunsch wurde als Faulheit und Drücken vor ehrlicher Arbeit angesehen. Außerdem war den Eltern das Schulgeld zu hoch. Also ging Mutter putzen und die Brüder machten eine Ausbildung. Für sie war das unnötig, sie würde schließlich heiraten. Als die Firma, in der sie geputzt hat, ihr einen Ausbildungsplatz zur Drogistin angeboten hat, durfte sie das nur, wenn sie nach Feierabend weiter putzt.
Und da man bis 21 Jahre eben nicht volljährig war, hatte man keine Wahl. Meine Mutter hätte jeden Ausbildungsplatz genommen, weil sie ja nicht durfte. Ihre Brüder standen auch unter Druck und mussten nehmen, was kam. Denn sonst hätte der Vater sie eben unter Tage oder im Stahlwerk untergebracht. Freude an oder bei der Arbeit war ein unerreichbares Luxusgut. Es war für die Mehrheit schon ein Erfolg, wenn es nicht der Job wurde, den man so gar nicht wollte.
Und eine Generation weiter wurde es zwar schon besser, aber viele hatten immer noch keine Wahl. Zwischen 1980 und 1990 kenne ich immer noch einige, denen schlichtweg mitgeteilt worden ist, dass sie nur die mittlere Reife machen dürfen und danach in Betrieb X die Ausbildung Y beginnen. Das traf nicht mehr die Mehrheit, aber es war immer noch verbreitet.
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