Bereitet das Bildungssystem gut auf die Arbeitswelt vor?
Ich las vor kurzem von einer sehr interessanten Umfrage. Im Jahr 2016 hat das ZDF, der Bayrische Rundfunk und der SWR Jugendliche befragt und wollte von ihnen wissen, wie gut das deutsche Bildungssystem sie ihrer Meinung nach auf die Arbeitswelt vorbereite. Nur ein Prozent der Befragten fühlten sich "gut vorbereitet". Leider wurde nicht erwähnt, wie hoch die Stichprobe war, die befragt worden ist und aus welchen Bundesländern sie stammte.
Was haltet ihr von dieser Umfrage? Haltet ihr das für realistisch? Wie gut bereitet eurer Ansicht nach das Bildungssystem auf das Arbeitsleben in Deutschland vor? Seid ihr in dieser Hinsicht zufrieden mit eurer schulischen Laufbahn oder hätte es stellenweise etwas mehr Wissensvermittlung geben können?
Ganz ehrlich - ich würde die Titelfrage des Threads ohne zu zögern ebenfalls mit einem klaren "Nein" beantworten. Ich will nicht sagen, dass man in Deutschland schlecht ausgebildet wird, denn man bekommt vor allem auf dem Gymnasialschulzweig doch ein sehr breites und vielschichtiges Fachwissen vermittelt, das einem teilweise auch den Start in ein Studien- oder Ausbildungsfach im Anschluss sehr erleichtert. Nach dem Abi war ich vermutlich auf dem Höhepunkt meiner Allgemeinbildung, denn danach habe ich mich schließlich für einzelne Bereiche entschieden, die ich weiter gefördert habe, und habe deswegen eine Menge Kompetenzen auf anderen Gebieten vernachlässigt und eingebüßt.
Was man allerdings nur im geringsten Maße aus der Schule für das Erwachsenenleben mitbekommt, sind realistische Einblicke ins Arbeitsleben, wichtige Fähigkeiten zur Selbstorganisation und Informationen über Angelegenheiten wie Versicherungen, Verträge, Rechte und Pflichten des Erwachsenen und bestehende Gesetze. Natürlich ist man irgendwo verpflichtet, sich diese Kenntnisse selber anzueignen, wenn man in ein Alter kommt, in dem einen dies betrifft aber man hätte ja zumindest einmal darauf hinweisen können, was alles dazugehört und wo man sich darüber erkundigen kann. Wenn die Eltern da keinen guten Beitrag leisten, steht man ansonsten völlig ahnungslos da und begibt sich, wenn man Pech hat, noch vor Antritt der ersten Stelle schon in rechtliche Grauzonen.
Schade finde ich auch, dass man im Regelschulsystem außer ein paar halbherzigen Betriebspraktika, Berufsmessebesuchen und Infoveranstaltungen, die meist sowieso keinen interessieren, überhaupt nicht mit den Anforderungen und Strukturen des Arbeitsmarktes vertraut gemacht wird. Ich habe erst in der Zeit nach dem Abi mit einem selbstorganisierten vierwöchigen Praktikum das erste Mal meinen Wunscharbeitsplatz ausreichend kennenlernen und mir ein Bild davon machen können, was es wirklich bedeutet, in diesem Gebiet tätig zu sein.
Ansonsten kannte ich nur die typischen Klischees, die man aus den Medien mitbekommt. Da ist es meiner Meinung nach auch kein Wunder, wenn reihenweise Studiengänge und Ausbildungen angefangen und abgebrochen werden; denn wie soll man auch eine Entscheidung fürs Leben auf Grundlage idealisierter Wunschvorstellungen und Märchenerzählungen treffen?
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