Glauben, von einem Dämon besessen zu sein?
Ich weiß, dass das Thema jetzt etwas witziger ist, aber ich meine das wirklich ernst, weil ich auch mit einigen Bekannten nicht so richtig weiß, was ich davon halten soll. Wir haben einen Mann im Freundeskreis, der seit 25 Jahren der Black Metal Szene zugewandt ist. Wir alle hören dieselbe Musik und tragen teilweise auch die Outfits, wenn es die Arbeit zulässt sowie der Alltag eben.
Natürlich haben wir in der Jugend Schabernack wie „Gläserrücken“ gemacht und der Mann auch. Er ist allerdings bis heute der Meinung, dass damals etwas schief ging und er von diesem Dämon, der damals gerufen wurde, verfolgt wird. Immer wenn er Böses denkt und frech ist, böses tut und mehr, entschuldigt er das gerne mit den Worten „ihr wisst ja, das bin ich nicht“.
Wir haben immer das Gefühl, dass er ein wenig bekloppt ist, aber wir glauben gleichzeitig auch, dass er das selbst wirklich glaubt. Er ist keine Gefahr für irgendwem, er tut niemanden auch direkt etwas. Er hat ganz normale Streitigkeiten mit seiner Freundin, seinen Kindern, Kumpels usw. Doch er redet sich eben immer wieder mit genau diesen Dingen heraus.
Wenn er mal etwas im Vorfeld weiß, wozu Menschenkenntnis ausreichen würde, legt er das automatisch auch wieder auf die Goldwaage und behauptet, dass sein „Freund“ dafür verantwortlich ist. Er nennt seinen „Dämon“ Freund und meint selber, er habe ihn kontrolliert, sodass er nur noch äußerst selten zum Vorschein kommt.
Jetzt mal im Ernst. Was sollen wir darauf eigentlich sagen? Sollen wir den Bekannten ernst nehmen oder einfach reden lassen? Kann es sein, dass er das nur vorspielt oder glaubt er das wirklich selber?
Die gewählte Rubrik passt hier ja wirklich gut. Ob dein Bekannter das wirklich glaubt oder nur als dauerhafte bequeme Ausrede nutzt im Wissen, dass es Blödsinn ist, kannst du sicher besser beurteilen als wir hier. Ich tendiere aber gefühlt eher dazu, dass er sich diesen Glauben wirklich über die Jahre angeeignet hat.
Hat denn nie jemand mit ihm geredet, dass er vielleicht mal mit jemandem sprechen sollt? Aber okay, das wird vermutlich auch nichts bringen, in 25 Jahren hat sich das so verfestigt, dass ich bezweifele, dass da noch groß was zu machen ist. Es ist ja auch sehr bequem für ihn und eine Entschuldigung für jegliches Fehlverhalten. Ich würde ihm das als gute Freundin oder Partnerin nicht durchgehen lassen. Mich wundert auch, dass ihr das kommentarlos hinzunehmen scheint, ohne dass jemals jemand ihn konfrontiert hat.
Wir haben damals in der Jugend eigentlich gerne ihn damit aufgezogen. Logischerweise haben wir ihn für bekloppt erklärt und auch das eine oder andere Mal mitgeteilt, dass man sich fragen muss, ob er vielleicht eine „Vollmeise“ habe. Er ist ein netter junger Mann, aber sorry, irgendwann langt es auch wirklich, sodass man sich echt fragen muss, was geht eigentlich vor.
Seine Freundin hat ihn sogar verboten, nur im Ansatz dieses Thema anzuschlagen. Sie hat zum einen die Nase von seinen Ausflüchten in dieses Gespräch voll, um doofe Fehler zu begründen und gleichzeitig glaubt sie ihn nicht und nicht zu vergessen sagt sie, dass man ihn für bescheuert halten muss, wenn er das sagt. Sie will nicht, dass er am Ende in die Klapse gebracht wird.
Eine Freundin von mir, die Therapeutin ist hat mir mal erzählt, dass es durchaus sein kann, dass jemand sich über all die Jahre hinweg das Glauben angeeignet hat, dass seine Wahrheit wirklich die Realität ist. Das ist durchaus möglich und vom Erzählen sowie Hören & Sagen vermutet sie auch in etwa, dass er durchaus selbst das bewusst so glaubt und längst nicht mehr wahrnehmen kann, dass es nicht stimmt. Sind ja auch über 25 Jahre „glauben“ ins Land gezogen, sodass sich da durchaus etwas verfestigt hat. Offenbar jedenfalls.
Ich nehme das generell ganz locker auf, aber gleichzeitig denke ich mir manchmal auch, bohr hast du sie nicht mehr alle. Er ist eben ein Kollege, den wir hier alle teilweise seit über 25 bis 30 Jahren kennen. Wir haben damit zu leben gelernt und er fängt anders als früher, damit ja nicht alle paar Minuten an, darüber zu labern.
Es fällt halt nur etwas schwer, ihn überhaupt richtig ernst zu nehmen, was ich ihm aber auch letzte Woche schon mitgeteilt habe. Doch auch in Einzelgesprächen kommt dasselbe Dingen. Er glaubt es offenbar wirklich und vielleicht hat er auch gemerkt, dass in der Vergangenheit dadurch von manch einen mehr Aufmerksamkeit zustande kam wie Neugierde und es genossen? Ich weiß es nicht.
Beauftragt einen Schauspieler einen Exorzismus an ihm vorzunehmen, Nachts auf einem Feld mit Kerzen und Weihwasser, mit allem was dazugehört. Danach kann er diese Ausrede nicht mehr bringen und muss dann wohl mit der Geschichte der Austreibung demnächst für Unterhaltung sorgen.
So einer würde mich gehörig auf die Nerven gehen und ich bin mir nicht sicher ob er eine Einladung zum nächsten BBQ bekommen würde.
Das Verhalten hat sich einfach festgesetzt. Er glaubt nicht mehr daran, dass es anders sein könnte und sieht sich so als normal an, weil es für ihn in seiner Realität einfach so ist. Warum er sich so auf dieses Thema versteift ist in der Analyse sicherlich interessant. Vielleicht kann er nicht zu sich stehen, kann nicht mit Fehlern umgehen, wer weiß.
Letztendlich ist dieser Dämon auch ein bisschen Schutzschild und sicherlich eine psychische Stütze. Da er nun schon so lange dieses Verhalten an den Tag legt würde ich ihm schon zu einer Therapie raten, damit er seinen Dämon loswerden kann und man dahinter kommen kann, was der Auslöser ist und wie man das für ihn psychisch angenehmer gestalten kann. Als normal empfinde ich es nicht, wenn sich jemand einredet einen Dämon in sich zu haben.
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