Bei zu viel Stress einfach nicht mehr runterkommen?

vom 11.01.2018, 10:01 Uhr

Stress soll man mit einer Welle vergleichen können, die immer weiter ansteigt und normalerweise dann auch irgendwann wieder abfällt. Bei manchen Menschen ist es aber so, dass diese eben nicht so einfach wieder runter kommen und den Stress abbauen können. Das kann sich dann in körperlichen Beschwerden zeigen und auch durch Schlafmangel und das der Mensch dann viel grübelt.

Stress kann ja durchaus schädlich sein, wenn sich der Körper davon nicht wieder erholt. Ich frage mich, was man machen kann, wenn man den Stress nicht abbauen oder reduzieren kann. Muss man dann Methoden erlernen, wie man entspannen und Stress abbauen kann? Helfen in solchen gravierenden Fällen dann nur irgendwelche Medikamente?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde diese Frage total überflüssig und bescheuert. Was soll man bei Stress schon machen? Man lokalisiert die Stressoren und arbeitet daran. Was bringt es einem, wenn man nicht an der Ursache arbeitet, sondern nur an der Stressbewältigung? Es bringt gar nichts, denn wenn man Pech hat, werden die Trigger entsprechend größer, sodass die üblichen Taktiken zur Stressbewältigung nicht mehr funktionieren. Das liegt doch klar auf der Hand, was da zu tun ist. Ich verstehe nicht, was es da zu diskutieren gibt. Das ist für mich die selbstverständlichste Handlung überhaupt. Wenn man Hunger und Durst hat, agiert man doch auch entsprechend.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Burnout ist zwar ein Modewort, bezieht sich aber genau auf das Problem, dass manche Zeitgenossen irgendwann so lange durchgehend gestresst sind, dass sie es auch in Pausen nicht mehr schaffen, sich zu erholen. Entweder sie machen prinzipiell keine Pausen oder sie denken schon an den nächsten Berg Arbeit oder sie sind körperlich und psychisch so fertig, dass sie gar keine Energie mehr für schöne Dinge haben und außer rotieren und völlig erschöpft die Wand anstarren gar nichts mehr kennen.

Wenn man nicht rechtzeitig die Notbremse zieht, kommt irgendwann der Zusammenbruch, und wenn man im Krankenhaus oder auf Reha ist, wird man gezwungen, sich zu entspannen und ich nehme an, dass man sich irgendwann auch wieder daran gewöhnt, nicht auf 110 Prozent jenseits der persönlichen Leistungsgrenze zu laufen. Ich habe im Fernsehen mal eine Reportage über die Therapie von Burnout gesehen, in der die Patienten quasi ärztlich verordnet bekommen haben, einfach mal in den Wald zu gehen und die Bäume anzuschauen.

Offensichtlich gibt es also auch durchaus therapeutische Möglichkeiten, wieder Entspannung und Ruhe kennenzulernen und zuzulassen, ohne gleich wieder Stress wegen Schuldgefühlen zu bekommen. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass manche Betroffenen lieber Medikamente nehmen, weil sie so tief in ihrer Stress-Spirale stecken, dass sie keinen anderen Ausweg sehen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Es gibt Stress, von dem man nicht runterkommen kann, weil er nicht an äußeren Umständen, sondern am inneren Erleben festzumachen ist. Das ist übrigens die weitaus schlimmste Form, weil es kein Entkommen gibt. Wenn jemand zum Beispiel immer Angstzustände hat, die sich jeder Behandlung entziehen, und auch das gibt es, dann hat man nicht mehr viele Handlungsoptionen.

Auch Stress in Form von inneren unlösbaren Konflikten gehört dazu. Es gibt im Leben Situationen, die man von außen nicht oder nur sehr schwer ändern kann und wo die Stressbewältigung zu einer echten Aufgabe wird. Das sind dann die Sachen, von denen man wirklich nur noch sehr schwer runterkommt. Unter Umständen helfen da nicht mal harte Benzodiazepine.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Ich finde diese Frage total überflüssig und bescheuert. Was soll man bei Stress schon machen? Man lokalisiert die Stressoren und arbeitet daran. Was bringt es einem, wenn man nicht an der Ursache arbeitet, sondern nur an der Stressbewältigung?

Nicht jeder Stressauslöser lässt sich aber mal eben so bearbeiten oder vielleicht auch beseitigen. Es gibt Stressfaktoren die sind ausschließlich von außen beeinflusst auf die man selber aber weniger Einfluss hat, unter Umständen sogar gar keinen Einfluss und genauso gibt es auch innere Stressfaktoren, die man auch nicht einfach mal so abstellen kann oder im Handumdrehen bearbeiten kann.

Ich stelle mir jetzt die völlig gestresste Mutter vor, die neben Kindererziehung noch einen Job hat, weil es anders einfach nicht geht. Soll diese Mutter dann die Kinder abgeben? Oder vielleicht den Job aufgeben um sich dann jeden Tag Gedanken zu machen, wie sie die Kinder ernährt? Beides läßt sich da nicht einfach mal so ändern oder direkt in der Ursache bekämpfen.

Es ist immer so leicht gesagt, das man dann mal eben an der Ursache arbeiten soll, aber nicht an allem lässt sich so einfach arbeiten oder der Beginn dieser Änderung bedeutet nochmal deutlich mehr Aufwand, was die völlig gestresste Person unter Umständen auch noch als unlösbar ansieht.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


StarChild hat geschrieben:Ich stelle mir jetzt die völlig gestresste Mutter vor, die neben Kindererziehung noch einen Job hat, weil es anders einfach nicht geht. Soll diese Mutter dann die Kinder abgeben? Oder vielleicht den Job aufgeben um sich dann jeden Tag Gedanken zu machen, wie sie die Kinder ernährt? Beides läßt sich da nicht einfach mal so ändern oder direkt in der Ursache bekämpfen.

Tut mir Leid, aber ich fürchte dein Beispiel ist falsch gewählt. Denn gerade bei alleinerziehenden Müttern, die noch dazu arbeiten müssen, ist der Stress oftmals selbst gemacht und da lässt sich der Stressfaktor sehr gut ausschalten, weil man gerade in der Situation sehr wohl Einfluss auf das hat, was einen stresst und das auch ohne den Job zu wechseln oder die Kinder zur Adoption frei zu geben.

Ich führe seit knapp 20 Jahren eine persönliche Feldstudie durch, die zufälligerweise alleinerziehende Mütter und ihren Alltag thematisiert. Dabei habe ich gut ein Dutzend Mütter befragt, beobachtet und mich nach ihrem Stressempfinden sowie Bewältigungsstrategien erkundigt. Manche Mütter haben nicht mal Unterhalt vom Kindsvater bekommen. Dennoch habe ich festgestellt, dass manche deutlich weniger gestresst waren als andere. Woran liegt das? Irgendetwas müssen die ja "richtig" gemacht haben, trotz Job nebenher.

Ich habe festgestellt, dass bei Alleinerziehenden oftmals die eigene perfektionierte Anspruchshaltung Schuld ist am ganzen Stress. Denn Alleinerziehende wollen unbedingt beide Elternteile ersetzen und verbringen daher jede freie Minute mit dem Nachwuchs. Dann wird noch geackert, um dem Kind finanziell etwas bieten zu können. Hinzu kommt, dass sie oftmals denken, wirklich alleine klarkommen zu müssen und das setzt die ganze Stressspirale in Gang. Denn das führt dazu, dass man unausgeglichen ist, zu wenig Zeit zur Erholung und zum Energie auftanken hat und dann auf Arbeit entsprechend fehlerhaft und gestresst reagiert und auch in der Kindererziehung. Wenn dann noch ein schlechtes Zeitmanagement dazu kommt, ist ein Burnout und chronische Überlastung vorprogrammiert. Das kommt auch vom eigenen Anspruch des Überperfektionismus.

Es bringt nichts, jede freie Minute mit dem Nachwuchs zu verbringen, wenn man dabei keine Pause macht und das nur, wenn man ansonsten ein schlechtes Gewissen bekommt, da man meint, das Kind zu vernachlässigen. Ich kenne Alleinerziehende, die dann Spielegruppen organisieren, sodass das Kind auch mal fremdbetreut wird und man Zeit für andere Dinge hat.

Laut meinen Beobachtungen und Erfahrungen erledigt sich dieser Stress oftmals von selbst, wenn man sich auch mal Zeit für sich selbst schafft, lernt, Hilfe anzunehmen und Aufgaben zu delegieren und outzusourcen. Soll heißen, man fragt auch mal die Oma, Freundin oder wen auch immer, ob diese babysitten kann. Wenn man niemanden aus dem Umfeld hat, dann gibt es auch die Möglichkeit, das Jugendamt nach "Leih-Omas" zu fragen, die kostenlos babysitten, wenn man Bedarf hat. Nur ausgeglichene und zufriedene Eltern, sind gute Eltern. Denn Stress überträgt sich auch auf das Kind und verursacht da Folgen für die persönliche Entwicklung und Gesundheit.

StarChild hat geschrieben:Es ist immer so leicht gesagt, das man dann mal eben an der Ursache arbeiten soll, aber nicht an allem lässt sich so einfach arbeiten oder der Beginn dieser Änderung bedeutet nochmal deutlich mehr Aufwand, was die völlig gestresste Person unter Umständen auch noch als unlösbar ansieht.

Mir erschließt sich nicht, was gerade bei deinem Beispiel mit den Alleinerziehenden so schwer daran sein soll, an den Ursachen zu arbeiten. Gerade durch meine Feldstudie weiß ich, dass es einfach Einstellungssache und eine Frage des Managements ist und gar nicht mit so viel Aufwand verbunden ist. Das größte Hindernis ist hierbei die eigene Anspruchshaltung und der Perfektionismus und das lässt sich als Ursache ausradieren, wenn man nur möchte. Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe. :wink:

Ich kenne Alleinerziehende, die arbeiten und dann noch zusätzlich ein Studium begonnen haben und sich alles andere als gestresst fühlen. Eben aus dem Grund, weil sie gelernt haben, ihre Zeit entsprechend zu managen, Prioritäten zu setzen und ihre innere Einstellung und Anspruchshaltung zu überarbeiten. Daher ist dein Beispiel für mich schon ein Fall aus der Kategorie, dass sich Stress sehr leicht beseitigen lässt, wenn man an den Stressoren arbeitet. Hast du noch mehr so gute Beispiele?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^