Babyklappen doch nicht so anonym, wie man erhofft?

vom 30.12.2017, 11:23 Uhr

Ich lese manchmal in den Zeitungen, wenn mal ein Baby in einer Babyklappe abgegeben wurde und wundere mich dann immer, warum dann auch eine Beschreibung des Babys dabei ist, ob es ein Junge oder Mädchen ist, wie groß und wie schwer es ist und auch, dass die Polizei verpflichtet ist nach der Mutter zu suchen. Das kann man auch hier nachlesen.

Dann wundert man sich noch, dass die Babyklappe so selten genutzt wird und immer noch Babys ausgesetzt oder gar ins Ausland verkauft werden, wenn man damit rechnen muss, dass es doch nicht so anonym ist, wenn man das Baby in die Babyklappe legt, weil man sich da erhofft, dass es ihm gut geht und man in Ruhe auch nachdenken kann, wie es weiter gehen soll. Denn man hat ja dann 8 Wochen Zeit das Baby doch zu sich zu holen.

Ich habe aber dann auch gelesen, dass es eine Odyssee für die Mutter sein soll, wenn sie sich dann doch für das Baby entscheidet. Denn so wie ich vor einiger Zeit mal gelesen habe, ist es dann gar nicht mehr so einfach für die Mutter, das Kind wieder zu bekommen. Vor einigen Jahren habe ich auch in einer Zeitung gelesen "Mutter des Babyklappenbabys gefunden". Dabei wurde dann sogar ein Bild veröffentlicht mit schwarzem Balken über den Augen. Jeder, der die Frau kannte, konnte sie dennoch erkennen. Es hieß damals in dem Artikel, dass der Frau nun eine Strafe erwartet, weil sie das Kind praktisch ausgesetzt hat. Denn die Babyklappe schützt nicht vor Strafe.

Was soll das? Wundert man sich da noch, dass Babys lieber ermordet und im Garten vergraben werden? Sorry, das mag zwar hart klingen, aber da ist es wahrscheinlicher nicht erwischt zu werden als wenn man ein Baby in die Klappe legt. Warum ist es nicht doch anonym? Warum bekommt eine Mutter das Kind dann nur mit Schwierigkeiten wieder zurück, wenn sie es sich anders überlegt? Warum fandet man nach der Mutter, die sich selbst erst mal über alles klar werden muss? Warum wird so ein Fall so sehr in der Presse breitgetreten?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich wusste gar nicht, dass eine Babyklappe nicht so anonym ist, wie man immer denkt. Ich habe auch angenommen, dass die Mutter keine Strafe zu befürchten hat und auch nicht nach ihr gesucht würde. Ich denke auch, dass man sich da nicht wundern muss, wenn viele verzweifelte Mütter die Babyklappe nicht in Anspruch nehmen. Da sollte sicherlich nochmal überdacht werden, ob man das zukünftig nicht anders regeln kann. Ich denke, dass viele Mütter von solchen Meldungen dann auch eher abschreckt sind und die Babyklappe daher nicht nutzen möchten.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Das ist doch ein alter Hut. Es fehlt an einer gesetzlichen Regelung dafür. Es ist einfach so, dass jedes Kind seine Herkunft kennen muss. Deshalb schreibt der Gesetzgeber vor, dass zumindest die Mutter zwingend in der Geburtsurkunde vermerkt werden muss.

Deshalb sind nicht nur die Eltern verpflichtet, jede Geburt anzuzeigen. Auch jeder, der von der Geburt weiß oder zugegen war, muss handeln. Das betrifft beispielsweise Hebammen und Ärzte, aber auch Krankenhäuser sind zur Meldung verpflichtet.

Und jetzt kommt der Haken. Für eine vertrauliche Geburt hat der Gesetzgeber das Personenstandsgesetz angepasst. Da kann die Meldung mit dem Pseudonym der Mutter und dem gewünschten Vornamen des Kindes erfolgen. Da die Identität bekannt, aber unter Verschluss ist, geht das. Für die Babyklappe hat der Gesetzgeber aber keine Regelungen getroffen, deshalb muss ermittelt werden.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ehrlich gesagt war mir das so auch nicht bewusst, aber wann beschäftigt man sich schon mal mit dem Thema? Ich finde es nachvollziehbar, dass das Kind eben wissen sollte, wer die Mutter ist und man das Ganze dann doch nicht so anonym laufen lassen kann, aber letztendlich habe ich mir nie dazu tiefergehend Gedanken gemacht. Für mich war so eine Babyklappe auch nie ein Thema.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wir haben damals in der Schule zum ersten Mal von Babyklappen gehört und dass sie nicht anonym sind bzw. die Polizei sogar nach den Müttern sucht und das Strafen dafür erteilt werden können, war mir auch nicht bewusst. Ich habe mich mit dem Thema zwar bislang kaum beschäftigt, nahm aber an, dass dies eine Alternative für verzweifelte Mütter bieten soll und das die Babyklappen legal und anonym sind. Ich nehme an, es gibt Gesetze und Gründe, warum das nicht so einfach funktionieren kann, aber dass verzweifelte Menschen darin dann nicht wirklich eine Alternative sehen, sollte dann wirklich keinen überraschen.

cooper75 hat ja erklärt, dass die gesetzliche Regelung fehlt. Es macht schon irgendwie Sinn, dass man die Herkunft des Kindes trotzdem klären muss, aber warum bietet man dann überhaupt eine Methode an, bei der die Frau das Kind weggeben kann, ohne in diesem Moment kenntlich gemacht zu werden?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Frauen haben trotz besserer Regelungen als früher bis heute die goldene Popokarte, wenn sie schwanger werden und keinen Nachwuchs wünschen. Wobei eine Schwangerschaft rechtlich dann beginnt, wenn sich die befruchtete Eizelle eingenistet hat. Weshalb eine Spirale oder die Pille danach unkritisch sind.

Man darf die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern. Ab dann ist es vorbei. Das geht mit dem Schwangerschaftsabbruch los. Denn der ist rein rechtlich gesehen verboten. Man hat ihn in Deutschland nicht erlaubt, er ist nur unter bestimmten Voraussetzungen straffrei. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Rein rechtlich begeht die Frau weiterhin eine Straftat, die wird nur nicht verfolgt.

Bekommt man das Kind und möchte es nicht behalten, wird es nicht besser. Wer anonym entbinden möchte, muss sich offenbaren. Und wer eine Babyklappe nutzt, wird gesucht. Natürlich ist das ein sensibles Thema, bei dem es nicht nur um die Rechte der Frauen geht. Und eigentlich geht es gar nicht anders, als immer eine Seite zu benachteiligen. Trotzdem bleibt bei allen Fortschritten ein Problem für Frauen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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