Inwieweit beschäftigt euch die Arbeit im Privatleben?

vom 17.07.2016, 17:45 Uhr

Dass die Arbeit einen zu Hause noch beschäftigt, kommt nicht selten vor. Oft gibt es so viel zu tun, dass man auch noch zu Hause etwas machen muss, da man es sonst alles nicht mehr schaffen würde. Oft kann man sich aber auch Arbeit mit nach Hause nehmen, wenn man es lieber mag, zu Hause zu arbeiten, als eben bei der Arbeit. Die Arbeit kann einen aber auch in dem Sinne noch im privaten Bereich beschäftigen, indem man über bestimmte Dinge immer wieder nachdenken muss und sie nicht richtig verarbeiten kann.

Inwieweit beschäftigt euch eure Arbeit im Privatleben? Beschäftigt sie euch in dem Sinne, indem ihr zu Hause immer etwas für die Arbeit macht oder eher in dem Sinn, indem ihr immer wieder darüber nachdenken müsst? Oder trifft nichts davon auf euch zu?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich denke nicht mehr viel über meine Arbeit zuhause nach. Dieses musste ich aber erst lernen, weil sonst gehst du in einigen Berufsgruppen kaputt. Ich arbeite mit sozial schwachen Kindern zusammen, wo einiges zu Hause im argen liegt. Zum Anfang hab ich manchen Fall gedanklich mit Heim genommen. Das führt aber zu Konflikten in der eigenen Familie. Meine Kinder und mein Mann haben nicht wirklich verstanden, warum ich nicht loslassen konnte.

Da ich ein Quereinsteiger in diesem Beruf war, fragte ich meine erfahrenen Kollegen, wie sie es handhaben. Dabei gaben sie mir den Rat, ich soll den Kindern in meiner Arbeitszeit schöne Erlebnisse schaffen. Wenn die Kids in der Einrichtung lachen, darf ich zufrieden mit mir sein.

Dieser Rat hat mir sehr geholfen privates und berufliches klar abzugrenzen. Ich bin körperlich und seelischer erholter, weiterhin auch zufrieden in meinem Job. Aber, dass wichtigste das die Familie wieder einen gemeinsamen Nenner gefunden hat.

» flori0502 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich musste nur hin und wieder etwas zu Hause machen, allerdings hatte das dann mehr mit meiner Ausbildung als der Arbeit als solchen zu tun. Ich habe jedoch den Ärger und die Vorkommnisse meist mit nach Hause genommen und viel darüber nachgedacht. So konnte ich dann auch oftmals nicht zur Ruhe kommen. Leider war Mobbing im Betrieb ein großes Thema und auch wirklich auf der Tagesordnung dort. Da ist es sicherlich verständlich, dass man das auch irgendwo mit nach Hause nimmt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Puh, die Frage ist wohl wie für mich gemacht. Privatleben? Ich habe eines ohne Frage, aber mein Beruf ist derart stressig geworden, dass ich vieles mit nach Hause nehme. Gerade gewalttätige Tage mit viel Polizeieinsatz sind heftig. Wobei, wenn ich heute zur Arbeit komme und eine Frau mal wieder brutal verprügelt wurde, betrifft mich das auch sehr heftig. Ich habe mich für den Beruf der Streetworkerin eher unfreiwillig entschieden und das ich indirekt eigentlich nur im Milieu bin, auch mal mit Obdachlosen, Drogenabhängigen & Co zu tun habe, ist das ziemlich verworren.

Wie soll man denn nach Hause gehen, wenn man manchmal Geschichten hört, wo man eigentlich selber nur heulen will? Wie soll man blutig geprügelte Frauen und deren Gesichter vergessen? Wie soll man dreckige Zuhälter vergessen, die mit Druck arbeiten und unter uns leben, als sei es das normalste der Welt? Ist alles nur schwer zu ertragen und das sind ja nur ein Teil dessen Thematiken, mit denen ich tagtäglich, wenn kein Urlaub usw. zu tun habe.

Das sind nicht immer schöne Erinnerungen und das ist leider ein Problem. Auch als ich das eine oder andere Mal im Frauenhaus drin war, muss man schon wirklich heftig schlucken. Da sind Storys, die fernab jeglicher gelebten Realität stattfinden und das alles teilweise ohne wirklich den Opferschutz berücksichtigt zu wissen, die Täter stehen noch vor den Frauenhäusern und machen den Damen Angst und mehr. Das ist alles manchmal heftig.

Ich hatte mal vor 3 Jahren einen homosexuellen Mann gehabt, der ebenfalls auf den „Strich“ ging. Bei uns gibt es da gewisse Anlaufstellen, die verändern sich aber regelmäßig, weil sie natürlich nicht legal sind. Was der mir teilweise von seinen ekelhaften Freiern erzählt hat, vergesse ich wohl nie.

Hinzu kommt, mich grüßen gewisse Damen aus der Branche auch im Alltag oder Obdachlose usw. Wer also nicht wüsste, welche Kreise ich bei meiner Arbeit durchziehe, der würde denken, mit was für ein Pack rennt die denn rum. Jeder weiß das und da mache ich kein Geheimnis heraus, weil ich grüße zurück und rede auch! Ich gehe nicht einfach weiter, nur weil es jetzt keine Arbeit ist, sondern privat! Wer mich also im Moment als Partnerin hat, hat mich auch sowohl privat als beruflich. Es geht nun einmal nicht anders.

Ihr geht ja auch nicht am Arzt vorbei ohne ein „Hallo“. Das bei mir das Hallo manchmal auch im „wie geht’s dir“ oder hast du mal eine Telefonnummer etc endet und? Ich bin da locker. Es sind Menschen, die meine Hilfe brauchen und benötigen, da bin ich da. Mehr als für mich selber, aber so war ich immer, seit ich denken kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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