Ersetzt ein Psychologe das persönliche Tagebuch?
Psychologen sind ja dazu da, dass sie einem bei psychischen und emotionalen Problemen helfen. So kann es durchaus sein, dass man mit einem Psychologen sein sehr intimes Gefühlsleben bespricht und dieser Seiten zu sehen bekommt, die man sonst keinem Menschen zeigen wollen würde. Das alles natürlich unter der Voraussetzung, dass das Vertrauensverhältnis entsprechend intakt ist.
Aber kann man wirklich soweit gehen und behaupten, dass die persönlichen Tagebücher zunehmend überflüssig werden, weil man im Prinzip dem Psychologen genau das anvertraut, was man ansonsten ins Tagebuch schreiben würde? Oder ist das kompletter Unsinn, da der Psychologe ja nicht jeden Tag greifbar wäre wie ein Tagebuch?
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass das Niederschreiben, egal in welcher Form, es einfacher macht, Gedanken auch mal aus dem Kopf zu bekommen. Das hat mir meine Psychologin vor Monaten geraten. Wenn ich jetzt zum Beispiel nicht schlafen kann, weil der Kopf viel aufarbeitet, dann schreibe ich es nieder. Ob das ein Tagebuch sein muss, oder wie bei mir, einfach ein Blatt, was ich dann zerknülle und wegschmeiße, ist vermutlich egal.
Ich hatte heute auch ein sehr unangenehmes Telefonat und habe mich dann bei einer Bekannten schriftlich ausgekotzt. Das würde mir sonst immer noch im Kopf rumschwirren und ich käme nicht dazu, etwas anderes zu machen, wäre wütend, etc.
Das ein Psychologe viel weiß, teilweise besser, als der Partner, oder beste Freund/beste Freundin, ist irgendwann so. Aber da man nicht jeden Tag bei ihm ist, macht es schwierig, in der kurzen Zeit alles ansprechen zu können. Daher ist es bei mir persönlich immer angenehmer, auch mal ne halbe Stunden zu investieren, mich schriftlich auszukotzen, die Gedanken auf ein Blatt Papier zu knallen und mich dann davon zu verabschieden.
Was mich dann immer noch beschäftigt, packe ich dann in meine Sitzung und das reicht zum Glück immer mehr aus.
Der Psychologe ist an sich ein Ratgeber. Ich erzähle meinem Psychotherapeuten schließlich nicht, dass ich aus Liebeskummer gerade einen Zehnerpack Schokoladenmuffins verdrückt habe oder dass ich heute Morgen die Unterhose gewechselt habe. Das sind so Dinge, die in ein Tagebuch gehören und die ich einem Psychologen nicht erzählen würde.
Außerdem kann man in ein bis zwei Stunden Psychotherapie nicht die kleinen Probleme des Lebens angehen, sondern arbeitet eher an den Brocken, die einem auf dem Herzen laste. Daher ist das Tagebuch nicht überflüssig und der Psychologe ist auch kein persönliches Tagebuch. Es wird immer Dinge geben, die man einem Psychologen nicht anvertraut, sondern lieber direkt aus dem Kopf schreibt und es dann verschwinden lässt. Ein Tagebuch ist zudem auch eine Art der Selbstreflexion, eine Art, die einem der Psychologe nicht zu geben vermag.
Wenn die Frage jetzt umgekehrt gestellt worden wäre, nämlich, ob ein Tagebuch einen Psychologen ersetzen würde, dann wäre das sehr wahrscheinlich mit "ja" zu beantworten. Denn ein Tagebuch ersetzt eigentlich einen imaginären Gesprächspartner, dem man seine Sorgen anvertrauen kann.
Vielen Menschen geht es primär darum, dass sie sich etwas von der Seele reden oder schreiben können und ihnen geht es gar nicht so sehr darum, dass sie sich eine Lösung für das Problem erwarten. Vielfach hilft es, dass jemand da ist, der zuhört. Bei einem Tagebuch hört zwar niemand zu, aber man kann ihm trotzdem alles anvertrauen.
Außerdem ist es eine Art der Verarbeitung, seine Sorgen und Ängste und Erlebnisse nieder zu schreiben. Mir hat das in meiner Vergangenheit sehr geholfen. Während meine Freundinnen Erfahrungen mit Psychologinnen gemacht haben, die leider nicht so positiv waren. Oft braucht es gar keinen Psychologen.
Ideal wäre es wahrscheinlich, eine gute Psychologin oder einen guten Psychologen zu finden, und die beiden Komponenten, also die Psychotherapie und das Tagebuch miteinander zu verbinden.
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