Welche Maßnahmen bei Personalmangel in Justiz sinnvoll?

vom 05.01.2018, 06:50 Uhr

Der Deutsche Richterbund hat vor kurzem vor einem dramatischen Personalmangel in der Justiz gewarnt und hält die Einstellung und Beschäftigung von weiteren 2000 Richtern und Staatsanwälten für eine intakte Justiz für zwingend erforderlich. Es ist sogar anzunehmen, dass sich die Situation noch verschärfen wird, wenn in den kommenden 10 bis 15 Jahren eine Pensionierungswelle einsetzen wird und die Baby-Boomer dann in den Ruhestand gehen.

Welche Maßnahmen wären erforderlich, um den Personalmangel in der Justiz zu begrenzen, auszugleichen und sogar vorzubeugen? Ist eine berufliche Laufbahn in der Justiz viel zu unattraktiv? Sind die Studienplätze zu stark begrenzt? Oder fehlen schlicht und ergreifend die Gelder, um das Personal zu beschäftigen? Wo liegt eurer Ansicht nach die Ursache dieses Problems und wie lässt es sich am schnellsten und effektivsten beheben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Vielleicht schreckt es viele ab, dass Berufe in der Justiz auch gefährlich sein können. Ich meine aber, dass Richter und Staatsanwälte durchaus einen guten Verdienst haben, daher denke ich nicht, dass es am Lohn oder Gehalt liegt, dass wenig Nachwuchs in dem Bereich zu finden ist.

Es mag ja auch sein, dass die Ansprüche zu hoch sind und viele die den Berufszweig wählen möchten, einfach die Anforderungen nicht erfüllen können. Vielleicht sollte man da mal genauer hinschauen. Ansonsten kann ich mir auch nicht so recht erklären, woran es liegt, dass es in der Justiz Personalmangel gibt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Der Personalmangel kommt ja im Grunde auch nicht einfach so über Nacht, sondern hat sich seit Jahren angekündigt. Der hat sich durch viele Einsparungen und wenig Förderung der Justiz natürlich schon länger abgezeichnet und das obwohl der Aufwand vor Gericht immer der Gleiche blieb und mittlerweile sogar deutlich höher sowie heftiger ist.

Jetzt mit Bestehen von Flüchtlingskrisen und wo auf einmal jeder von denen ein Anwalt zur Seite kriegt, um gegen Abschiebungen und abgelehnte Asylanträge zu klagen - fehlt schon in diesem Justizbereich Maus und Kegel. Die Richter kommen mit Vorarbeit, Nacharbeit und Verhandlung kaum nach, aber das hätte man wohl befürchten können oder? Richter und Justiz können da auch wenig für, sondern kommt das Problem ja von ganz oben aus der Politik.

Dann ist seit Jahren der Rechtsstaat auch irgendwie zur Lachnummer mutiert, sodass vielen Nachwuchsjuristen einfach auch der Glaube und Mut etwas zu Bewegen fehlt. Clans und Großfamilien verurteilen? Es passiert, aber mit welcher Vorsicht und mit welchem Aufgebot? Gewalt gegen Richter sind da keine Seltenheit, Einschüchterung der Familie usw. Möchte das wirklich jemand? Man soll den Staat rechtlich vertreten und kommt gegen diese libanesischen kranken Strukturen schon kaum an und wenn man Richter-Hart spielt, bereut man das? Ist bei uns im Pott keine Seltenheit, dass Richter von dieser Klientel bedroht werden. Da möchte ich also auch nicht sitzen.

Dann die ganzen Leute, die den Staat nicht ernst nehmen. Das gilt für Linke, Clans, Großfamilien, Deutsche & Co. Die hat man vor Gericht auch sitzen und überfüllte Gefängnisse, weil Schwarzfahrer einbuchten wichtiger ist, sorgt derweil dafür, dass Witzurteile gesprochen werden. Hier fehlen einem allgemein die Worte und wer will da noch sitzen und den Kopf hinhalten für, wenn die Politik da für vieles verantwortlich ist? Niemand.

Zum einen wurde die Justiz kaputt gespart. Zum anderen gibt es gewisse Richter, die selbst mit Staatsanwalt Angst um ihr Leben haben müssen, wenn gewisse Personengruppen vor Gericht sind, was die Nachwuchsförderung in der Justiz nicht vereinfacht und dann ist der Arbeitsaufwand oftmals größer, als die Gerechtigkeit die am Ende eigentlich siegen sollte. Wie soll man sowas noch schmackhaft machen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Die sinnvollste Maßnahme ist ganz einfach: Man müsste mal Personal einstellen! Eine Bekannte von mir ist voll ausgebildete Volljuristin und würde gerne im Staatsdienst als Staatsanwältin arbeiten. In ihrem Referendat, wo sie dort schon lange gearbeitet hat, hat sie dort auch Bestnoten bekommen. Trotzdem wurde sie nicht genommen - weil ihr Staatsexamen insgesamt nicht so toll ausfiel. Ihre nicht so tollen Noten hatte sie jedoch nur in Fächern, die sie als Staatsanwältin nicht wirklich braucht.

Sie hat also die Ausbildung, sie will dort arbeiten und als sie dort gearbeitet hat, hat sie tolle Arbeit geleistet. Aber es wird eben nicht eingestellt! In den Staatsdienst darf nur die Creme de la Creme, die aber da noch nicht mal wirklich gute Arbeit leistet, weil es meist totale Theoretiker sind, da nur die gute Noten bekommen.

Wir haben die Fachkräfte, es gibt viele arbeitslose Juristen bzw. die als Quereinsteiger in fremden Berufen arbeiten oder die sich als Rechtsanwälte so gerade eben über Wasser halten. Die sinnlosen, starren Regeln für die Einstellungen sollten nur mal aufgelockert werden und durch sinnvollere ersetzt werden.

Ähnlich dürfte es in den anderen Justiz-Berufen aussehen. Die Zeiten haben sich eben geändert. Man geht nicht mehr unbedingt mit 16 in eine Ausbildung oder schließt mit 25 ein Studium mit einem tollen Abschluss ab und arbeitet dann lebenslang im Staatsdienst. Es gibt viele, die später anfangen oder auch tolle praktische Arbeit leisten können, aber eben nicht so tolle Noten im theoretischen Bereich haben, weil sie vielleicht auch Prüfungsangst haben oder etwas bei der Prüfung nicht so toll lief. Oder die erst später ihre Berufung finden und in diesem Bereich gerne arbeiten würden.

Auch der Staat sollte vielleicht endlich mal von seinem hohen Ross herunter kommen und mehr Wert darauf legen, wer gute Arbeit leisten kann, anstatt nur nach Prüfungsnoten, gutem Elternhaus und Alter einzustellen. Und es sollte endlich keine Einstellungsstopps etc. mehr geben oder Arbeitsstellen monatelang unbesetzt gelassen werden. Es zeigt sich ja, dass das nur Probleme bereitet.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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