Beleidigt sein, wenn man als dick bezeichnet wird?

vom 11.01.2018, 19:37 Uhr

Herr Bär ist ein stattlicher Mann. Nicht kräftig, aber sehr korpulent. Er ist ein sympatischer Mensch, aber eben für seine Körpergröße doch ein wenig dick. Oft stößt er da auch Unverständnis. Als er neulich beim Internisten war um per Dopplertest an den Beinen den Blutdurchfluss messen zu lassen und der Arzt meinte, dass er doch abnehmen sollte, weil es schon nicht mehr schön ist, wie dick er wäre, war Herr Bär sehr beleidigt und auch verletzt.

Auch hatte er neulich ein Date mit einer Frau, die er durch eine Bekannte kennenlernte, die dann am Ende ehrlich meinte, dass er ihr einfach zu dick wäre und es wohl keinen Sinn mit ihnen hätte. Auch da war er ziemlich beleidigt.

Ich finde, dass man sowas auch diplomatischer sagen kann und dicke Menschen nicht vor den Kopf hauen soll, dass sie zu dick sind. Man kann das auch umschreiben oder eben einfach netter formulieren.

Findet ihr es verständlich, dass jemand beleidigt ist, wenn er zu dick ist? Findet ihr, dass Herr Bär sich da anstellt und einfach abnehmen sollte? Sagt ihr dicken Menschen auch unverblümt, dass ihr sie für dick haltet? Wie reagiert ihr, wenn ihr dick seid auf solche Äußerungen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann das durchaus nachvollziehen und sehe das ähnlich wie du. Ich bin der Meinung, dass man es eben umschreiben kann oder eben sagen kann, dass ein Mann einem zu stattlich ist oder ähnliches. Damit stößt man ihn sicherlich weniger vor den Kopf. Ich wäre auch gekränkt, wenn mir jemand sagen würde, dass er mich dick findet. Das Wort Dick ist ja doch irgendwie recht hart und hat einen komischen Beigeschmack. Da klingt fülliger oder korpulent schon irgendwie etwas besser. Ich würde nie jemanden absichtlich so vor dem Kopf stoßen, in dem ich ihm sage, dass er dick ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ja, da wäre ich auch ganz sicher verletzt und beleidigt und die beiden Beispiele sind sehr unfein und undiplomatisch. Die Formulierung des Arztes finde ich auch sehr unglücklich gewählt. Dass jemand dick ist, wird er selbst wissen, und dass das von vielen Leuten als nicht ästhetisch wahrgenommen wird, kann man sich auch denken, da braucht es nicht so eine Formulierung wie "das ist ja schon nicht mehr schön".

Für meine Ohren hört sich das sehr abwertend an. Natürlich muss er als Arzt auf die gesundheitlichen Folgen aufmerksam machen, aber das kann man dann auch etwas sachlicher tun. Ich persönlich habe noch nie jemandem gesagt, dass er in meinen Augen dick ist, warum sollte ich das auch? Die Leute haben ja schließlich einen Spiegel und werden es selbst wissen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Verbena hat geschrieben:Ich persönlich habe noch nie jemandem gesagt, dass er in meinen Augen dick ist, warum sollte ich das auch? Die Leute haben ja schließlich einen Spiegel und werden es selbst wissen.

Gerade die oben genannten Beispiele finde ich persönlich überhaupt nicht schlimm. Eben weil man einen Spiegel hat und selbst weiß, dass man dick ist, was ist daran dann so beleidigend und verletzend? Dann hat der Arzt doch nur die Fakten wiederholt, aber nichts Neues erzählt. Daher verstehe ich die Aufregung in diesem Kontext gar nicht.

Ich bin in dieser Hinsicht aber recht unempfindlich und hart im Nehmen. Man hat mir auch schon einige recht unsensibel formulierte Sachen gesagt, die ich aber überhaupt nicht schlimm oder beleidigend empfunden habe, was die meisten Menschen dann doch erstaunt. Für mich ist eine Feststellung von Tatsachen keine Beleidigung und jeder, der da überempfindlich reagiert sollte an sich arbeiten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn der Arzt erwähnt, dass man zu viel Hüftgold hat und das runter muss, dann muss man nicht beleidigt sein. Immerhin ist es einfach nur der Job vom Arzt. Man sollte sich eher Gedanken machen, wenn dem Arzt ein ungesunder Lebensstil auffällt, aber er dazu nichts sagt. Das würde ich viel schlimmer finden.

Wenn man aber als Mann eine Frau attraktiv findet und hofft, dass es sich auf Gegenseitigkeit beruht, dann kann man durchaus mal enttäuscht sein. Ja, vielleicht auch ein wenig beleidigt und trotzig, aber dann muss das Leben auch weitergehen. Es ist völlig normal, dass man auf Ablehnung nicht immer so gut reagieren kann.

Die Formulierung vom Arzt fand ich nicht so schlimm. "Das ist nicht mehr schön/toll/gut" und "Sie sind zu dick!" sind keine krassen Formulierungen. Da gibt es ganz andere Sachen, sprich: "Du frisst dich in dein eigenes Grab" oder sonst was. Natürlich kann man "dick" auch mit "übergewichtig" oder "adipös" umschreiben, aber man muss das auch nicht verharmlosen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann es schon verstehen, dass Herr Bär in dem Fall beleidigt war, weil das vor allem bei dem Date schon für meinen Geschmack etwas zu direkt formuliert war. Das kann man wirklich auch durchaus höflicher umschreiben und damit eben auch weniger verletzend agieren. Da muss man sich doch nur mal überlegen, wie man selber sich fühlen würde, wenn einem das bei einem Date an den Kopf geworfen würde.

Beim Arzt sehe ich das schon ein wenig anders. Sicher kann es auch ein Arzt netter formulieren, aber da zählen einfach die Tatsachen und es ist eben so, dass Herr Bär zu dick ist. Dann muss man als Arzt sicher auch nicht sagen, dass das ja schon nicht mehr schön ist. Dabei finde ich den Kommentar selber auch nicht schön und das kann man sich verkneifen.

Aber ein Arzt sollte die Dinge eben direkt ansprechen dürfen, ohne um den heißen Brei herumreden zu müssen. Und wenn ein Arzt es direkter anspricht, dann denkt man vielleicht auch eher darüber nach, etwas an der Situation zu ändern und abzunehmen. Wenn der Arzt das so verschwommen formuliert, dann ist der Anreiz vielleicht nicht so da.

Darum kann ich mir eben bei dem Kommentar des Arztes durchaus vorstellen, dass er damit den Ehrgeiz seines Patienten anstacheln wollte, damit dieser sich auf den Hosenboden setzt und eben daran arbeitet, beim nächsten Mal statt der etwas beleidigenden Äußerung ein Lob des Arztes zu bekommen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Herr Bär ist ein stattlicher Mann. Nicht kräftig, aber sehr korpulent.

Ich verstehe nicht, was das diese ganzen Umschreibungen bringen sollen. Wenn jemand dick ist, dann ist er dick, warum kann man das Kind dann nicht einfach beim Namen nennen? Wenn der Mann die Realität nicht sehen will dann sollte man ihm doch gerade offen und ehrlich gegenüber treten und die Tatsachen nicht irgendwie beschönigen oder verniedlichen.

Was bringt es denn wenn der Arzt nichts sagt und der Mann sein Verhalten dann nicht ändert und seine Gesundheit weiter schädigt? Wäre er auch schmollend aus dem Behandlungszimmer gekommen wenn der Arzt gesagt hätte, das er zu viel raucht oder seine Gesundheit auf andere Weise schädigt?

Bei einem Date kann man natürlich diplomatischer sein, das ist eine ganz andere Situation, wobei ich es aber auch nicht falsch finde wenn man es direkt anspricht wenn es aus irgendeinem Grund nicht passt. Ist doch besser als dem anderen falsche Hoffnungen zu machen.

Ich sage dicken Menschen eigentlich nicht, dass sie dick sind, weil ich davon ausgehe, dass sie das selber wissen. Ist irgendwie sinnlos das offensichtliche zu kommentieren. Und ich habe keinen Beruf in dem es Sinn macht dieses Thema anzusprechen. Aber wenn das Thema angesprochen wird dann werde ich eine dicke Frau sicher nicht als "kurvig" bezeichnen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Verständlich finde ich das nicht. Wer dick ist weiß das in der Regel. Da muss man nicht beleidigt sein. Und wenn der Arzt immer nur sagt "Ein bisschen mehr Sport würde Ihnen nicht schaden", dann wird der Patient wohl nichts ändern. Da finde ich es besser, wenn man da knallhart sagt "Sie sind zu fett, wenn Sie so weiter machen gebe ich Ihnen noch 10 Jahre".

Ich sage niemanden ob ich ihn dick oder dünn finde. Wozu auch? Genauso wenig sagen mir Leute, dass ich zu dick bin. Wozu sollen sie mir das auch sagen? Ich bin ja nicht blöd und sehe doch wohl, dass ich zu viel auf die Waage bringe.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wie formuliert man denn nett aus, dass man jemanden zu dick findet als Arzt? Ich würde da ehrlich gesagt auch kein Blatt vor den Mund nehmen und ehrlich sein. Immerhin schadet es dem Körper und da sollte man gerade als Arzt ehrlich sein. Natürlich kann man versuchen das als normale Privatperson ein bisschen netter zu sagen, aber das ändert ja auch nichts. Eine dicke Person ist nun mal dick und dazu muss man dann eben auch stehen.

Ich denke, dass man ruhig auch sagen darf, wenn man jemanden dick findet. Übertrieben gesagt muss man ja niemanden sagen er habe eine tolle Figur, wenn er 200 Kilogramm wiegt und kaum noch laufen kann. Man darf meiner Meinung nah ruhig ehrlich sein und wenn sich dann jemand angegriffen fühlt, sollte man sich Gedanken machen ob man im eigenen Körper wirklich so glücklich ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also wenn mir jemand sagen würde, oh du bist aber bisschen dicker geworden oder du hast zugenommen, kann das sein? Dann nehme ich das nicht direkt persönlich. Es ist zwar bestimmt unangenehm, selbst wenn es der Wahrheit entspricht, aber wenn dem so ist, dann ist dem eben so. Es kommt auch ganz einfach darauf an, wie man etwas sagt, in welcher Häufigkeit und vor allem, wer es sagt.

Wenn mein Freund mir alle paar Tage sagen würde, mensch Schatz bist du aber dick geworden. Dann würde mich das zum einen irgendwann wirklich nerven, zum anderen finde ich das auch dann echt übertrieben und zum anderen ist das mein Problem! Wenn er sagen würde „ey bist du fett geworden“, finde ich das mehr respektlos als beleidigend.

Ich finde gewisse Reaktionen auf meinen Körper bezogen eher gemein oder beleidigend beziehungsweise respektlos. Ich hatte nach meinen Unfall 2012 zugenommen. Da kommt doch allen ernstes ein Familienmitglied zu mir und meinte auf eine Feierlichkeit „fett biste geworden“ und ich dachte nur, dass ich nicht richtig höre.

Ich konnte froh sein, jemals wieder laufen zu können und war natürlich auch lange Zeit am Rollstuhl gefesselt und dann sowas? Ich hatte auch nicht gefressen, wie er offenbar annahm, sondern die Medikamente haben auch dazu beigetragen und alles. Das fand ich respektlos mir gegenüber, aber beleidigend? Ne nicht wirklich.

Mich kann man nur äußerst schwer beleidigen. Dick und bist du dick geworden, sind da wohl zwei Dinge, die ich ganz locker nehme. Selbst „Schlampe“ und andere Wortfetzen beleidigen mich nicht, sodass mich auch nichts im Bezug auf meine Figur wirklich beleidigt, aber respektlos finde ich so einiges. Das muss man mir zwangsläufig aber auch nicht anmerken!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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