Enttäuschend wenn ausländische Speisen den deutschen ähneln?

vom 07.01.2018, 02:12 Uhr

Mit Bekannten war ich neulich in einem Restaurant in dem eritreische und äthiopische Speisen serviert worden sind. Die Bewertung für das Restaurant war sehr gut, so dass uns die hohen Preise nicht gestört haben. Von dem Essen waren wir am Ende aber doch etwas überrascht. Meine Bekannte hat sich eine Speise genannt die als großer vegetarischer Afrika-Teller beschrieben wurde. Es war von diversen Gemüsesorten die Rede. Das ganze war sehr schön serviert, aber exotisch war das Essen nicht.

So gab es Couscous als Beilage und die Gemüsesorten waren im Ganzen Kartoffeln, Karotten, Stangenbohnen, Linsen, Tomaten, Spinat und Grünkohl. Das Gemüse war etwas unterschiedlich gewürzt und in einzelnen Portionen auf dem Teller verteilt. Irgendwie hatten wir bei afrikanischem Essen an etwas exotischere Speisen gedacht. Die Gemüsesorten waren aber irgendwie alle klassisch Deutsch. Sowas ist hier doch auch übliche Hausmannskost.

Wart ihr auch schon mal ausländisch Essen und am Ende überrascht darüber, dass sich das Essen gar nicht groß vom deutschen unterscheidet? Erwartet ihr bei ausländischen Restaurants immer etwas exotisches?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nur, weil man in ein exotisches Restaurant geht, heißt das ja noch lange nicht, dass die Zutaten, mit denen dort gekocht wird, allesamt neu und unbekannt sind. Was hat deine Bekannte denn erwartet? Tropenfrüchte und Gemüsesorten, von denen sie im Leben noch nie etwas gehört oder gesehen hat? So etwas gibt es dank der heutigen Vernetzung und Exportgesellschaft fast gar nicht mehr. Auch sind die klassischen Grundnahrungsmittel des Menschen (Reis, Kartoffeln, Mais und Co) überall auf der Welt die gleichen und werden regional lediglich verschieden zubereitet und gewürzt. Die Innovation schlechthin wird man also nicht finden, wenn man nicht gerade in einem Haushalt aufgewachsen ist, in dem von Woche zu Woche die gleichen drei Gerichte auf den Tisch kommen und jede Änderung und Neuerung des Speiseplans kategorisch abgelehnt wird.

Das, was in der Regel den "Exotik"-Faktor für unsere Geschmäcker ausmacht, sind die ungewohnten Gewürzkombinationen, die in anderen Ländern genutzt werden. Unter anderem reizt mich ja die indische Küche durch die Vielzahl an Curry-Gerichten so sehr. Aber hierbei muss man auch immer bedenken, dass Restaurants in Deutschland sich dem Geschmack und den Gewohnheiten der Einheimischen immer ein Stück weit anpassen, um bestehen zu können. Wer zum "Enchilada" geht, der braucht dort keine authentisch mexikanischen Aromen zu erwarten, denn das was in Mexiko serviert wird, würde wahrscheinlich der Großteil der deutschen Gäste nach einem Bissen zurückgehen lassen. Ich denke deshalb, dass deine Bekannte einfach zu hohe Erwartungen in das afrikanische Lokal gesetzt hat, weil sie sich unter der landestypischen Küche selber nichts vorstellen konnte, sich aber im Vorfeld vermutlich auch nicht weiter darüber informiert hat, was sie dort erwarten könnte.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich denke auch, dass es nicht zwingend zu erwarten ist, dass dann alle verwendeten Speisen total exotisch und außergewöhnlich sind. Ich denke eigentlich auch, dass sich die Gewürze bestimmt von denen unterscheiden, die in der deutschen Küche Verwendung finden. Wenn die Gewürze bei einem eigentlich exotisch anmutenden Gericht auch nicht besonders wären, dann würde ich schon enttäuscht sein.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Exotisch ist doch so was von relativ. Für manche Leute ist ein biederes indisches Restaurant, in dem Mangosoße zum Hähnchen serviert wird, schon fast von einem anderen Stern, und andere hauen sich Heuschrecken nach laotischer Art rein, weil sie alles andere schon probiert haben. Ebenso finde ich, dass die Welt auch in kulinarischer Hinsicht zusammenrückt, weswegen es immer schwieriger wird, Nahrungsmittel und Gerichte zu finden, die gerade in Deutschland nicht in jedem Supermarkt zu finden sind. Wir lassen schließlich auch Erdbeeren aus Chile einfliegen, wieso also keine Algen aus Korea oder was auch immer?

Von daher denke ich mir, dass man im Zweifelsfall zwischen "exotischer" und "authentischer" Küche unterscheiden muss. Auch die Japaner essen nicht nur Sushi, sondern auch mal ein simples Rührei, und die Leute in Äthiopien werden kaum Kaktusfeigen importieren, wenn auf ihrem eigenen Boden eben auch Kraut und Kartoffeln wachsen. Ich finde es schon ein bisschen naiv zu glauben, dass Standard-Lebensmittel wie Kartoffeln oder andere Gemüsesorten, die robust sind und in vielen Ländern gedeihen, quasi ein mitteleuropäisches Monopol darstellen und Leute aus anderen Ländern gefälligst Essen zu servieren haben, das sonst niemand kennt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Viele Speisen sind sich ja sehr ähnlich, auch wenn sie aus verschiedenen Ländern kommen. Pieroggi, Tortellini und Maultaschen sind ja auch mehr oder weniger das gleiche, kommen aber aus unterschiedlichen Ländern. Immer handelt es sich dabei aber um einen gefüllten Nudelteig. Ich denke, dass es gar nicht so extrem viele unterschiedliche Speisen gibt, dass man etwas bekommt, was man in dieser Art noch überhaupt nicht kennt, nie gesehen und nie gegessen hat.

Unterschiedliche Länder kochen im Endeffekt ja trotzdem mit gleichen Zutaten. Nur weil ich in ein mexikanisches Restaurant gehe, heißt es ja nicht, dass ich dort nur mit unbekannten Zutaten konfrontiert werde (Bohnen, Mais, Reis, Hackfleisch, Avocado) all diese Zutaten kennt man doch schon. Die Zusammenstellung und die Gewürze sind höchstens anders.

Wenn ich in ein ausländisches Restaurant gehe, erwarte ich nicht, dass ich etwas mir völlig Unbekanntes erhalte. Mir ist klar, dass es nur eine beschränkte Anzahl verschiedener Obst- und Gemüsesorten gibt und wenn man diese alle kennt, kann man gar nichts so Überraschendes bekommen. Das ist ja aber nicht schlimm. Jedes Land würzt ja doch anders und von daher kann man doch immer wieder etwas Neues probieren, auch wenn man das in einer Abwandlung schon einmal gegessen hat. Dagegen kann man ja aber auch nichts machen. Man kann sich ja nicht irgendwelche neuen Gemüsesorten aus dem Ärmel schütteln.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


In meiner Nähe gibt es auch Restaurants, die sich auf afrikanische oder Cajun-Küche spezialisiert haben, aber da sehen die Karten für mich persönlich schon exotischer aus als hier beschrieben. So ist die einzige Beilage, die ich spontan in- und auswendig kenne tatsächlich nur der Reis, viele werden sicher auch noch Couscous schon öfter gegessen haben. Aber wann isst und kocht man mit Gari, Kochbananen, Cassava, Maniok und Süßkartoffeln? Für mich ist das schon exotisch und typisch afrikanisch.

Sicher gibt es auch Sachen, die man hier auch kaufen kann wie Falafel, Garnelen oder einheimisches Gemüse, aber der Hauptbestandteil ist eben wirklich schon exotisch und die herkömmlichen anderen Sachen wie wir sie kennen sind für den europäischen Gaumen ungewöhnlich angerichtet mit speziellen Gewürzen und Kombinationen. Die hier erwähnte Zusammenstellung hätte mich jetzt vermutlich auch eher enttäuscht.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Verbena hat geschrieben:Aber wann isst und kocht man mit Gari, Kochbananen, Cassava, Maniok und Süßkartoffeln? Für mich ist das schon exotisch und typisch afrikanisch.

Also gerade Süßkartoffeln gibt es bei uns schon ab und zu, daher ist das für mich nichts, was irgendwie typisch afrikanisch wäre. Mir erschließt sich auch nicht, was an Süßkartoffeln so exotisch sein soll, aber das ist sicherlich eine Frage der Gewohnheit. Bei uns im Supermarkt gibt es jeden Tag Süßkartoffeln zu kaufen, daher gehört das für mich schon zur deutschen Esskultur, aber gut. Kochbananen gibt es bei uns zwar auch, aber es hat mich nie gereizt, diese mal auszutesten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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