Sich wie eine besondere Ausnahme fühlen?

vom 04.01.2018, 19:21 Uhr

Kürzlich stolperte ich über den Satz, dass jemand sich wie eine besondere Ausnahme gefühlt hätte. Für mich selbst kam spontan der Gedanke, so etwas nicht zu kennen, weil ich mich im Schnitt als zu banal und wenig besonders fühle, als dass ich so etwas kenne und habe dieses Gefühl auch sofort als narzisstisch motiviert eingeordnet. Wenn ich dann aber genauer nachdenke, kam es schon vor, dass ich tatsächlich auch formal gesehen eine Ausnahme gebildet habe, vor allem in der Medizin ist mir das mehrfach passiert.

Während die durchschnittlichen Menschen eine bestimmte Dosis eines Medikaments nehmen müssen, bin ich mit einem Drittel der kleinsten Menge ausgekommen und auch umgekehrt kenne ich es, dass ich auf manche Sachen gar nicht anspreche. Beim Zahnarzt bekam ich mal so viele Spritzen wegen eines Zahns, dass der Arzt meinte, bei der nächsten muss er aufhören, sonst müsse der Anästhesist kommen. Also gab es doch Momente, wo ich eine besondere Ausnahme in der Menge war. Die waren dann nur eben nicht so positiv.

Ist es jemals in eurem Leben vorgekommen, dass ihr euch wie eine besondere Ausnahme gefühlt habt oder gewesen seid, sei es im positiven als auch im negativen? Und war das dann eher ein angenehmes Gefühl, etwas Besonderes zu sein oder mehr so als sei man ein Freak oder ein Außenseiter? Ist zwangsläufig früher oder später jeder Mensch in irgendeinem Bereich die berühmte Ausnahme von der Regel?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Das hatte ich andauernd in der Schulzeit. Denn ich war während meiner gesamten schulischen Laufbahn hindurch eine besondere Ausnahme in dem Sinne, dass ich immer aus der Reihe getanzt bin und nie so wirklich reingepasst habe. Ich hatte schon immer gewisse Ansichten, Prinzipien und Verhaltensweisen, die mich deutlich von anderen Klassenkameraden unterschieden hat. So habe ich zum Beispiel immer die Teilnahme an Saufpartys abgelehnt und das als einzige in der Klasse. Ich habe nie den Sinn darin gesehen und fühlte mich für so einen Kinderkram einfach zu reif.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Na ständig! Und so kitschig sich das anhört: Jeder von uns ist auf seine eigene Art besonders, daran glaube ich sehr fest.

Ich finde es traurig, dass du sagst du fühlst dich wenig besonders oder banal. Es ist überhaupt nicht narzisstisch sich besonders zu fühlen, denn das bist du ja. Meine Lebensphilosophie ist: Liebe zuerst dich selbst. Nicht auf eine narzisstische Weise, sondern eher eine "um anderen Liebe geben zu können, muss ich diese Liebe zuerst bei mir zur Verfügung haben. Kannst du mir folgen?

» Ali95 » Beiträge: 3 » Talkpoints: 1,06 »



Rückblickend betrachtet habe ich mich zuletzt in der Pubertät wie eine "besondere Ausnahme" gefühlt, aber in dem Alter geht es ironischerweise allen so. :D Bei erwachsenen Menschen finde ich es daher ehrlich gesagt irgendwie kindisch, wenn sie immer noch so tun, als wären sie ganz anders als alle anderen, entweder ewig unverstanden, weil sie ja ach so komplex sind oder am Besten gleich etwas "Besseres", weil sie zum Beispiel keinen Alkohol trinken oder keinen Sex vor der Ehe haben/hatten.

Dabei müsste doch eigentlich jedem früher oder später dämmern, dass die aller-aller-meisten Menschen keine Ausnahmen bilden, und man selber am wenigsten. Selbst wenn man ein exotisches Hobby, einen ungewöhnlichen Beruf oder eine nicht-standardmäßige Beziehungsform pflegt, oder gleich eine Kombination davon, so gibt es doch immer Gleichgesinnte und Leute, die noch einen Zacken draufsetzen. Und man kann in einem Aspekt seines Lebens eine Ausnahme bilden und dafür in allen anderen ein absoluter Massenmensch sein, beispielsweise einerseits als Zirkusartist sein Geld verdienen, andererseits einen Schrebergarten bebauen oder was auch immer.

In meinen Augen ist es daher erstens verdammt schwer, tatsächlich eine Ausnahme zu bilden, und andererseits reichlich naiv, sich selbiges erstens einzureden und zweitens auch noch stolz darauf zu sein. Auch Schwerverbrecher bilden innerhalb einer Gesellschaft eine "besondere Ausnahme".

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Sind wir nicht alle ganz besondere Schneeflocken? Jeder wird sich in irgendeinem Bereich seiner Existenz von seinem Umfeld unterscheiden oder aus der durch die Mehrheit definierten "Normalität" heraus fallen. Während er in anderen Bereichen perfekter Durchschnitt ist. Den total durchschnittlichen Menschen gibt es wahrscheinlich nur auf dem Papier.

Ich finde es albern als "besondere Ausnahme" durch die Welt zu laufen. Diesen Glauben habe ich mit dem Ende meiner Pubertät abgelegt. Ich weiß nicht wie oft mir schon Menschen mit "eigenem" Modestil begegnet sind und das ist immer so lächerlich, weil die natürlich nicht ihre eigenen Stoffe für ihre eigenen Entwürfe herstellen lassen. Und selbst wenn würden sich die Entwürfe an dem orientieren, was schon existiert. Ein Pullover mit drei Ärmeln und ohne Halsausschnitt macht halt einfach keinen Sinn.

Und nur weil ich mich nicht als ganz besondere Schneeflocke fühle heißt das doch nicht, dass ich mich selber nicht mag. Ich bin nur realistisch genug um zu wissen, dass es immer irgendwo andere Menschen geben wird, die das mit mir teilen, was mich in meinem eigenen kleinen Mikrokosmos von anderen unterscheidet.

Je nachdem kann das doch auch sehr positiv und hilfreich sein wenn man weiß, dass man bei negativen Erlebnissen nicht der einzige Mensch auf diesen Planeten ist, dem es so geht, dass es irgendwo Menschen gibt, die das eigene Schicksal teilen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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