Stressigen Partner als „Fressgrund“ vorschieben?
Ich weiß nicht mehr, wo ich das im TV gesehen habe, aber es wahr eine amerikanische Dokuserie über einen Mann, der viel gefressen hat auf einem amerikanischen Sender, als nichts, was in Deutschland gesendet wurde. Darüber möchte ich Euch mal berichten.
Der Typ ist fülliger, kann natürlich noch laufen, arbeiten usw. Doch er isst ziemlich viel und wenn jemand nach den Gründen fragt, hat er immer eine Ausrede und die heißt, dass seine Frau daran Schuld sei, dass er übergewichtig ist und viel frisst. Sie ist so stressig, dass ihn das wiederum nervt und Essen sein Ventil sei.
Seltsam war nur, auch für das Team, welches ihn und seine Freundin gefilmt hatte, dass auch ohne die Freundin er ständig nur darüber nachgedacht hatte, welches Fast Food heute nach der Arbeit bestellt werden könnte, ob das nächste Barbecue nicht an der Zeit wäre usw. Das hat schon das Team suspekt gemacht, was er aber mit der Ausrede begründet, er braucht das als Nervennahrung, weil die Zeit drängt, wo seine stressige und dominante Freundin zurückkäme.
Ich finde diese Aussagen allesamt doof und als wahre Ausrede. Mir würde es als Partnerin auch gar nicht passen, wenn mein Freund weiter frisst, wenn ich böse Person ja dann nicht da bin, was mir auch suspekt als solches erscheint.
Findet Ihr das der Partner hier nur einen Grund vorschiebt, um seine Leidenschaft fürs Essen zu begründen, seine Figur zu erklären und seinen Hang zum Fast Food? Wie würdet Ihr das finden, wenn man Euch dafür als Sündenbock in den Medien oder auch bei Freunden darstellt, dass Ihr durch Euer Verhalten Schuld seid, wenn jemand sich fett frisst?
Wir dürfen nicht vergessen, dass das eine Fernsehsendung gewesen ist und wie viel davon hinterher auch wahr gewesen ist und wie viel gescripted, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Daher finde ich es auch sehr befremdlich, wenn man solche Aussagen aus dem Fernsehen direkt für bare Münze nimmt.
Abgesehen davon wird Frustfraß ja eher ein Verhaltensmuster sein, das man sich bereits in der Kindheit irgendwann zugelegt hat und welches sich schon viele Jahre etabliert hat. Da nur dem Partner die Schuld zu geben, dass dieser am besten noch ein schlechtes Gewissen bekommt und einem jeden Wunsch von der Nase abliest, finde ich falsch. Von so einem Menschen hätte ich mich getrennt, weil da offensichtlich die Fähigkeit zu Selbstreflektion und Selbstanalyse fehlt und man nur fadenscheinige Ausreden vorschiebt um trotzdem machen zu können, was man möchte.
Ich denke auch, dass man das extra nochmal besonders für diese Sendung gestellt hat und er extra einen auf Dicken machen sollte. Es kommt ja so eher selten vor, dass man so viel Frust hat und sich dann nie trennt, sondern im Gegenteil noch bis zur Bewegungsuntauglichkeit isst. Nichts anderes ist dick fressen ja, man kann sich irgendwann nicht mehr bewegen. Also mir würde das völlig fern liegen und ich würde mich eher trennen.
Es gibt aber durchaus Frustesser, die essen, weil sie Stress haben und dies dann durch die Freisetzung von Hormonen als positiv wahrnehmen. So etwas ist aber nicht nur in der Beziehung möglich, sondern auch bei Arbeitsstress und so weiter. Ich finde es aber einigermaßen bescheuert einen Partner vorzuschieben, denn wenn man gerne isst, dann isst man gerne und wenn man nur Frust mit einem Menschen erlebt sollte man sich einfach trennen und nicht mehr einen gemeinsamen Weg gehen.
Abgesehen davon, dass der Wahrheitsgehalt solcher Sendungen nie so wirklich klar ist und ich gegenüber solcher Sendungen daher immer sehr skeptisch bin, ist ein Partner als Grund für das Gewicht natürlich blödsinnig. Dabei ist es doch egal, ob man nun dick ist, weil der Partner einem angeblich ständig Essen versetzt oder der Partner so extrem stressig und nervig ist - schuld an seinem Gewicht ist man doch immer noch selbst.
Man hat doch selbst die Kontrolle über seinen Körper, was das Gewicht angeht und kann demnach zufolge auch selbst entscheiden, wann man isst, was man isst und wie viel man isst Egal ob man das entspannteste Leben überhaupt oder ein Leben voller Stress führt - man muss selbst entscheiden, wie viel man isst und hat das selbst in der Hand.
Manche Menschen neigen durchaus dazu, bei Stress mehr zu essen, allerdings bedeutet Stress ja nicht, dass man essen muss. Den Partner daher für sein Gewicht zu beschuldigen, finde ich dämlich. Man selbst ist ja der Grund. Dann soll man sich eben nicht so leicht stressen lassen, die Pfoten vom Kühlschrank lassen oder sich einfach trennen, dann hat man solche Probleme mit Übergewicht nicht und muss auch nicht solche dämlichen Aussagen tätigen.
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen. Mir ist natürlich bewusst, dass es eine Sendung ist und entsprechend auch nicht immer alles auf die Goldwaage gelegt werden kann. Das ist mir klar. Was also aus der Sendung selber ein Wahrheitsgehalt ist oder nicht, lässt sich natürlich nicht beurteilen und ist auch schwierig zu beurteilen.
Wobei auch nicht immer alles gestellt ist, was ich aus Erfahrung zweier Freunde weiß, die auf RTL II an einer Show teilgenommen haben. Die waren komplett sie selber und das was dort gesagt wurde, entsprach leider ihrem verquerten Weibsbilddenken. Also nicht immer alles muss auch gestellt sein, aber das ist auch immer eine subjektive Wahrnehmung der Zuschauer.
Gestern hat mir mein Freund gesagt, dass in der Serie "King of Queens" der Darsteller wohl auch behauptet in einer Folge, dass seine Freundin "Carrie" an allem schuld sei, weil sie so stressig ist, aggressiv, dominant & Co. Fand ich ganz witzig.
Ob nun Sendung oder nicht. Wir wissen alle, dass vieles auch irgendwo so existiert und ich kenne eben auch Menschen die sagen, ich fresse Süßigkeiten aus Stress, andere sagen ich trinke Alkohol um meine Frau zu ertragen usw. Wieso soll es dann nicht auch so etwas geben? Deswegen wollte ich das als Diskussion einfach mal da haben und bestimmt nicht, weil ich der Sendung jetzt zu 100 Prozent vertrauen würde.
Doch mal eine andere Frage. Was wäre denn, wenn Euer Freund das behaupten würde, dass Ihr der Grund seid, dass er unkontrolliert fressen würde oder Eure Partnerin? Wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn man Euch als Grund für diese Angelegenheit vorschiebt?
Kätzchen14 hat geschrieben:Was wäre denn, wenn Euer Freund das behaupten würde, dass Ihr der Grund seid, dass er unkontrolliert fressen würde oder Eure Partnerin? Wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn man Euch als Grund für diese Angelegenheit vorschiebt?
Das habe ich bereits in meinem Beitrag erwähnt. Ich würde mich von so einem Menschen trennen ohne mit der Wimper zu zucken. Denn meiner Ansicht nach gehört zu einem gesunden und reifen Erwachsenen dazu, dass er dazu in der Lage ist, das eigene Verhalten und die eigenen Gedanken und Gefühle zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Er müsste also dazu in der Lage sein, von selbst herauszufinden, warum er zu Frustfraß neigt.
Meist werden solche Verhaltensmuster in der Kindheit etabliert und haben mit dem aktuellen Partner nichts zu tun. Aber wenn man dazu neigt, die Schuld immer bei anderen zu suchen und sich selbst als Unschuldslamm darzustellen, fehlt in meinen Augen die notwendige geistige Reife für eine Beziehung unter Erwachsenen.
Ich habe die Sendung nicht gesehen und kann mir die Situation nicht vorstellen, aber vielleicht war es auch einfach ein harmloser Scherz gewesen? Mein Vater meinte auch mal lachend, dass er so viele graue Haare hat, weil er sich Sorgen um seine Mädels macht. Dabei hat er sich theatralisch in die kurzen, grauen Haare gegriffen, die auch schon teilweise stark ausgefallen ist. An dem Tag hat er sich auch die Haare rasiert.
Grundsätzlich wäre ich sauer, traurig und enttäuscht, wenn mein Freund wegen mir ein Suchtverhalten an den Tag legen würde, weil es auch einfach nicht hundertprozentig meine Schuld sein kann. Außerdem kann ich solche Vorwürfe gar nicht leiden. Sicherlich ist es immer einfach mit dem Finger auf andere Menschen zu zeigen und zu behaupten, dass diese Schuld an der eigenen Misere sind. Aber auf solche Menschen habe ich einfach keine Lust.
Wie viel Wahrheit in dieser Show steckt, kann ich schlecht beurteilen. Sicher kann das tatsächlich ein Grund und nicht nur eine Ausrede sein. Dann bleibt halt die Frage, warum man an so einer Beziehung festhält, die das Schlimmste in einem hervorbringt und die einen so frustriert, dass man exzessiv zu Dingen greifen muss, die einen davon ablenken. Wenn die Probleme in der Ehe zu solch deutlichen Konsequenzen führen, dann sucht man sich Hilfe bei der Bewältigung dieser oder trennt sich, wenn es dauerhaft nicht klappt, das ist doch keine schöne Beziehung.
Wenn ein Partner mir die Schuld an solchem Verhalten gibt, ob begründet oder nicht, wäre es so oder so ein Grund die Beziehung zu beenden. Entweder, weil ich mir nicht die Schuld an so etwas geben lassen würde oder weil mir aufgeht, dass ich tatsächlich schlecht für den Partner bin bzw. die Beziehung einfach nicht funktioniert. Und im Fernsehen würde ich so etwas schon mal gar nicht über mich sagen lassen.
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