Sich ständig wegen Familienplanung rechtfertigen müssen?

Mein Sohn ist nun vor knapp zwei Jahren zur Welt gekommen und bereits vor einem knappen Jahr hat sich Möglichkeit ergeben, dass ich wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurückkehren konnte. Solange mein Sohn noch relativ klein war, haben sich meine Mitmenschen völlig normal verhalten. Seit ein paar Monaten jedoch, werde ich permanent darauf angesprochen, ob ich nicht doch ein zweites Kind haben möchte. Immerhin wird mein Junior bald zwei und ein großer Altersunterschied zwischen den Kindern wäre schon ziemlich schwierig für die Eltern.

Diese Frage stellen mir nicht nur unsere Verwandten und Arbeitskollegen, sondern auch Freunde, Nachbarn und sogar flüchtige Bekannte. Langsam bin ich echt ziemlich genervt davon, da mein Mann und ich zurzeit überhaupt keinen weiteren Kinderwunsch verspüren und so zufrieden sind, wie alles im Moment läuft.

Die lästige Fragerei hört dennoch trotzdem nicht auf. Ich weiß nicht, warum ich mich ständig dafür rechtfertigen muss, jetzt kein weiters Kind zu wollen. Jeder soll doch für sich selbst entscheiden dürfen wie viele Kinder er haben möchte und wie viele Jahre Altersabstand man haben möchte. Diese Tatsache stoßt bei den Fragestellern immer auf völliges Unverständnis und Kopfschütteln. Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist so ein Verhalten normal sobald man ein Kind hat?

Dies ist nicht nur möglich, wenn man ein Kind hat. Es geht auch ohne Kind. Als ich 25 war, bekam ich auch ständig zu hören, wann ich denn nun endlich mal schwanger werde. Eine Frau hätte mit 25 Jahren ihr erstes Kind zu bekommen. Ob dies gerade in meine Lebensplanung passte oder ich mit dem Partner zu diesem Zeitpunkt ein Kind haben wollte, spielte keine Rolle. Auch heute, einige Jahre später, muss ich mich für meine Familienplanung rechtfertigen. Es spielt keine Rolle, ob es mir selber gerade passt oder nicht.

Mir erschließt sich auch nicht so wirklich, was das mit bereits vorhandenen Kindern zu tun haben soll. Ich habe überhaupt keine Kinder, weil das im Moment einfach kein Thema ist und ich darf mir deswegen auch Sprüche und Kommentare anhören. Wobei ich das Wort "rechtfertigen" in diesem Kontext schon ziemlich hart und in diesem Kontext übertrieben finde. Bei mir ist es eher so, dass da schon Fragen kommen, ob Kinder zu unserer Lebensplanung dazu gehören und wann es denn soweit wäre aber man fragt nicht nach Gründen, warum wir nicht schon zur Tat geschritten sind.

Ich kenne dieses Thema nur zu gut und mir ging es damals auch so. Ständig wurde mir eingeredet, wie schrecklich es doch wäre, wenn man ein Einzelkind hätte und dass es ja wirklich nichts schlimmeres gäbe. Ich solle mir das doch nochmals gut überlegen.

Und das dann auch noch von Erwachsenen, die selber gar keine Kinder haben. So etwas ist einfach nur dreist. Ich werde wohl selber am besten wissen, was ich tue, weil ich selber ein Einzelkind war. Allerdings war es nicht so schlimm für mich allein zu sein, deshalb kann ich es auch meiner Tochter zumuten.

Und ich finde, so lange man die Kinder unter Gleichaltrige bringt und einfach unter soziale Kontakte, ist das ganze auch nicht so schlimm. Meistens können Kinder mit dem Geschwisterkind so oder so nicht viel anfangen. Entweder streiten sie sich die ganze Zeit oder der Altersunterschied ist so groß, dass das größere das kleinere mit erzieht.

Ich frage mich auch regelmäßig, wieso sich andere Leute in die Familienplanung von den paar Hanseln einmischen, die heutzutage überhaupt noch Kinder kriegen. Besonders befremdlich finde ich, dass die Eltern oder werdenden Eltern anscheinend immer nur Kritik zu hören bekommen. Zu alt für ein Kind, zu jung für ein Kind, ein Kind ist zu wenig, zwei Kinder sind zu viel, drei aufwärts sind asozial, mit über 35 ist man ein mutierter Zombie, der nur noch Abscheulichkeiten in die Welt setzen kann, mit unter 25 ist man selber noch ein Baby, und so weiter. Da braucht man sich nicht wundern, dass die Leute allmählich genervt auf derlei Fragen reagieren.

Ich selber bin unverheiratet, kinderlos, und anscheinend so asexuell oder un-mütterlich von der Ausstrahlung her, dass mich nie jemand zu meinen Reproduktionsplänen verhört hat. Das wundert mich zwar, aber ich nehme es gerne hin. Lieber werde ich für einen hormonfreien Klotz gehalten als dass ich mich für mein Privatleben auch noch rechtfertigen muss. Umgekehrt fällt es mir auch nicht schwer, anderer Leute Privatleben nicht in Frage zu stellen. Im Zweifelsfall würde ich den neugierigen Zeitgenossen ehrlich gesagt einfach die Hucke voll lügen, weil es sie nun wirklich nichts angeht, ob und warum ich wie viele Kinder haben oder nicht haben möchte.

Ich denke, dass sich manche Menschen einfach zu gerne einmischen und es dann egal ist ob man Kinder hat, keine will oder irgendwann in Zukunft mal welche möchte. Außer diesem Thema findet sich außerdem immer etwas, wobei man sich einmischen kann. So kann man sich auch prima bei Berufen, Beziehungen und so weiter einmischen und da kann man sich dann auch einiges anhören.

Ich bin aktuell mit meinem zweiten Kind schwanger und durfte mir nun schon anhören, dass dann das dritte Kind dies und das, obwohl ich kein drittes Kind möchte. Wir haben das auch so kommuniziert, aber nun mischt sich da auch jeder ein. In einem gewissen Maß ist das auch sicherlich normal, immerhin darf jeder seine Meinung haben und diese auch sagen. Wenn man sich aber immer wieder einmischt nervt es einfach nur und dann sollte man miteinander reden und eine Lösung finden.