Hilfe verweigern, wenn einem selbst nicht geholfen wurde?
Eine Kommilitonin A von mir war vor einiger Zeit mal mitten im Semester im Urlaub und wollte dann von einem Kollegen B die Vorlesungsmitschriften haben. Diese hat ihr seine Mitschriften verwehrt, angeblich müsste er jetzt selbst schon lernen. Sie war damals ziemlich sauer und hat dann die Mitschriften von einer anderen Kommilitonin nutzen müssen, obwohl diese eine ziemliche Sauklaue hatte.
Nun hat dieser Kommilitone B selbst ein Problem, da er für Praktikumszeiten eingeteilt worden ist, die er nicht wahrhaben kann. Er kann zu anderen Zeiten kommen, wenn jemand sich bereit erklärt zu tauschen. Nun wäre A eine gute Kandidatin dafür, da sie keine Nachteile durch den Tausch hätte und andere Kommilitonen teilweise schon und sich deswegen auch nicht bereit erklärt haben. A verweigert nun den Tausch aus Bockigkeit, da er ihr ebenfalls Hilfe verwehrt hatte.
Würdet ihr Hilfe verwehren, wenn sie euch mal von jemandem verwehrt worden ist? Ich finde die Reaktion von A schon ziemlich hart, denn schließlich hat sie gar keine Nachteile durch den Tausch. Umgekehrt könnte es für B bedeuten, dass er ein Semester länger machen muss. Wie seht ihr das? Würdet ihr das als Chance für eine Rache ansehen und eure Hilfe verwehren?
Mein Studium ist zwar schon ein bisschen her, aber ich hätte damals wohl auch keine Lust gehabt, meine Mitschriften mit jemandem zu teilen, nur weil die Person meint, mitten im Semester in den Urlaub fahren zu müssen. Das ist nun wahrhaftig nicht mein Problem, und nur weil ich keine "Sauklaue" habe, sind meine Aufzeichnungen nicht beliebig nutzbares Allgemeingut.
Allerdings halte ich es umgekehrt auch für ausgesprochen unklug, ausgerechnet den Kommilitonen wiederum um Hilfe anzugehen, den man zuvor im Regen stehen hat lassen. Ist der Kurs oder Studiengang denn so klein? Ich hatte immer irgend etwas zwischen einem Dutzend oder 150 Mitstudierende im Seminar oder Hörsaal, da findet sich immer jemand, der einem im Zweifelsfall aushilft. Nur einfach so nassforsch ohne Gegenleistung hier Hilfe zu erwarten, finde ich schon reichlich dreist. Deswegen hätte ich einerseits je nach Tagesform und Beziehung zu meiner Mitstudentin durchaus meine Hilfe verweigert, aber umgekehrt dann eben auch von ihr keine erwartet.
Schließlich geht es hier auch um absolute Banalitäten und nicht um Leben und Tod. Wenn ich mich weigern würde, jemandem eine Niere zu spenden, weil mir der Betroffene nie beim Hecke Schneiden geholfen hat, wäre dies schon wieder ein ganz anderer Fall. Aber in meinen Augen gibt es einen Unterschied, ob man jemandem wirklich den Hintern rettet, weil er unverschuldet in die Bredouille geraten ist oder ob man jemandes Anspruchsdenken unterstützt, weil die Person der Meinung ist, die Welt schulde ihr etwas. Ich betrachte mich durchaus als hilfsbereit, aber das heißt nicht, dass ich 100 Prozent aller Ansinnen auch tatsächlich erfüllen muss.
Ich finde es schwierig zu sagen, wie ich in der Situation gehandelt hätte. Sicher war es nicht schön, dass A die Mitschriften von B nicht bekommen hat, aber ich sehe es auch so, dass das nun kein Grund ist, um ewig sauer auf die Person zu sein. Nun schreibst du, dass B angeblich schon lernen musste. Das kann aber doch auch der Wahrheit entsprechen und dann ist es auch nicht angemessen, dass A nun so bockig reagiert.
Natürlich ist es vielleicht von B nicht clever, ausgerechnet A um Hilfe zu bitten, aber in der Not greift man auch schon mal nach dem letzten Strohhalm. Und wenn der Tausch für A wirklich keine Probleme machen würde, dann finde ich es schon hart, nun die Chance auf Rache zu wittern und B den Tausch zu verwehren.
Ich finde es schon schlimm, wenn Menschen so nachtragend sind und das selbst, wenn es um Kleinigkeiten geht, denn genau das ist es für mich gewesen, dass A mit Notizen klarkommen musste, die in einer Sauklaue geschrieben waren. Ich denke, dass ich das A auch sagen würde, wenn ich von der Sache erfahren würde.
Die Mitschriften wären ja bestimmt wichtig gewesen, die können für das lernen für eine Prüfung sehr entscheidend gewesen sein. Man hätte ja die Notizen auch einfach mal schnell durch den Kopierer leiern können. Wenn man mich da sitzen gelassen hätte, würde ich an andere Stelle auch nicht tauschen. Wenn jemand zu faul ist, mal was zu kopieren für mich, dann will ich ihm auch nicht helfen.
Ich hätte in so einem Fall ehrlich gesagt auch nicht geholfen. Ich habe leider feststellen müssen, dass es Menschen gibt, die am lautesten schreien, wenn sie mal Hilfe brauchen, aber wenn sie an der Reihe sind, im Gegenzug zu helfen und eine Gegenleistung zu erbringen, sind sie die ersten, die keine Zeit oder keine Lust haben. Ich habe den Verdacht, dass es hier um so einen Menschen geht, der immer nur egoistisch ist und immer nur nimmt und gar nicht geben möchte. So einen Menschen würde ich auch nicht unterstützen wollen und würde prinzipiell meine Hilfe verweigern.
Würdet ihr Hilfe verwehren, wenn sie euch mal von jemandem verwehrt worden ist?
Das kommt immer auf den Einzelfall drauf an. Daher kann ich so nichts dazu sagen. In dem konkreten Fall finde ich es merkwürdig, dass man als Student keine Zeit für ein Pflichtpraktikum hat. Ein Pastor tauscht ja auch nicht den Gottesdienst, weil er Sonntags keine Zeit hat... An Rache hätte ich jedenfalls kein Interesse.
Die Situation mit den Mitschriften und das man da schon lernen musste und sie deshalb nicht zur Verfügung stellt, klingt für mich nach einer blöden Ausrede, weil man sie gar nicht zur Verfügung stellen möchte. Jede Uni hat einen Kopierer, so das man da vielleicht 15 Minuten Zeit investiert, um die Mitschriften durch den Kopierer zu jagen. Wer in einem solchen Fall die Mitschriften verweigert, mit so einer blöden Ausrede, der will nicht helfen. So einfach ist das. Denn lernen hin oder her, auch da hat man mal eben 15 Minuten Zeit um zu einem Kopierer zu gehen.
Wer aber schon gar kein Interesse hat, seine Mitschriften zur Verfügung zu stellen und das mit einer durchschaubaren Ausrede, der kann im Gegenzug nicht erwarten, das man ihm dann auch hilft. Vor allem, wenn es dann unter Umständen auch etwas wichtigeres ist. Da muss man dann einfach mit rechnen, das einem so etwas dann auch zu einem späteren Zeitpunkt auf die Füße fällt.
Im Endeffekt hat B nur noch 2 Möglichkeiten, sich bei der Kommilitonin zu entschuldigen, zu fragen, ob sie seine Mitschriften vielleicht noch als Ergänzung zu den anderen haben möchte und dann A bitten, ob sie nicht doch tauscht. Die zweite Möglichkeit ist zu schauen, ob es nicht noch irgendjemand anderen gibt, der mit ihm tauschen könnte. Wenn beide Optionen nicht funktionieren, dann sollte es ihm eine Lehre sein, das reiner Egoismus auch gerne auf einen zurückfällt und manchmal auch mit größerer Härte.
Ich habe das im Studium ähnlich gehalten, von mir war es nie ein Problem meine Mitschriften zu bekommen oder bei gemeinsamen Projekten mal bei zeitlichen Engpässen leichte Umverteilungen der Arbeitsmenge, wenn letzteres rechtzeitig angekündigt war. Immerhin war man ja ein Team, auch innerhalb des Semesters. Aber wenn ich dann mal Mitschriften wollte, weil ich z.B. krank war und man mir die verweigert hat, dann brauchte die Person auch bei mir nicht mehr nach einem Gefallen fragen. Geben und nehmen heißt es da, denn ich bin ja auch nicht Wohlfahrt für meine Kommilitonen gewesen.
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