Wissentlich Essen bestellen, wenn dieses nicht schmeckt?

Ich habe eine Freundin, die Türkin ist. Sie gehört allerdings nicht zu den Gastarbeiterfamilien, die hier seit mehreren Generationen leben. Sie ist vor einigen Jahren selbst eingewandert und ihre ganze Familie lebt noch in der Türkei. Wir haben uns neulich über das Essen hier in Deutschland unterhalten, wobei sie dann meinte, dass der Döner hier in Deutschland überhaupt nicht schmecken würde und sie könne gar nicht nachvollziehen, warum das Zeug hier so beliebt sei.

Als es dann um die Silvesterplanung ging, meinte sie, dass man ja auch Döner bestellen könnte, wenn man sich nicht einigen könnte, was es zu Essen gäbe. In dem Moment schien es ihr so ziemlich egal zu sein, dass sie Döner eigentlich gar nicht mag. Wie seht ihr ihr das? Würdet ihr manchmal auch wissentlich Essen bestellen, auch wenn ihr wisst, dass euch dieses gar nicht schmeckt? Oder käme das bei euch nie in Frage?

So ein Lieferdienst hat ja nicht nur eine Speise im Angebot und so steht "Döner bestellen" hier sicherlich einfach nur für eine bestimmte Art des Bestelldienstes und in ihrem Fall nicht für die Speise an sich. Natürlich würde ich nichts bestellen, was mir selber nicht schmeckt und was ich dann essen muss, aber man findet doch eigentlich überall Alternativen und wenn es keine gibt, kann man sich ja immer noch selber etwas kochen oder zurechtmachen.

Ein Gericht, das mir nicht schmeckt oder das ich nicht gerne esse, würde ich auch nicht bestellen. Da verzichte ich lieber ganz darauf und schmiere mir ein paar Brote zuhause, denn das Material dafür habe ich sowieso immer da und es kostet mich somit auch nichts. Ein kulinarisches Highlight ist das vielleicht nicht, aber bevor ich mir eine fettige Pizza oder einen aus Tiefkühlware und Dosengemüse zusammengebastelten Burger vom Lieferdienst bestelle, nur weil ich Hunger bekomme und an den Feiertagen keine Lust zum Kochen oder Ausgehen habe, greife ich dann doch lieber auf diese Methode zurück.

Nun kann es natürlich sein, dass die Bekannte von dir unter dem Begriff "Döner bestellen" auch sämtliche andere Angebote des Lieferanten versteht und damit nicht meint, dass sie sich auch wirklich einen Döner aussuchen würde. So habe ich an Spieleabenden mit Freunden auch gelegentlich vorgeschlagen, man könne "Pizza bestellen", wobei ich mich aber lieber für ein Pasta-Gericht oder einen Salatteller aus der Auswahl entschieden habe, weil ich darauf einfach mehr Lust hatte. Da ich aber wusste, dass die anderen Anwesenden für Pizza immer zu begeistern sind, erschien mir das eine gute Lösung für alle.

Ich würde mir niemals Essen bestellen, welches mir nicht schmeckt. Essen zu bestellen kostet ja auch Geld und ich würde nicht bewusst und absichtlich Geld für etwas ausgeben wollen, was ich nicht mag. Ich esse generell nichts, was mir nicht schmeckt. Es gibt doch normalerweise immer genügend Möglichkeiten etwas zu essen, was man gerne mag und was einem schmeckt, so dass man sich da nicht mit etwas anderem quälen muss.

Gerade bei Lieferdiensten ist die Auswahl doch riesig - es gibt unglaublich viele verschiedene Küchen, so dass man auf jeden Fall etwas finden sollte, was man mag. Auch wenn man in einer größeren Gruppe findet, lässt sich doch etwas finden, was man mag. Die meisten Lieferdienste haben ja schließlich eine Vielzahl an Gerichten, so dass auch Leute die keine Pizza mögen, sich beim gleichen Lieferdienst beispielsweise Nudeln oder Salat bestellen können.

Vielleicht meinte die Bekannte mit "Döner bestellen" ja aber auch nur, dass sie eben in einer Dönerbude bestellen will. Alle Dönerbuden die ich so kenne, führen allerdings auch Pizza, Pommes und andere Speisen. Vielleicht wollte sie sich da ja eigentlich auch eine Pizza oder so etwas in der Art bestellen und hat das eben vereinfacht ausgedrückt, bevor sie erklären müsste, dass sie in einer Dönerbude bestellen wollen, selbst aber Pizza nehmen würde.

Vielleicht mag deine Freundin den Döner hier in Deutschland nicht, aber andere Dinge zum Bestellen auch nicht, wie Pizza oder so. Dann findet sie vielleicht den Döner noch immer besser als andere Alternativen. Ansonsten kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen, dass man tatsächlich etwas vorschlägt, was man so gar nicht mag und das dann auch noch bestellt und sich dann beim Essen da durch quält. Das macht für mich auch keinen Sinn.

Ich denke, dass deine Freundin in erster Linie an euch gedacht hat, als sie vorgeschlagen hat, dass man ja auch Döner bestellen könnte. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich keinen Döner bestellt hätte, da der Lieferdienst sicher noch andere Gerichte anbietet. Das war mein erster Gedanke.

Es kann jedoch auch sein, dass ich mich irre und sie sich tatsächlich in dem Moment einen Döner mitbestellt hätte. In diesem Fall finde ich es schon etwas fragwürdig, warum sie diesen erst abwertet und dann doch bestellen möchte, obwohl sie keine gute Meinung von einem hier in Deutschland produzierten Döner hat.

Ich kann es mir nur so erklären, dass sie vielleicht doch die Hoffnung hatte, eines Tages an einen Döner zu geraten, der ihren Vorstellungen entspricht.

Mir erging es einmal ähnlich, als es um einen Kaffee ging, den ich mit einer Freundin in einem Cafe getrunken habe. Ich fand ihn damals so schrecklich, dass ich diesen nur halb ausgetrunken und den Rest stehengelassen habe. Ich habe mir stattdessen ein Wasser bestellt.

Nach einigen Monaten, als ich mit genau dieser Freundin unterwegs war, waren wir wieder in dem Cafe und ich habe ernsthaft überlegt, ob ich wieder den Kaffee bestelle, wie ich ihn auch das letzte Mal bestellt hatte, weil ich eben die Hoffnung hatte, dass es nur eine Ausnahme war, dass der Kaffee so scheußlich beim letzten Mal geschmeckt hat.

Das Ende vom Lied ist, dass der Kaffee dann doch ganz gut war. Vielleicht aber auch nur, weil ich ihn so schlimm in Erinnerung hatte, dass er dann doch ganz ok war.