Wie stark hängen Sprache und Heimatgefühl zusammen?

In einem Interview las ich mal von einer Schauspielerin den Satz, dass Sprache das Heimatlichste wäre, was sie sich überhaupt nur vorstellen könnte. An dieser Aussage bin ich lange hängengeblieben. Für mich kann ich das vermutlich sogar so unterschreiben, denn ich spreche und höre viel zu und Sprache ist das stärkste Mittel zur Bindung an andere Menschen.

Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich müsste in einem Land leben, dass so aussieht wie Deutschland inklusive des Essens und der Bebauung, aber alle Leute würden in einer ganz fremden Sprache sprechen oder ich könnte in einem sehr fremden Land auf einem anderen Kontinent leben, aber alle würden Deutsch sprechen, müsste ich vermutlich gar nicht lange überlegen, welcher Sache ich den Vorzug geben würde.

Ist für euch eure Sprache auch mit der Faktor, der das Gefühl von Heimat am meisten definiert? Oder seht ihr das anders und andere Dinge sind viel ausschlaggebender wie zum Beispiel der Ort, wo ihr geboren seid, wo die Menschen leben, die ihr liebt, wo euer Arbeitsplatz ist oder was auch immer?

Ich finde nicht, dass man das pauschalisieren kann. Wie ist das dann bei Migranten, die mehrsprachig aufgewachsen sind und mehr oder weniger als "Nomaden" gelebt haben? Da dürfte die Sprache meiner Ansicht nach gar nicht mit dem Heimatgefühl verbunden sein. Ich denke, es kommt ein Stück weit auf die Gewohnheit an.

Mir fällt da spontan ein Lied ein von der Sängerin Alice Merton. Es heißt "no roots". In einem Interview hat sie selbst gesagt, dass sie so oft umgezogen ist, dass sie gar keine Heimatgefühle hat, egal wo sie sich befindet. Sie fühlt sich einfach nicht heimisch oder zu Hause. Sie ist zwar in Deutschland geboren, aber insgesamt in 4 Ländern aufgewachsen. Ich denke daher auch nicht, dass sie sich automatisch heimischer fühlt, wenn sie irgendwo die deutsche Sprache hört.