Bevor man abnehmen will noch mal richtig vollstopfen
Frau Hunger hat sich vorgenommen im Neuen Jahr abzunehmen, weil sie doch sehr dick geworden ist. Sie war heute einkaufen und hat den ganzen Einkaufskorb voll leckerer Kalorienbomben gehabt. Auf die Frage, was sie vor hat, meint sie, dass sie noch mal richtig zuschlägt, bevor sie dann anfängt abzunehmen. Diesen "Tipp", den ich persönlich nicht so als Tipp sehe, hat sie von einer Bekannten, die auch sehr viel abgenommen hat. So würde der Heißhunger gerade in der ersten zeit der Abnehmphase nicht aufkommen.
Sie will dann eine komplette Ernährungsänderung vornehmen und hat auch einen Ernährungsberater, der ihr schon Rezepte und Pläne gemacht hat, wenn sie anfangen will abzunehmen. Denkt ihr, dass das Vollstopfen vor so einer Ernährungsumstellung helfen kann das alles durchzuhalten?
Wenn man etwas wirklich will, sollte man es auch durchziehen. Dann sollte es kein "Ich fange morgen an" geben, sondern man muss sofort starten. Dezember ist dafür sicherlich eine blöde Zeit, aber wie viele Leute nehmen sich denn im neuen Jahr vor abzunehmen? Vor allem frage ich mich auch wie viele Jahre man sich das dann so vornimmt.
Ich würde mir deswegen nichts extra vorher kaufen um nochmal einen vollen Bauch zu bekommen. Entweder ich will abnehmen und dann esse ich auch dementsprechend oder ich möchte mich der Fresssucht hingeben, dann kann ich die Diät oder Ernährungsumstellung aber auch gleich sein lassen. Ich finde es einfach inkonsequent, wenn man sich vorher vollstopft und dann versucht anzufangen.
Ganz generell sagt mir meine Erfahrung ja, dass die Menschen, die ihr Leben ändern wollen - ganz bestimmt, aber erst Morgen - keinen dauerhaften Erfolg haben. Wenn man es wirklich ernst meint braucht man keine letzte Zigarette(n) und keine letzte Fressorgie, dann fängt man einfach an, ohne sich wehmütig von seinem alten Leben zu verabschieden, das man eigentlich doch gerne genau so weiterführen würde.
Allerdings ist Dezember ja nun wirklich die denkbar schlechteste Zeit für eine Diät, weil man allen Ecken mit kalorienreichen Lebensmitteln und Getränken konfrontiert wird und weil kaum jemand gerne am Tee ohne Zucker nippt, während alle anderen Eierpunsch haben und Plätzchen futtern. Aber man muss es ja nicht übertreiben und kann wenigstens versuchen sein Gewicht zu halten, dann geht das Abnehmen nachher auch schneller.
Meiner Meinung nach sind radikale Verzichtdiäten sowieso keine erfolgversprechenden Konzepte, weil die Umstellung zu schnell vonstatten geht und keine Zeit vorhanden ist, um Veränderungen auf der kognitiven Ebene zu erreichen. Ein paar Tage oder Wochen schafft man es vielleicht, im Scheuklappenmodus mit dem Traumgewicht vor Augen stringent an allen Kalorienfallen vorbeizusteuern, aber irgendwann bricht die Disziplin ein und die Folge ist dann meist der gefürchtete Jo-Jo-Effekt. Eine langsame Reduktion der Protionsgrößen, eine Steigerung des Anteils gesunder und kalorienarmer Lebensmittel bei stetigem Abbau stark zucker- oder fetthaltiger Produkte und ein bewusstes Genießen anstatt eines Vollstopfens bei Heißhunger sind eher geeignet, langfristig zum Ziel zu führen.
Auch von einer "letzten Fressorgie" vor der Diät halte ich gar nichts, denn zum einen kann das schnell ins Gegenteil umschlagen und statt zum freudigen Erlebnis zum frustbehafteten Ausrutscher werden, und zum anderen erhöht das ja nur nochmal den Kontrast zwischen der "alten" und "neuen" Lebensweise, wodurch einem der Verzicht nur noch drastischer und schwerer durchzuziehen erscheint.
Ich war zum Glück noch nicht in der Situation, dass ich abnehmen musste, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass es hilft, wenn man sich dann am Tag vor dem Start noch einmal richtig vollstopft. Wenn man dann so viel isst, dass einem fast schlecht davon wird, dann kann ich es mir schon vorstellen, dass man vielleicht erst einmal nicht diese Heißhunger-Anfälle hat, aber auf die Dauer bringt es das doch sowieso nicht.
Ich denke eher, dass während der Ernährungsumstellung auch Tage dabei sein sollten, an denen man auch mal etwas sündigen kann. Das finde ich deutlich sinnvoller, als wenn man sich vor der Diät noch einmal vollstopft und dann am nächsten Tag beginnt. Wenn ich mir das Ziel setzen würde, dann muss ich auch sagen, dass es besser ist, sofort zu starten, weil man dann eben auch entsprechend noch motivierter ist, als wenn man sich noch mal vollgestopft hat und noch einmal merkt, auf was man dann erst einmal verzichten muss.
Vielleicht will die Frau ja nur 10 kg abspecken und dann ist es gut. Ich denke, dafür muss man nicht gleich seine komplette Lebensweise umstellen. Ich kenne auch einige Leute, die durch eine Diät so um die 10 kg verloren haben, die sich aber danach auch keinen komplett anderen Lebensstil angeeignet haben, sondern nur aufpassen, dass es nicht wieder zu viel wird und bei Bedarf dann, wenn sie etwas zugenommen haben, nochmal kurz verzichten usw. Daher denke ich, dass man wegen ein paar Kilo weniger nicht gleich das ganze Leben umkrempeln muss und somit schließt das für mich auch nicht aus, dass man vor der Diät nochmal reinhaut.
Ich habe so etwas noch nie gemacht, so dass ich auch nicht weiß, ob es einen großen Sinn ergibt, das so zu handhaben. Das kommt aber sicherlich auch auf den Typ an. Jeder isst anders und jeder verhält sich auch während Diäten anders. Ich denke schon, dass das bei einigen Leuten bewirken kann, dass der Heißhunger zumindest in den ersten zwei Wochen wegbleibt, da man ja erst einmal genug von Schokolade und Pizza hat, wenn man sich so richtig damit vollgestopft hatte.
Allerdings gibt es bei mir auch Speisen, die ich wirklich immer essen kann und auf die ich theoretisch jeden Tag Lust hätte, dazu gehören bei mir Pizza und Pommes. Ich glaube nicht, dass es etwas bringen würde, wenn ich mich so richtig damit vollstopfen würde. Ich hätte da trotzdem wieder nach kurzer Zeit schon Lust darauf. Es gibt Speisen, an denen kann ich mich nicht überfressen.
Vielleicht ist das aber trotzdem die bessere Idee, als wenn man sich bereits an den Tagen vor der Diät zurückhält und nichts isst, was man so richtig gerne mag. Da ist die Wahrscheinlichkeit doch bestimmt größer, dass man schon zu Beginn der Diät auf etwas Ungesundes bekommt, wenn man das schon lange nicht mehr hatte. Andererseits finde ich es auch falsch, sich während einer Diät alles Ungesunde zu verbieten oder zu hungern. Wenn man eine Diät richtig macht, sollte man doch auch keine Heißhungerattacken bekommen.
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