Kartoffelsalat zu Weihnachten für Ausländer ein Kulturschock
Ich komme ursprünglich nicht aus Deutschland und war sehr verwundert darüber, dass die Deutschen Kartoffelsalat mit Würstchen zu Weihnachten essen. Erst neulich wurde im Fernsehen gesagt, dass inzwischen auch viele Deutsche eine Weihnachtsgans oder andere Speisen essen, aber die meisten essen nach wie vor Kartoffelsalat. Für mich und meine Familie war das unvorstellbar, weil wir zu Weihnachten immer sehr aufwendig kochen und es auch mehrere Hauptgerichte gibt, ganz zu schweigen von den Vorspeisen und einer reichlichen Auswahl an Desserts.
Auch andere Ausländer fanden das merkwürdig. Kollegen von mir kommen aus Italien, Spanien, Schweden und Peru. Auch von dort kennen sie nur üppige Gerichte zu Weihnachten, die viel Vorbereitung erfordern und aufwendig sind. Es war für viele nicht vorstellbar, dass man zu einem solchen Fest einen Kartoffelsalat isst. Selbst wenn wir daheim grillen gab es bisher immer 3-4 Salate und nie nur einen Kartoffelsalat. Wie ist das bei euch? Könnt ihr euch vorstellen das der deutsche Kartoffelsalat zu Weihnachten für andere Menschen durchaus ein Kulturschock ist?
Und wieder auf die armen Deutschen. Hast du echt kein anderes Feindbild? Du solltest dir mal überlegen, was du möchtest und nicht immer so unreflektiert daher plappern. Wenn du deinen Kopf einmal zum Denken benutzen würdest, könntest du das Geheimnis selber lüften!
"Die Deutschen" essen nicht, wie du behauptest, traditionell schon ewig Kartoffelsalat und Würstchen am Heiligen Abend und lernen erst jetzt kennen, dass es auch "bessere" Gerichte gibt. Es ist umgekehrt. Du willst doch immer die emanzipierte Frau sein, die nicht in der Küche steht! Dir ist schon klar, dass der Heilige Abend in Deutschland für die meisten mindestens ein halber Arbeitstag ist? Warum sollte man dann ausgerechnet an dem Tag Gans, Karpfen oder Braten auffahren?
In meiner Familie hat es, außer vielleicht in den Weltkriegen, immer eine Gans gegeben. Das liegt aber nur daran, dass meine Familie immer in der richtigen gesellschaftlichen Schicht gelebt haben. Wer früher Dienstboten hatte, speiste am Heiligen Abend sehr einfach, weil das Personal frei bekommen hat. Geschlemmt wurde an den Weihnachtstagen.
Diese Tradition hat überlebt und sich logischerweise ausgeweitet, als immer mehr Leuten die Zeit fehlte, so viel Aufwand zu betreiben. Wer am Heiligen Abend Kartoffelsalat hat, hat die traditionellen Gerichte dann normalerweise an den folgenden Feiertagen. Wo ist da der große Kulturschock? Das ist Logik.
Und was soll daran so schlimm sein. Mal meckerst du, es gibt nichts landestypisches. Dann findest du das Typische, wenn du etwas findest, auch wieder schlecht. In den Niederlanden gibt es keine Weihnachtsgeschenke, ist das auch schlimm? Und selbst wenn es nie Gans gibt, ist es ein Drama, eine britische Tradition, die nach Europa geschwappt ist, nicht zu pflegen? Nur weil Königin Elisabeth vor gut 400 Jahren Gans hatte, als die Siegesnachricht über die spanische Armada eingetroffen ist, muss Europa den Vogel Weihnachten essen? Der Karpfen als Fastengericht ist christlicher.
Jedes Land hat um die Weihnachtszeit so seine eigenen Traditionen, und dass das für Angehörige anderer Kulturen nicht immer nachvollziehbar und teilweise auch etwas befremdlich erscheint, ist da völlig normal. Trotzdem finde ich es etwas hart, gleich von einem Kulturschock zu sprechen, nur weil man andere Vorstellungen vom Speiseplan an Heiligabend hat. Ich persönlich messe dem ganzen keine allzu große Bedeutung bei, denn für mich liegt die Priorität an diesem Tag eindeutig auf anderen Dingen als darauf, was auf meinem Teller liegt.
Ja, auch ich esse seit mehreren Jahren Kartoffelsalat mit Würstchen an Weihnachten - na und? Es ist zwar ein einfaches Gericht, wird aber im Haus meines Freundes selber und frisch zubereitet und schmeckt uns allen sehr gut. Es lässt sich noch dazu gut tagsüber vorbereiten und steht dann abends fertig auf dem Tisch, wenn man vom Gottesdienst kommt und sich auf einen gemütlichen Abend freut. Das hat den Vorteil, dass niemand auf das Weihnachtsprogramm verzichten muss, um sich von morgens bis abends in die Küche zu stellen, und dass es auch dann etwas ausreichend sättigendes gibt, wenn man den Vormittag über noch im Arbeitsstress steckt.
Mir reicht das auch vollkommen und ich brauche keine pompöse Weihnachtsgans mit Knödeln, Rotkraut, zwei Vorspeisen und fünf Desserts. Über die gesamte Weihnachtszeit hinweg wird sowieso gefühlt nur gegessen und genascht, und da kann man es an einem Tag auch mal einfacher halten. Natürlich wäre ich prinzipiell auch einem Fünf-Gänge-Menü nicht abgeneigt, aber wenn das zeitlich oder nervlich nunmal einfach nicht drin ist, dann tut es der gute alte Kartoffelsalat ebenso. Außerdem gibt es bei uns meistens am ersten oder zweiten Weihnachtstag nochmal ein größeres Festessen im erweiterten Familienkreis, und da kommen dann auch mal Gans, Wild, Rouladen oder andere aufwändigere Speisen auf den Tisch.
Alles kann ein Kulturschock sein, wenn man es von seiner eigenen Kultur her anders gewohnt ist. Das können Männer sein, die Händchen halten, Frauen mit schulterfreien Tops in der Kirche, Hunde als Kindersatz, Reis und Suppe zum Frühstück (Hallo an Japan! ) und eben auch die ganzen Feiertagsbräuche. Ich finde zwar, dass man schon besonders sensibel sein muss, wenn man als Europäer schon vom Hocker fällt, wenn es an Heiligabend Kartoffelsalat gibt, aber manche Leute sind eben weniger aufgeschlossen und weltoffen als andere. Und damit meine ich ausnahmsweise nicht nur die Deutschen.
Ich selber kenne es als Tradition, dass es an Heiligabend immer etwas Einfaches gibt, wie den hier so kritisch betrachteten Kartoffelsalat mit Bratwürstchen, oder auch gar nichts Warmes, sondern "nur" eine Aufschnittplatte mit Brot dazu. Das Festmahl, welches vermutlich rein quantitativ den durchschnittlichen Peruaner schon schockieren würde , folgt dann am ersten Weihnachtsfeiertag, wenn es Gans, Ente, oder wie bei mir in der Familie Rindsrouladen mit Semmelknödel und allem, was dazugehört, gibt.
Aber ich bin mir sicher, dass auch diese Tradition einen Kulturschock auslösen kann, weil es da auch "Ausländer" gibt, die gar kein Weihnachten feiern und mit der Idee, sich um den 25. Dezember so richtig voll zu fressen, gar nichts anfangen können, weil bei ihnen daheim gerade a) Hochsommer und b) Hungersnot herrscht und sie sowieso keine Christen sind. Wieso ausgerechnet der Kartoffelsalat hier der Böse sein soll, erschließt sich mir hier nicht wirklich.
Crispin hat geschrieben:Auch andere Ausländer fanden das merkwürdig. Kollegen von mir kommen aus Italien, Spanien, Schweden und Peru. Auch von dort kennen sie nur üppige Gerichte zu Weihnachten, die viel Vorbereitung erfordern und aufwendig sind. Es war für viele nicht vorstellbar, dass man zu einem solchen Fest einen Kartoffelsalat isst. Selbst wenn wir daheim grillen gab es bisher immer 3-4 Salate und nie nur einen Kartoffelsalat. Wie ist das bei euch? Könnt ihr euch vorstellen das der deutsche Kartoffelsalat zu Weihnachten für andere Menschen durchaus ein Kulturschock ist?
Ich kenne auch Italiener und bin bei denen ein und ausgegangen und habe durchaus auch Weihnachten mit ihnen gefeiert. An Heiligabend ist es auch so gewesen, dass es eher einfachere Sachen gab, wie Spaghetti Bolognese oder Carbonara. An den Feiertagen wurde dann genauso aufgetischt wie hier in Deutschland auch. Nur weil an Heiligabend nicht groß aufgetischt wird, heißt es doch nicht, dass man an Weihnachten nur Kartoffelsalat isst.
Ich kenne auch Griechen, bei denen das Weihnachtsfest überhaupt nicht so groß gefeiert wird, weil da Ostern eben mehr gefeiert wird und dort wird auch weniger ausgetischt und das auch an allen Feiertagen. Es wird dort eigentlich wie immer groß oder klein aufgetischt.
So wie du es schreibst und wohl auch selber glaubst, essen die Deutschen nur Kartoffelsalat an Weihnachten. Da Weihnachten aber aus dem Heiligabend, den ersten Feiertag und noch den zweiten Feiertag besteht, muss man doch nicht an allen Tagen groß auftischen. Glaube nicht alles, was man im Fernsehen auftischt.
Ich würde hier erst einmal sagen, dass man Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage durchaus voneinander unterscheiden sollte. Heiligabend ist eben ein halber Arbeitstag, wenn es nicht gerade an einem Sonntag ist, wie in diesem Jahr. Dann möchte man vielleicht nicht ewig in der Küche stehen, zumal man ja mit Kirche und Bescherung auch noch einiges zu tun hat und so ist es in meiner Familie auch so, dass es "nur" Würstchen und einen Salat gibt.
Aber das ist ja dann der Heiligabend und an Weihnachten sieht es schon anders aus. An den Feiertagen gibt es auch bei uns traditionell schon etwas aufwändigeres und festliches, wenn es auch nicht zwingend die Gans sein muss. Was den Kulturschock angeht, so denke ich auch, dass man sich immer umstellen muss, wenn man in ein anderes Land kommt, aber es hindert einen doch auch niemand daran, seine eigene Kultur weiter zu führen und eben auch an Heiligabend etwas aufwändiges zu kochen, wenn man die Zeit dafür hat.
Da wo ich herkomme gibt es bei vielen traditionell ein "Neunerlei", das sind neun verschiedene Speisen. Aber meine Familie hat diese Tradition nie mitgemacht, obwohl wir in der passenden Region wohnen. Ich kennen das also nur von anderen und weiß selbst gar nicht, was das dann für neun verschiedene Speisen sind.
Wir essen meistens entweder Gans, Ente oder Fisch, mit entweder Kartoffeln oder Klößen oder Knödeln bzw. Rotkraut, wobei ich kein Rotkraut mag, das wird dann weggelassen bei mir oder durch was anderes ersetzt, letztes Mal waren es glaube ich Kroketten. Forelle haben wir oft, aber die mag ich auch nicht so wegen der Gräten. Deswegen hatte ich es auch schonmal, dass meine Eltern Forelle aßen und ich Fischstäbchen.
Dieses Jahr hatten wir Gans, aber ich bin gar nicht so scharf darauf, andauernd Gans zu essen; die gab es jetzt schon am dritten Tag in Folge und ich kann keine mehr sehen. Ich hätte auch gar nichts dagegen, wenn es am Heiligen Abend irgendwas Normales gäbe, also Nudeln beispielsweise oder ein Pfannengericht.
Das ist aber das Abendessen; mittags gibt es meistens Linsensuppe, damit man abends noch Hunger hat. Aber letztlich ist es mir eher egal, ich bräuchte diese Traditionen nicht.
Ich bin eher der Auffassung, dass sich das Land da in zwei Lager spaltet. Die Einen sind überzeugt von Würstchen und Kartoffelsalat, für die Anderen ist das als Weihnachtsessen völlig unmöglich. Ich zähle da auch eher zu den Letzteren, für mich ist das auch ein Billigessen, das ich schon das ganze Jahr über öfter esse, wenn ich aufs Geld gucken muss oder zu faul zum Kochen bin. Und ich halte es auch für keine "Tradition", sondern denke, dass es meist pragmatische Gründe hat, wie schon ausgeführt.
Ich kenne es aus meiner Kindheit und Jugend, dass bei meiner Oma Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen aufgetischt wurden. Später am Abend bei meiner Mutter gab es dann aber Ente oder so etwas, das kann hier einfach jeder halten wie er will. Heute als Erwachsener esse ich Heiligabend das Gleiche wie sonst auch, nämlich worauf ich gerade Lust habe, von mir aus auch etwas von McDonalds. Denn da meine engsten Angehörigen nicht mehr leben, feiere ich auch kein Weihnachten mehr.
Ich gehöre dann wohl auch zu denjenigen, die dein Bild von "den Kartoffelsalat und Würstchen essenden Deutschen" nicht aufrecht halten können. Das gab es bei uns an Heiligabend noch nie und schon gar nicht an Weihnachten. In meiner Familie, egal ob meine Eltern, Onkel und Tanten bzw. Cousinen und Cousins oder auch Großeltern gab es das nie, auch nicht zu Kriegszeiten. Auch bei meinen Freunden gibt es kein Kartoffelsalat mit Würstchen.
Insgesamt kenne ich auch recht wenig Familien wo es das wirklich an Heilig Abend zu essen gibt und wenn dann waren oder sind das meistens Familien wo die Frau an Heilig Abend eben auch arbeiten musste und die Zeit für wirklich aufwendiges Essen fehlt. Nicht jede Frau kann bereits 3 Tage vor Weihnachten mit den Vorbereitungen für ein extrem aufwendiges 5 Gänge Abendessen anfangen, wenn neben Kochen, Haushalt und Kinder auch noch die Arbeit ruft und die Oma nicht parat steht um die Arbeit zu übernehmen.
Auch die klassische Gans oder Ente ist nicht zwingend typisch für ein Mahl an Heiligabend, häufig gibt es auch Fisch, insbesondere Karpfen, der im Christentum auch eine entsprechende Bedeutung hat. Da kenne ich auch einige Familien, wo dies seit Jahren so gehandhabt wird.
Stell dir vor ich bin Deutsche, finde es aber genauso merkwürdig an Weihnachten Kartoffelsalat und Würstchen zu essen. Allerdings kenne ich niemanden der sowas an Weihnachten isst. Sicher mag es Leute geben die sowas machen, aber Standardessen ist wohl immer noch die Gans.
Ich habe an Weihnachten übrigens Lasagne und Fischbrötchen gegessen. Das ist sicher auch merkwürdig, aber was spricht dagegen sowas an Weihnachten zu essen?
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Über welche Themen mit Ex trotz Freundschaft nicht reden? 1223mal aufgerufen · 6 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Liebe, Flirt & Partnerschaft
- Über welche Themen mit Ex trotz Freundschaft nicht reden?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1509mal aufgerufen · 15 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von schnatterliese
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1574mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen? 2612mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Fugasi · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Essen & Trinken
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen?