Migräne als Krankheit nicht wirklich ernst nehmen können?

vom 25.12.2017, 04:57 Uhr

Migräne soll noch vor wenigen Jahrzehnten auch in der Medizin primär als psychosomatische Erkrankung angesehen und daher nicht ausreichend ernst genommen. Mittlerweile scheint sich das jedoch zu wandeln, wobei eine Bekannte von mir meint, dass sie schon einige Male die Erfahrung gemacht hätte, dass sie Migräne hatte und man ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich nicht so anstellen und gefälligst mal zusammenreißen soll.

Ich habe so etwas noch nicht erlebt und bin bei einer vorhandenen Migräne eher auf Verständnis gestoßen. Wie ist das bei euch? Welche Beobachtungen und Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Denken viele Menschen noch, dass Migräne gar nicht so schlimm ist und der Betroffene sich nicht so anstellen soll? Oder wird Migräne mittlerweile (nicht nur von Ärzten, auch von Mitmenschen) deutlich ernster genommen als früher?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Kopfschmerzerkrankungen jeglicher Art sind heutzutage zu echten Volkskrankheiten geworden, und natürlich haben sowohl Forschung als auch Diagnostik und Therapie große Fortschritte gemacht. Man weiß mittlerweile sehr viel mehr über die Entstehungsmechanismen, und das führt auch zu einer größeren Akzeptanz in der Bevölkerung.

Ich muss zugeben, dass ich früher auch der Meinung war, dass Kopfschmerzen eher eine dankbare Ausrede in unangenehmen Situationen oder unmotivierten Phasen als eine echte ernstzunehmende Erkrankung wären. Erst durch mein Studium und später durch die Beziehung zu meinem Partner, der unter starker Migräne leidet, hat sich mein Bild gewandelt. Wenn mein Freund eine Attacke hat, dann leidet er wirklich. Mit ihm ist dann nichts anzufangen, er fühlt sich einfach nur mies und will seine Ruhe und kann sich nicht einmal auf Dinge konzentrieren, die ihm normalerweise Spaß und Entspannung liefern. Dass er die Migräne zudem überdurchschnittlich oft an freien Tagen und im Urlaub hat, spricht auch schon dagegen, dass er sie lediglich als Vorwand vorschiebt, um Arbeit und anderen Aufgaben zu entgehen.

Nichtsdestotrotz denke ich schon, dass Kopfschmerzen häufig auch übertrieben wahrgenommen beziehungsweise überdramatisiert werden, aber das lässt sich nun mal nicht so leicht überprüfen, wenn man nicht selbst betroffen ist. Ich habe kaum Kopfschmerzen und bekomme sie meistens nur in sehr stressigen Situationen oder wenn ich mich stark über etwas ärgere. Daher weiß ich selber, dass das bei mir eher ein psychosomatisches Phänomen ist, und ich schenke dem gar keine große Beachtung.

Wenn ich welche bekomme, ignoriere ich sie und versuche, mich zu beruhigen. Medikamente nehme ich generell nie dagegen ein, und in den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden auch relativ schnell wieder. Mein Freund hingegen ist ohne seine Medikation gut und gerne mal drei Tage ausgeknockt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich denke schon, dass sich in der Hinsicht doch einiges gewandelt hat und Migräne als Krankheit schon ernster genommen wird, als das vielleicht früher der Fall war. Es ist für jemanden, der nicht betroffen ist, wozu ich zum Glück auch gehöre, sicher nicht leicht, das einzuordnen, wie schlimm ein Anfall für die betroffene Person ist.

Und da jeder schon mal Kopfschmerzen hatte, hat man vielleicht früher wirklich öfter mal gedacht oder auch gesagt, dass die andere Person sich doch nicht so anstellen soll wegen Kopfschmerzen. Aber die Berichte über Migräne sind ja auch mehr geworden, so dass die Leute sich vielleicht nun besser vorstellen können, wie heftig das für die Betroffenen ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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