Wirken Naturfilme beruhigend und entspannend auf die Seele?

Wenn ich Stress habe und ich mir mal eine Auszeit gönnen will, schaue ich manchmal Naturfilme an. Schöne Landschaften oder Tierdokumentationen legen sich förmlich wie Balsam auf meine Seele. Ich kann dann total abschalten und ich empfinde auch eine innerliche Ruhe. Mich würde von daher mal interessieren wie Naturfilme auf euch wirken und ob diese bei euch auch für ein körperliches und seelisches Wohlbefinden beitragen.

Da ich nicht religiös bin und somit nicht an Seelen glaube weiß ich natürlich nicht, wie Naturfilme von religiösen Menschen interpretiert werden. Ich finde solche Filme höchstens als Urlaubsvorbereitung interessant, aber so ganz ohne Grund fände ich einen Naturfilm eher langweilig.

Ich bin aber gerne draußen und in der Natur unterwegs. Vor einer Woche, als hier alles neblig und gefroren war, war ich mit meiner Kamera unterwegs und habe diese ganz besondere Stimmung eingefangen, es waren keine Menschen unterwegs und es war völlig still, das war schon sehr entspannend und so ein großer Kontrast zu den panischen Weihnachtsvorbereitungen, die sonst überall herrschen.

Vielleicht ist das Schauen von Naturfilmen einfach eine Ersatzhandlung für ein echtes Naturerlebnis, weil man dafür gerade nicht die Möglichkeiten hat?

Ich bevorzuge es schon in der Natur einen Spaziergang zu machen und nicht zu Hause vor dem Fernseher Natur zu sehen. Als Kind fand ich solche Filme sehr entspannend, aber mittlerweile gehe ich einfach raus und gehe dann ein paar Stunden in die Natur, wenn ich das brauche und vom Tagesablauf auch gerade so umsetzen kann.

Ich schaue auch ganz gerne Naturfilme und Reportagen über Tiere und Pflanzen in anderen Ländern. Man lernt immer etwas dazu, und bekommt zugleich die Highlights aus Monaten, wenn nicht jahrelanger Tierfilmerei vorgesetzt, was natürlich für spektakuläre Bilder sorgt. Würde ich selber in die entsprechenden Länder reisen, hätte ich den ganzen Ärger mit Hitze, Fliegen, Visum und Krankheiten, und so bekomme ich die ganze Faszination Tierwelt ins Wohnzimmer geliefert. Die Musikuntermalung ist auch oft sehr schön.

Bei den gut gemachten und seriöseren Natur-Reportagen kann ich jedoch nicht davon sprechen, dass ich mich entspannt berieseln lassen kann. Da wird Büffeln bei lebendigem Leib der Bauch aufgerissen, irgendwelche Gnus beim Überqueren eines Flusses ertränkt (Krokodile), irgendein Elefantenbaby steckt im Schlamm fest und selbst Pinguine kommen hin und wieder blutverschmiert und mit gebrochenen Knochen an ihrem Nistplatz an.

Die Natur ist nämlich kein Ponyhof, und ich finde die Filme interessanter, die auch die gnadenlosen Seiten des Lebens in der freien Wildbahn darstellen. Die allzu weichgespülten Sendungen, bei denen es immer nur flauschig zugeht und die Tiere total vermenschlicht werden, finde ich langweilig und verlogen. Von Seelenbalsam kann man bei ausgewogenen und auch interessant inszenierten Tier- und Naturfilmen wirklich nicht mehr reden.

Reportagen und Dokumentationen über die Tier- und Pflanzenwelt mag ich sehr gerne und so etwas finde ich auch ganz interessant. Allerdings würde ich nicht sagen, dass so etwas immer entspannend und beruhigend auf mich wirkt. Das kommt eher darauf an, um was die Reportage handelt. Einige Dokumentationen sind ja tatsächlich ganz ruhig und entspannend aufgebaut - beispielsweise wenn es um die Dschungel- oder Unterwasserwelt geht.

Allerdings gibt es ja durchaus brutale Dokumentationen in der Richtung. Natürlich kann auch die Tierwelt besonders grausam sein und wenn ich mir anschaue, wie sich Löwen einen bitterlichen Kampf mit Krokodilen liefern, dann finde ich das schon sehr heftig und eben nicht besonders entspannend.

Die echte Natur kann so eine Dokumentation für mich auch nicht ersetzen. Tatsächlich ziehe ich es vor, lieber ganz nach draußen zu gehen und laufen zu gehen oder einen Spaziergang zu machen, wenn ich das Bedürfnis nach Natur habe. Das wirkt für mich noch immer am entspannendsten.