Hinduismus Lehre

vom 27.08.2008, 19:00 Uhr

Es gibt wohl kaum eine Religion, die undurchdringlicher, vielfältiger und für uns exotischer wäre, als der Hinduismus.

Im Gegensatz zum Buddhismus, dem Islam, dem Christentum oder dem Judentum findet diese Religion (abgesehen von einem Trend in den Siebzigern und einer bestimmten Praxis, nämlich dem Yoga, aus einer bestimmten Richtung des Hinduismus) auch nicht gerade ständig neue Anhänger in unseren Breiten. Grund dafür ist mit Sicherheit auch die verwirrende Komplexität dieser Religion. Ebenso mag es aber auch an mangelnder missionarischer Tätigkeit und einem fehlenden "Oberhaupt" oder Zentralorgan liegen, der diese Religion weltweit vertritt.

Besonderes Kennzeichen des Hinduismus ist in jedem Fall also auch eine gewisse Uneinheitlichkeit. Es gibt zahlreiche Richtungen (wenn es auch einige Hauptrichtungen geben mag) und nicht die Religion.

Gemeinsam ist allen Richtungen aber folgendes:

- Der Glaube an Karma und Wiedergeburt.
- Die Anerkennung der Veden und der Baghavad Gita als grundlegende Schriften.
- Brahman als "die Weltenseele", als Teil und Urspung von allem, was existiert. Kann somit als höchste Gottheit interpretiert werden, aus der alle anderen hervorgingen.
- Vegetarismus als verbreiteter Ausdruck bestimmter Glaubenssätze. Wobei bei weitem nicht alle Hinus Vegetarier sind!

Und hier hören die unbedingten Gemeinsamkeiten in der Philosophie schon auf. Nun gut, sei noch das Kastensystem zu nennen, wobei die jeweilige Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kaste auf das jeweilige Karma zurückgeführt wird. Jedoch ist das eher als eine Art überlieferte Tradition zu sehen und kritisch zu hinterfragen, ob es nicht der Einordnung als "Herrschaftssystem" näher steht, als dem des Religionssystems.

Die Frage wieviele Gottheiten, bzw. Personifizierungen bestimmter Gottheiten es im Hinduismus gibt ähnelt der Frage nach der Anzahl der Sterne im gesamten Universum :wink: . Scherz beiseite: Es gibt Quellen die Zahlen wie ca. 330 Millionen Gottheiten nennen. Für ein Schulreferat vor langer Zeit habe ich selbst mal eine Zahl gelesen, die von 2 Millionen Gottheiten sprach. Sicher gibt es hier noch andere Zahlen. Die Wahrheit ist: Keiner kann es mit Sicherheit sagen :).

Eine verwirrende aber interressante Religion, wie ich finde. Eine mit unzähligen uns völlig unverständlichen und teilweise auch grausamen Bräuchen und Traditionen. Die Religion der Fakire und Asketen (eigentlich Sadhus um genau zu sein).

Und ohne Übertreibung kann man sagen: Der Hinduismus ist die wahrscheinlich facettenreichste Religion der Erde. Habt ihr euch auch schon mal mit dem Hinduismus beschäftigt und könnt dazu vielleicht etwas ergänzen?

Denn obgleich sie ja nach Christentum und Islam nach Anhängerzahl (laut Wiki ca. 900 Mio) die drittgrößte Religion ist, ist sie unter den Weltreligionen jene, die in unseren Breiten am wenigsten thematisiert wird. Was glaubt ihr, woran das liegt?

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» Tsunami » Beiträge: 218 » Talkpoints: 26,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde an sich alle Religionen sehr spannend. Würde für mich persönlich aber Buddhismus aus den Religionen ausklammern, Hinduismus an sich auch. Beides sind in meinen Augen eher Lebenseinstellungen, keine Religionen. Warum der Hinduismus bei uns sich nicht durchsetzt und dennoch die drittgrößte Religion ist liegt wohl daran das die Verbreitung vorwiegend im indischen Raum zu sehen ist.

In der westlichen Welt braucht man denk ich auch etwas "gradliniges" wie das Christentum z.B. mit einem Gott, schließlich verbietet dieser Gott seinen Anhänger auch die Vielgötterei. Hinduismus müsste unter die Gruppe des heidnischen Glaubens fallen. Gerade auch die Undurchsichtigkeit mit den vielen verschiedenen Untergruppen macht das ganze für hier vielleicht auch sehr "unattraktiv".

Einerseits schade, andererseits bleibt es mit den verschiedenen Glaubensrichtungen auf der Welt doch erst recht spannend, gerade auch wenn man sich mit den Geschichten der verschiedenen Religionen auseinander setzt. Ich finde es aber gut das es verschiende Glaubensrichtungen gibt

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Der Hinduismus ist wirklich eine sehr komplexe Religion und ich glaube, dass das schon ein Grund ist, dass der Hinduismus in Europa so wenig beachtet wird. Denn wie aries schon schrieb unterscheidet sich diese Religion doch sehr vom Christentum und vom Islam. In beiden Religionen gibt es klare Regeln, die auch von den verschiedenen Strömungen der Religionen im großen und ganzen so beibehalten werden. Ein weiterer Unterschied - in beiden Religionen gibt es nur einen Gott im Gegensatz zu den unzähligen (natürlich nicht wirklich) Gottheiten des Hinduismus. Da kann es gerade bei sehr gläubigen Menschen schon mal Probleme mit der Akzeptanz dieser Religion geben - gibt es doch gerade im Christentum das Gebot, nur einen Gott zu haben.

Daneben sehe ich auch noch die nähere und auch weiter zurückliegendere Geschichte. Mit dem Christentum sind wir Mitteleuropäer aufgewachsen. Der Islam kam schon im frühen Mittelalter in erste Regionen Europas und dieses Eindringen in christliche Gebiete wurde gegen Ende des Mittelalters fortgesetzt. Auch wenn der Islam in diesen beiden Phasen immer wieder zurückgedrängt wurde, so blieb doch einiges von der islamischen Religion "hängen". Und spätestens in der Mitte des letzten Jahrhunderts kam der Islam endgültig nach Europa - in Form muslimischer Zuwanderer oder Gastarbeiter. So ist auch der Islam (zumindest unterschwellig) schon lange in Europa bekannt.

Ganz anders dagegen der Hinduismus. Dieser wurde erst im 19. Jahrhundert bekannt und hatte in den 1970er Jahren zumindest in Deutschland durch die Hare-Krshna-Bewegung eher den Ruf eine Sekte zu sein und wurde so auch gar nicht als Religion anerkennt. Eine Bürde, die der Hinduismus auch heute noch zu tragen hat.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich beschäftige mich nun mehr als sieben Jahre mit Indien, dem Hinduismus, und Bollywood. Ich bin ganz deiner Meinung. Der Hinduismus ist eine wahnsinnig exotische, bunte und facettenreiche Religion die schön aber auch sehr grausam sein kann. Das größte Problem in Indien ist das die meisten Menschen sehr ungebildet sind.

Auch das Kastensystem ist ein, meiner Meinung nach, Menschen verachtendes System. Nun es gibt sehr viele Schattenseiten. Doch alles andere fasziniert mich schon seit Jahren. Ich würde mich selber als sehr spirituellen Menschen bezeichnen. Die "Samsara", also der Kreislauf der Wiedergeburt finde ich unglaublich interessant. Das sammeln vom Karma ist ja auch bei uns ein Begriff.

Sehr interessant fand ich es als ich gehört habe das selbst Allah und Jesus einen Platz im Ozean der Gottheiten des Hinduismus gefunden haben. Auch deren Tempel sehen wahnsinnig prächtig und bunt aus. Die zahlreichen Rituale finde ich persönlich auch wunderschön. Nun ich könnte einen riesen Text schreiben.

» Zaara » Beiträge: 113 » Talkpoints: 57,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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