Deutsches Rechtssystem - Wer Geld hat bekommt am Ende Recht?

vom 05.12.2017, 17:52 Uhr

Mein letzter Vermieter hat mal einen Spruch abgelassen, der mich sehr zum Nachdenken brachte. Er meinte, als wir ihm schriftlich mehrfach aufforderten einen Schaden zu beheben, dass wir doch zu Gericht gehen sollten. Kein Mieterbund und keine Rechtsschutzversicherung würden in allen Instanzen zahlen und er hätte so viel Geld, dass uns die Luft ausgehen würde. Er würde durch alle Instanzen gehen und da würden wir auf der Strecke bleiben.

Weiterhin ist auf seinem Grundstück mal ein Mann bei Eis und Schnee verunglückt, weil er keinen Winterdienst gemacht hat. Dieser Mann hat in erster Instanz gewonnen und auch in zweiter Instanz. Dann ist ihm das Geld ausgegangen und mit dem vielen Geld, was unser damaliger Vermieter hatte, hat er dann auch Recht bekommen und musste nichts zahlen und es hatte keine Konsequenzen für ihn.

Ist es denn im deutschen Recht wirklich so, dass man, wenn man Geld hat am Ende doch Recht bekommt? Zahlen Rechtsschutzversicherungen nicht alle Instanzen? Wie kann denn ein Ottonormalverbraucher dann überhaupt Recht bekommen, wenn er gegen einen reichen Bonzen klagt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Leider erlebe ich diesen Fall gerade in meiner Bekanntschaft und dabei geht es wesentlich mehr als nur ein paar Euro. Dort hat ein älteres Ehepaar ein Haus und der Mieter wollte es kaufen. Nun lässt er sich rausklagen und wartet offenkundig auf den Tod der alten Leute. Und es gibt genügend Anwälte, die dabei mitmachen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Sicherlich ist eine Klage in Deutschland nicht billig. Aber im Gegensatz zu anderen Ländern ist es hier doch ziemlich günstig und im Vergleich auch fair. Wer Erfahrungen aus anderen Ländern hat, findet das deutsche Rechtssystem dann doch ziemlich gut.

In den Niederlanden verlangt der Rechtsanwalt einen festen Stundensatz unabhängig vom Streitwert und wer gewinnt, bekommt seine Kosten vom Verlierer nicht ansatzweise wieder. Viele Dinge lässt man dort besser auf sich beruhen, auch wenn man im Recht ist, weil die Kosten schlichtweg zu hoch sind.

In Großbritannien ist es noch schlimmer. Auch hier zahlt man einen festen Stundensatz, in der Regel sind erst mal 10 Stunden im Voraus zu leisten. Wer keine 1.000 bis 3.000 Pfund aufbringen kann, hat eben Pech. Hat der Anwalt alles erledigt und es kann zum Prozess kommen, braucht man einen Prozessanwalt.

An den kann man sich nicht direkt wenden und teurer ist der auch noch. Selbst wenn man gewinnt, erlegt der Richter dem Verlierer nur selten einen Teil oder gar die gesamten Kosten auf. Die Prozesskostenhilfe ist so stark gekürzt worden, dass viele Menschen gar keine Chance haben.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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