Spielsüchtigem Geld leihen
Am letzten Wochenende hatte ich mich mit einem guten alten Freund verabredet. Er schlug vor in ein kleines Casino zu gehen, welche in unserer Stadt gerade an jeder Ecke stehen. Da ich noch nie in einem Casino war willigte ich ein. Ich investierte 10€ in einem Automaten und verließ das Casino an diesem Abend mit 6€ mehr in der Tasche. Mein Freund fütterte die Spielautomaten mit einem Schein nach dem anderen.
Erst gewann er 180€, welche er jedoch wieder verzockte. Ich dachte mir nichts dabei, bis er mich fragte ob er sich von mir Geld leihen könnte. Da ich bereits angetrunken war und einem guten Freund gerne Geld leihe, gab ich ihm 50€. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von seiner Spielsucht und dachte, dass er mir das Geld bei unserem nächsten Treffen zurückgeben würde. Nachdem er auch das Geld verzockt hatte, bat er mich um noch mehr Geld. Ich gab ihm an diesem Abend 200€ in Bar, welches er an Spielautomaten verzockte.
Nachdem ich ihn aus dem Casino gezogen habe und wir nach Hause gingen erzählte er mir, dass er seit 4 Jahren Spielsüchtig ist. Ich war darüber sehr erschrocken, da man es ihm nicht ansah oder sonstwie merkte. Er hatte ein gutes regelmäßiges Einkommen und einen schicken Wagen. Seine Familie wusste bereits von seiner Spielsucht, nur seine Freundin nicht. Er versprach mir das Geld in den nächsten Monaten wiederzugeben, was er auch tat.
Nun stelle ich mir die Frage: Ist es in Ordnung einem Spielsüchtigen, welcher sein Leben und seine Finanzen noch halbwegs im Griff hat, Geld zu leihen? Ich mache mir Sorgen, dass er sich von den falschen Leuten Geld leiht oder die Kontrolle über seine Sucht vollständig verliert. Den Vorschlag eine Therapie zu machen schlug er ab, er versprach mir jedoch mich wieder mitzunehmen, wenn er spielen geht, damit ich seine Ausgaben kontrollieren kann.
Macht es Sinn, einem Heroinsüchtigen Heroin in die Hand zu drücken: Nein! Bei Süchtigen lebe ich nach einem Motto: Ich kann die Sucht akzeptieren, aber ich werde sie keineswegs unterstützen.
Wenn Dein Kumpel deswegen sauer werden sollte (was bei Süchtigen durchaus passieren kann), dann erkläre ihm, dass er Dir wichtig ist und Du Schuldgefühle hättest,wenn Du ihn durch Deine "Unterstützung" noch mehr in´s Verderben stürzen würdest.
Sage ihm, dass Du gerne mitkommst, um seinen Spielkonsum zu kontrollieren oder ihn auch zu einer Therapie begleiten würdest, dass Du aber keineswegs zusehen oder dabei mitwirken wirst, dass er noch tiefer in´s Loch fällt.
Das macht schon Sinn, denn ich muss die Sucht erst einmal beruhigen. Danach kann ich erst mit der Hilfe beginnen, denn wer den so genannten Suchtdruck hat wird in keiner Weise positiv reagieren. Wenn er das benötigte Geld hat wird er spielen und jetzt habe ich ihn in einer realen Suchtsituation gebracht. Er sieht jetzt ein klein wenig sein Problem, denn er wird das geborgte Geld komplett verspielen.
Jetzt muss ich versuchen alle Bereiche einer Spielsucht ins Gespräch zu bringen. Ich habe ja auch im die beste praktische Situation dazu gegeben. Von der Spielsucht bekomme ich ihm auf keinen Fall weg, denn ich muss ganz kleine Schritte anbieten. Natürlich darf ich nur einen kleinen Betrag als Leihe geben, denn ansonsten tritt das totale Gegenteil dabei ein.
Du solltest ihm erstmal überhaupt kein Geld mehr leihen, da die große Wahrscheinlichkeit besteht, dass er, anstatt es sinnvoll zu nutzen, zumindest einen Teil davon verzockt. Vielmehr solltest du versuchen ihn von Spielcasinos etc. so gut es geht fernzuhalten und ihn bei einem Therapeuten oder so anmelden, der sich auf Spielsüchtige spezialisiert hat.
Das ist natürlich eine schwierige Situation, aber ich denke, dass ich hart geblieben wäre und der betreffenden Person kein Geld geliehen hätte. Sicher wäre mir das bei einem Freund auch schwer gefallen, aber ich bin auch der Meinung, dass es nicht richtig ist, jemanden noch in einer Sucht zu unterstützen. Beim ersten Mal wusstest du es nicht, auch wenn ich schon sagen muss, dass ich stutzig werden würde, wenn sich jemand in einem Spielcasino immer wieder Geld von mir leihen würde. Das würde ich auch beim ersten Besuch nicht mitmachen.
Dass dein Freund keine Therapie machen möchte, ist zwar schade, aber die Therapie würde sowieso nichts bringen, wenn er sich ihr innerlich verweigert. Darum würde ein Zwang wohl nichts bringen. Ich denke aber, dass ich es auch nicht könnte, einen Menschen mit Spielsucht bei seinen Besuchen im Casino zu begleiten und zu zügeln. Bei einem Spielsüchtigen glaube ich nicht, dass du es schaffst, seine Ausgaben zu kontrollieren.
Was bringt es dir Geld zu geben, wenn er es dann eh verspielt und dir es erst viel später wiedergibt? Du solltest ihn dabei unterstützen, dass er sich Hilfe sucht und diese auch bekommt. Was bringt es denn, wenn du dabei bist? Offensichtlich sagst du nichts, wenn er neben dir 200 € verzockt und das kann ich schon mal nicht verstehen. Wahrscheinlich wäre ich schon bei 50 € so weit gewesen, dass der Kumpel mit mir vor der Tür steht und dann hätte ich da auch sofort nachgefragt, weil das so nicht sein kann.
Vielleicht bekommst du ihn dazu, dass er sich da für das Casino sperren lässt und sich einen Therapieplatz sucht. Er muss sich da einfach helfen lassen, anders geht es nicht, denn alleine wird er nicht aufhören damit. Unterstütze ihn da einfach ein bisschen.
Eine Freundin hat aktuell eine ähnliche Situation. Sie hat einem Bekannten Geld geliehen und dann im Nachhinein von gemeinsamen Freunden erfahren, dass der Bekannte wohl spielsüchtig ist. Sie hat nun auch Angst, dass sie damit seine Sucht finanziert und unterstützt hat und sie und ihr Freund das Geld nicht wieder zurück bekommen werden. Sie meinte auch zu mir, dass ihm das Geld sicherlich nicht so einfach geliehen hätten, wenn sie vorab von seiner Spielsucht gewusst hätten.
Ich glaube, dass ich auch kein Geld leihen würde, wenn ich wüsste, dass jemand unter Spielsucht leidet. Dabei hätte ich kein gutes Gefühl und Bedenken, dass ich die Sucht dann nur unterstütze. Damit hilft man dem Suchtkranken sicherlich am wenigsten.
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