Wie viel Mut braucht eine Beziehung?
Ich habe kürzlich die Aussage gelesen, dass eine Beziehung Mut erfordern würde, doch vielen Menschen würde genau dieser Mut fehlen. Mich brachte dieser Satz zum Nachdenken und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was damit gemeint ist. Mag aber auch sein, dass ich eine völlig andere Definition von "Mut" habe. Mut bedeutet für mich, dass man mehr oder weniger sein Leben riskiert und kein Problem damit hat, als einziger aus der Reihe zu tanzen und anzuecken. Was eine Beziehung damit zu tun haben sollte, erschließt sich mir nicht.
Vielleicht ist damit gemeint, dass man sich in einer Beziehung öffnet und seinem Partner von einer verletzlichen Seite zeigt. Das hat für mich aber trotzdem nichts mit Mut zu tun, denn ich suche meinen Partner immer sehr genau aus. Wie viel Mut ist in einer Beziehung erforderlich und warum? Empfindet ihr euch als mutig, nur weil ihr eine Beziehung eingegangen seid?
Für mich hat Mut viele Gesichter und kann in vielen Lebenslagen nötig sein. Ich würde das nicht nur auf das Leben, dass man in Gefahr bringen könnte, beziehen. Eine Prüfung oder ähnliches, kann ja auch Mut erfordern. Ich denke, dass eine Beziehung eben mit sich bringt, dass man viel von sich selbst preis gibt und eine andere Person sehr nahe an sich heran lässt. Für manche Menschen erfordert das sicherlich schon Mut. Gerade, wenn diese vielleicht schon schlechte Erfahrungen gemacht haben und mal sehr verletzt worden sind. Man kann ja immer mit einer Beziehung scheiten und allein der Versuch kostet dann sicherlich schon Mut.
Mut in einer Beziehung kann für mich ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Wenn jemand schon mal schlechte Erfahrungen in einer Beziehung gemacht hat, dann erfordert es sicherlich Mut sich wieder für eine neue Beziehung zu öffnen. Man muss verstehen lernen, dass nicht jeder Mann gleich ist und eine neue Beziehung nicht direkt wieder eine Enttäuschung sein muss. Es erfordert auch Mut zu heiraten, weil es finanzielle Nachteile haben kann, wenn man sich scheiden lässt. Man muss dem Partner also in soweit vertrauen.
Mutig ist es natürlich auch, sich dem Partner gegenüber zu öffnen, aber ich denke mal, dass man keine Beziehung haben möchte, wenn man dazu nicht bereit ist. Das ist für mich etwas, was die meisten Menschen in einer Beziehung doch auch suchen. Ich fürchte das gerade Frauen in einer Beziehung auch mutig sein müssen, denn wenn man sich für Kinder entscheidet sind es meist die Frauen, die am Ende die Nachteile dadurch haben. Sie bekommen am Ende bei einer Scheidung nur sehr wenig Rente und sind auf Grundsicherung angewiesen. Man muss sich also schon darauf verlassen können, dass der Partner bei einem bleibt. Vermutlich denken die meisten Menschen über sowas aber gar nicht erst nach, bevor sie eine Beziehung eingehen.
Crispin, wo nimmst du bloß immer deine Weisheiten her? Nach einer Scheidung ist der Rentenanspruch der Frau für die Zeit der Ehe ebenso hoch wie der des Mannes. Das nennt man Versorgungsausgleich. Wenn also Frauen so schrecklich wenig Rente haben, dann liegt es an der Zeit vor und nach der Ehe! Da kannst du nun wirklich nicht den Männern die Schuld in die Schuhe schieben.
In der klassischen Konstellation fordert eine Ehe also eher Mut vom Mann, in der modernen Variante erfordert es Mut von beiden. Genauso ist die Annahme, dass jemand, der sich nicht öffnen möchte, keine Beziehung möchte, ziemlich daneben ist. Viele führen eine Beziehung light, bei der der andere sich öffnen muss, damit sie sich sicher fühlen, während sie selbst aus Eigenschutz zugeknöpft bleiben.
Auch Kinder als mutig zu bezeichnen, ist ziemlich abwegig. Wer sich nicht vorstellen kann, Kinder komplett allein aufzuziehen, der sollte es lassen. Denn spätestens wenn ein Elternteil stirbt, hat der andere unabhängig vom Geschlecht den Job. Und der Tod kommt in den besten Beziehungen vor.
Generell erfordert es natürlich Mut, sich auf einen anderen einzulassen. Aber schwieriger ist es für die meisten wohl, langfristig zu ihren Entscheidungen zu stehen. Das sieht man schön am totalen Abwerten von ehemaligen Partnern. Da klingen ganz viele so, dass man sich fragt, warum die mal ein Paar waren. Aber es ist leichter so zu tun, als ob das Vergangene komplett grässlich gewesen sei. Sonst müsste man sich eingestehen, dass die aktuelle Beziehung auch scheitern könnte. Und dazu fehlt der Mut.
Ich finde es persönlich auch eher "mutig", wenn man schon so große Worte verwenden möchte, wenn jemand zu seinem Singledasein steht, da eine wie auch immer geartete Beziehung gesellschaftlich immer noch höher bewertet wird als das "Alleinsein". Nicht umsonst feiern Singlebörsen nach wie vor Triumphe und online-Dating boomt. Eine Beziehung bedeutet für mich also eher, dass man mit den gesellschaftlichen Normen konform geht, gerade wenn man die monogame heterosexuelle Schiene fährt und auch in dieser Hinsicht nicht aus der Reihe tanzt.
Irgendwo gehört natürlich immer auch Mut dazu, sich auf einen anderen Menschen einzulassen, ihm/ihr zu vertrauen und ein gemeinsames Leben aufzubauen. Aber andererseits hat man davon auch handfeste Vorteile, auf die Singles verzichten müssen. In meinen Augen erfordert es generell Mut, eigene Lebensentscheidungen zu treffen und dazu auch zu stehen, aber wieso eine Beziehung besonders viel Courage vorraussetzt (was man umgekehrt auch so auslegen kann, als wären Singles allesamt ein klein bisschen feige), leuchtet mir eigentlich nicht ein. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Leute, die der Ansicht sind, Lebensform X erfordere mehr Mut als Lebensform Y, eher ihre eigenen Lebensentscheidungen vor sich selber aufwerten und rechtfertigen wollen, als Anerkennung gegenüber alternativen Lebensformen auszudrücken.
Mut bedeutet ja, dass man sich etwas trauen muss und das muss vielleicht nicht gleich ein schwieriger Drahtseilakt oder etwas Lebensgefährliche sein, aber zumindest etwas, was einen aus der eigenen Komfortzone führt und wo man sich anpassen muss oder verändern muss oder zumindest in irgendeiner Weise Dinge auch mal anders angehen muss, als man das gerne machen würde.
Eine Beziehung hat gewisse Vorteile und daher geht man sie ein, beispielsweise dass man sich die Gesellschaft von jemandem wünscht, der etwa auf der gleichen Wellenlänge ist oder dass man Kinder will, dass man eine bestimme Lebensform herstellen möchte oder was auch immer.
Man hat aber auch Nachteile und die wurden hier ja schon genannt. Wenn die Frau sich dazu entscheidet, ein Kind zu bekommen, der Partner sie aber irgendwann verlässt oder die Beziehung halt scheitert, dann muss sie sich meistens um das Kind kümmern - will vielleicht auch nicht jede. Oder man muss selbst dann, wenn die Beziehung funktioniert, an manchen Stellen gewisse Kompromisse eingehen oder auch mal was machen, was man jetzt, wenn man alleine wäre, nicht unbedingt weit oben auf der Wunschliste steht. man muss also in gewisser Weise auf den anderen eingehen und das kann auch Mut verlangen, dass man dazu bereit ist.
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