Akzeptiert eure Familie eure Ernährungsumstellung?

vom 12.10.2017, 09:50 Uhr

Eine Bekannte von mir hat vor kurzem eine Ernährungsumstellung gemacht, da sie die Tierhaltung in Deutschland nicht weiter unterstützen möchte. Sie ist deswegen zunächst Vegetarierin geworden und anschließend schrittweise Veganerin. Nun ernährt sie sich schon seit einigen Monaten Vegan, allerdings fällt ihr das nicht sehr leicht.

Im Freundeskreis wird das gut akzeptiert, da es unter 8 Leuten immerhin drei Veganer gibt. Wenn wir Essen gehen oder uns treffen und kochen, wird stets darauf geachtet, dass vegane Kost dabei ist. Allerdings trifft sie bei ihrer Familie wohl auf Widerstand. Diese interessieren sich nicht für ihre Ernährungsumstellung und halten diese nur für eine kurzfristige Laune.

Meine Bekannte war beispielsweise neulich zum Grillen bei ihren Eltern eingeladen und niemand hatte darauf geachtet Gemüse für den Grille einzukaufen. Ein Salat war sogar noch mit Mayonnaise, so dass meine Bekannte nur einen grünen Salat essen konnte. In nächster Zeit möchte sie sich daher immer selbst etwas mitbringen.

Habt ihr schon mal eine umfangreichere Ernährungsumstellung gemacht? Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Familie oder der Freundeskreis nicht wirklich dafür interessiert und keine Rücksicht nimmt? Gehen die Leute tatsächlich davon aus, dass es sich nur um eine Laune handelt oder möchten viele Menschen keine Rücksicht nehmen, da es keine notwendige Ernährungsumstellung, wie beispielsweise bei einer Glutenintoleranz, ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mein Mann hat vor einer Weile eine Ernährungsumstellung zusammen mit einem Sportprogramm gemacht. Da er dadurch sehr gut abgenommen hat und auch mehr Muskeln aufgebaut hat, haben sowohl seine als auch meine Verwandte komische Sprüche abgelassen. Sie haben es einfach nicht nachvollziehen können und verstanden. Wobei er immer mal wieder sportlichere Phasen hatte, aber so stark eben noch nie.

Ich denke, dass man es bei Freunden und Verwandten einfach akzeptieren muss und auch Interesse zeigen sollte. Immerhin ist es ja dann eine Umstellung einer geliebten Person und so sollte man auch handeln. Ich würde es absolut nicht schlimm finden, wenn jemand mehr Sport treiben würde oder sich vegan ernähren würde.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hatte mal eine Phase, in der ich sehr stark auf meine Kalorienzufuhr geachtet habe. Damals habe ich sämtliche Produkte, bei denen das ging, durch Light- beziehungsweise zucker- und fettreduzierte Alternativen ersetzt, auf Butter, Sahne und andere hochkalorische Lebensmittel gänzlich verzichtet, meine Kohlenhydrate auf ein Minimum reduziert und zuletzt auch beinahe rein vegetarisch gekocht - mit Ausnahme von einem sehr mageren Stück Geflügel oder Fisch ab und an.

Mein Freund hat diese Umstellung von Anfang an skeptisch gesehen und kritisiert, weil ihm die Austauschprodukte nicht geschmeckt haben und ich aber auch für gemeinsame Gerichte stets nur diese eingekauft habe. Eine Zeit lang hat er es mir zuliebe noch toleriert, aber irgendwann kam dann der Punkt, an dem er darauf bestanden hat, für sich selbst mit "normalen" Zutaten zu kochen. So haben wir dann tatsächlich auch mehrere Monate lang gar nicht mehr gemeinsam gegessen, sondern jeder hat sich seine eigene Mahlzeit zubereitet.

Mittlerweile ist diese Zeit wieder vorbei, ich bin zu gewöhnlichen Lebensmitteln zurückgekehrt und wir kochen nun wieder zusammen. Ich fand es damals zwar etwas blöd, dass wir so aneinander vorbei gelebt haben, aber andererseits kann ich auch verstehen, dass mein Freund meine Ernährungsumstellung nicht mitmachen wollte. Da war ich dann doch dankbar, dass wir diesen - wenn auch umständlichen und unökonomischen - Kompromiss gefunden haben, der uns beiden erlaubt hat, unsere Wünsche durchzusetzen, ohne dass sich einer aufgrund des anderen zu irgendetwas gezwungen fühlen musste.

Ich denke, dass es immer nur zu Unzufriedenheit und Konflikten führt, wenn man jemand anderem eigene Ideale aufzwingen will; egal, von welcher Seite dieses Verhalten ausgeht. Daher finde ich gegenseitige Akzeptanz wichtig. Würde mein Partner oder ein guter Freund beschließen, eine Diät zu machen, vegan zu leben oder auf irgendwelche Produkte gänzlich zu verzichten, dann würde ich das nicht zu ändern versuchen. Allerdings wäre es im Gegenzug mein Wunsch, dass von der anderen Seite auch toleriert wird, dass ich meine Ernährung so beibehalten möchte, wie sie ist.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Na ja, was heißt Ernährungsumstellung. Es gibt schon Sachen, die ich zu Hause nicht wirklich auf dem Speiseplan habe. Dazu gehört zum Beispiel Rindfleisch und auch Schweinefleisch. Ich bevorzuge zu Hause eindeutig Geflügel und Fisch. Wenn ich allerdings irgendwo zu Besuch bin und es gibt Rind oder Schwein zu essen, dann passe ich mich entsprechend an und mache eine Ausnahme.

Ich gehöre zu den Menschen, die das Essen, was auf dem Tisch steht und nicht irgendwelche Ansprüche und Gemecker vom Stapel lassen, wenn es mal nicht nach ihrem Willen geht. Nur, weil man einmal anders isst als sonst, ist ja nicht die ganze Ernährung in Gefahr. Daher sollte man hier auf dem Teppich bleiben.

Was anderes wäre es meiner Meinung aber, wenn man bestimmte Sachen nicht verträgt oder Allergien hat. Da würde ich dann schon darauf hinweisen, wenn ich bestimmte Sachen nicht essen kann oder darf. Aber solange ich alles vertrage und theoretisch alles essen kann, verzichte ich auf derartige Hinweise und stelle auch keine Ansprüche.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Frage ist für mich hier, was „umfangreichere Ernährungsumstellung“ heißt. Denn ich habe auch schon mal die eine oder andere Ernährungsumstellung mitgemacht. Im Endeffekt bin ich jetzt bei etwas mehr Proteinen und wenigen Kohlehydraten gelandet.

Das war bei mir zu Hause auch erst einmal nicht so leicht durchzukriegen, denn meine Frau kocht in der Regel abends immer. Sie sagt aber, dass es sich kaum oder gar nicht lohnen würde immer nur für eine Person, nämlich sich selbst, zu kochen. Mit meiner Ernährungsumstellung wollte sie zu Beginn nicht unbedingt viel zu tun haben. Da ist jetzt nicht wirklich anders, allerdings haben wir uns aufeinander eingespielt. Wenn sie sich Fleisch mit Beilagen macht, nehme ich etwas Fleisch davon und mache mir noch Gemüsebeilagen oder so und wenn sie sich etwas anderes macht, kann es durchaus sein, dass ich mir einfach nur einen Salat oder etwas anderes mache und wir komplett verschiedene Essen zu uns nehmen. Das hat aber einige Zeit gedauert, bis wir das so raus hatten.

Beim Rest unserer Familien geht es eigentlich auch, es ist fast immer etwas da, was man essen kann, das dann auch zur Umstellung passt. Jetzt ist kohlehydratarme Kost vielleicht nicht unbedingt so einschneidend wie vegane Kost aber da stecken auch verschiedene Gründe hinter. Während ich mit der kohlehydratarmen Kost vielleicht primär abnehmen möchte, steckt eine Ideologie, eine Lebenseinstellung hinter vegetarischem oder veganem Essverhalten und ich finde gerade das sollte von der Familie am ehesten gesehen und akzeptiert werden und nicht einfach ignoriert werden. Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn man da nicht täglich in Berührung mit kommt, dass das gerne mal vergessen wird und es vielleicht gar keine Absicht ist, dass kein veganer Salat auf dem Tisch landet, wenn gegrillt wird.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin ja eigentlich schon der Meinung, dass die Person, die eine Extrawurst haben möchte, auch selber für ihre Extrawurst sorgen muss. Ich finde zum Beispiel Fleischersatz extrem eklig und weiß deshalb nicht, was davon wie schmeckt. Wir grillen zwar immer auch Gemüse, aber wenn ein Veganer zum Grillen kommt und Fleischersatz haben möchte muss er den selber mitbringen und das war bisher auch nie ein Problem.

Ich würde jetzt auch keinen Diätkuchen backen für eine Person, die bei mir zum Kaffee eingeladen ist und eine Diät macht. Und wenn jemand tatsächlich an Zöliakie - das, was du als "Glutenintoleranz" bezeichnest - leidet ist es eh schwer für die Person irgendwas zu kochen oder backen, weil du dann eigentlich darauf achten musst, dass die Lebensmittel strickt von allem mit Gluten getrennt sind. Da musst du dann zum Beispiel Backformen extrem penibel reinigen damit kein Rest Mehl vom letzten Kuchen in irgendeiner Ecke hängt.

Ich halte nichts von dogmatischer Ernährung, von daher muss niemand in meinem Umfeld etwas akzeptieren. Ich esse das, was mir als Gast vorgesetzt wird, und am nächsten Tag esse ich wieder so, wie ich das für richtig halte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich persönlich halte ohnehin viel von ausgewogener und gesünder Ernährung. Wobei ich sagen muss ein saftiges Rindersteak oder Bio-Hühnchen aus dem Ofen ist bei mir nie ungern gesehen.

Im Familienkreis hat als Beispiel meine Mutter ihre Ernährung insofern umgestellt, dass sie kein Fleisch mehr isst. Die einzige Ausnahme sind Fisch und Meeresfrüchte. Ich persönlich finde es absolut in Ordnung. Von anderen Familienangehörigen hat sie aber teilweise nicht nur Zuspruch und Akzeptanz erfahren, ganz im Gegenteil! So wird zu jedem Familientreffen darüber gescherzt ob man es ihr mit der Auswahl des Gerichts "wenigstens diesmal" recht machen könnte oder nicht und einige Kommentare sind oft unter der Gürtellinie.

Mir wäre es am liebsten, wenn jeder so leben könnte wie er möchte ohne automatisch negativ bewertet oder gar diskriminiert zu werden.

» Ludakristina » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,11 »



Bei mir muss man bei der Ernährung leider immer sehr viel beachten. Ich ernähre mich vegetarisch, habe aber auch zahlreiche Allergien und Unverträglichkeiten, so dass ich längst nicht alles essen kann, was auf den Tisch kommt.

Wenn ich mir nicht selbst etwas zubereite, sondern wenn jemand für mich kocht, muss ich mich da zwangsläufig immer mit der Person absprechen. Von daher überlegen meine Mutter und ich immer zusammen, was es zu essen geben soll, wenn ich bei ihr zu Besuch bin. Auf diese Weise können wir dann immer etwas finden, was wir beide essen.

Meiner Mutter bleibt ja auch nichts anderes übrig, als meine Ernährung zu akzeptieren. Immerhin würde ich das Essen sonst einfach nicht essen. Fleisch würde ich auf keinen Fall essen und auch Produkte die ich nicht vertrage, würde ich nicht zu mir nehmen.

Ich finde auch, dass ich alt genug bin, um selbst entscheiden zu können, was ich esse. Natürlich passt man sich als Gast auch an, allerdings fände ich es schon dreist, wenn meine Mutter einfach so ignorieren würde, dass ich etwas nicht esse und mir das dann vorsetzen würde. Allerdings passt es, dass wir uns gemeinsam absprechen. Mit der restlichen Familie habe ich sonst nur wenig zu tun, so dass ich da auch nichts esse.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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