Gar nicht merken, dass man selbst gestresst ist?

vom 22.11.2017, 07:22 Uhr

Es soll Situationen geben, wo der Betroffene gar nicht richtig merkt, dass er gestresst ist. In solchen Situationen soll man den Stress an der Sprache bemerken, die die Person benutzt. Durch die Sprache soll sich Stress frühzeitig entdecken lassen. Ich bin da offen gesagt skeptisch. Ich merke das bei mir immer zuerst, ob ich gestresst bin oder nicht. Man musste mich noch nie darauf hinweisen oder ähnliches.

Was haltet ihr von dieser Aussage? Kann man als Betroffener gar nicht selbst merken, dass man gestresst ist? Klingt es nicht paradox, wenn man vor lauter Stress gar nicht merkt, dass man gestresst ist? Oder klingt das für euch durchaus plausibel und nachvollziehbar?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Tatsächlich gehöre ich zu den Menschen, die im Arbeitsfluss eines vollen Tagesplanes vollkommen den Blick dafür verlieren, wie sehr die Aufgaben einen doch beschäftigen und fordern und dass man darüber in totalen Stress gerät. Mein Freund beschreibt den Zustand, in den ich dann verfalle, als eine Art "Tunnelblick". Ich habe dann nur noch die abzuarbeitenden Punkte und Ziele im Auge und bin darauf so fokussiert, dass ich alles um mich herum und mich selber kaum mehr wahrnehme.

Erst, wenn dann ein "Störfaktor" von außen hinzukommt, den ich nicht eingeplant habe und kontrollieren kann, wird mir bewusst, dass ich eigentlich vollkommen unter Strom stehe - also beispielsweise mein Freund, der meine Aufmerksamkeit wünscht, oder ein lästiges Hungergefühl, obwohl doch gar keine Zeit für eine Mittagspause ist. Dann erkenne ich nämlich, dass es mich in diesem Moment total überfordern würde, für die zusätzliche Aufgabe Zeit freizuschaufeln, selbst wenn es noch so eine banale Tätigkeit ist. Da hilft dann nur die radikale Notbremse und eine Zeit des kompletten Time-Outs, um die Prioritäten zu sortieren und realistisch zu beurteilen, was in der gegebenen Zeit noch machbar ist und was sich auf einen anderen Zeitpunkt verschieben lässt.

Ob sich meine Sprache in diesen Momenten tatsächlich verändert, kann ich selber nicht beurteilen, aber es wäre interessant, meinen Freund mal diesbezüglich auszufragen. Eventuell reagiere ich in Stresssituationen schneller gereizt und antworte monotoner oder abgehackter, aber das ist derzeit nur eine Vermutung.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Man verliert sich schnell im Alltagstrott und deswegen kann ich mir schon denken, dass man manchmal den eigenen Stress gar nicht so merkt und spürt, auch wenn es einen fertig macht. Ich hatte durchaus auch schon Phasen, in denen ich einfach funktioniert habe, meinen Alltag gemacht habe und letztendlich gar nicht gemerkt habe wie gestresst ich eigentlich war, erst als ich zur Ruhe kam und dann mal Urlaub hatte von dem Ganzen. So unglaubwürdig finde ich das gar nicht, da einen die Psyche ja durchaus vor einigem bewahrt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kenne es auch von mir, dass ich in stressigen Momenten in eine Art der Routine verfalle und einfach stur meine Arbeit mache, wie es eben geht. Es kann dann schon sein, dass meine Kollegen es an meiner Stimme merken, wie gestresst ich tatsächlich bin. Aber in der Regel ist es schon so, dass ich es selber merke, auch wenn ich vielleicht nicht so großartig gestresst reagiere.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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