Ohne Make-up nicht erkannt - peinlich?

Eine Bekannte aus meiner Berufsschule schminkt sich immer sehr stark und exzessiv. Sie hat zu Hause garantiert Make-up im Wert von mehreren tausend Euro liegen und malt sich munter in den verschiedensten Farben an. Dabei ist es egal, ob es nur die Augen oder auch noch die Lippen sind - alles ist stark geschminkt in den verschiedensten Farben. Ich habe sie noch nie ohne Make-up gesehen - bis vor wenigen Tagen.

Ich war am Wochenende mit meinem Freund spazieren und habe dabei unterwegs jemanden getroffen, der mich gegrüßt hat, als wir vorbei gegangen sind. Ich habe diese Person im Vorbeigehen nicht erkannt und war total perplex, sodass ich auch erst gar nicht zurück gegrüßt habe. Das Rätsel löste sich Montag jedoch schnell, als diese Bekannte mich fragte, wieso ich sie nicht zurück gegrüßt habe - da ging mir ein Licht auf, wer die grüßende Unbekannte war. Da sie kein Make-up aufgetragen hatte, habe ich sie schlichtergreifend nicht erkannt. Das war mir vielleicht peinlich!

Habt ihr das auch schon mal erlebt? Kennt ihr auch Leute, die man nicht erkennt, wenn man sie mal ohne Make-up sieht? Oder denkt ihr, dass man die Menschen trotzdem noch erkennt, wenn man sich Mühe gibt?

Ich glaube ich bin in dieser Hinsicht einfach zu abgehärtet. Ich habe Ansätze von Gesichtsblindheit und kenne das gar nicht anders. Daher ist es bei mir normal, dass ich eine Person nicht erkenne, weil das Make-Up fehlt, der Schmuck anders ist, eine andere Brille getragen wird oder man andere Kleidung bzw. Frisur trägt. Ich gehe mittlerweile humorvoll damit um und mein Umfeld weiß auch, dass ich Probleme habe, Gesichter wiederzuerkennen. Peinlich ist mir hier gar nichts.

Fairerweise muss man schon sagen, dass viele Leute andere Menschen auch dann nicht erkennen, wenn der Kontext fremd ist. Würde ich plötzlich beim Einkaufen meine beste Freundin hier im Ort sehen, die eigentlich weit von mir weg wohnt, würde mein Gehirn das auch so schnell nicht begreifen. Daher denke ich mir, dass dieser Aspekt auch mit hinein spielt.

Denn eigentlich erkennt man Menschen ja nicht nur am Gesicht, sondern an noch vielen anderen Dingen. Dass die Unterschiede bei manchen Frauen zwischen Geschminkt und Ungeschminkt teilweise extrem sein können, ist mir kürzlich mal auf YouTube aufgefallen. In dem einen Video sah das Mädel aus wie eine dreißigjährige Stripperin, im nächsten habe ich sie erst fast nicht erkannt, weil sie so blass und unscheinbar aussah wie die minderjährige Schülerin von nebenan. Aber das sind schon Extremfälle.

Ich kenne durchaus einige Menschen, die sich schon sehr viel schminken und das alles auch gut finden. Einige sehen aus, wie Michael Jackson zu seiner schlimmsten OP-Zeit, wo er die Farbe verändert hat. Nach dem Motto hinten ein Klatsch auf dem Hinterkopf und die Farbe und Maske vorne fällt herab. Das ist bei einigen offensichtlich ein gefährlicher Trend für die Haut und ohne Make-up nicht erkennen? Das wäre noch bei einigen untertrieben.

Eine auf der Arbeit erkenne ich ohne Schminke wohl kaum. Die sieht da teilweise ganz anders aus. Das bedeutet, dass sie sich durch das Schminken eine neue „Identität“ aus der optischen Perspektive schafft. Sie sieht einfach nicht aus wie meine Arbeitskollegin, die hart geschminkt ist, Konturen anders gezogen sind, Make-up aufgetragen hat und mehr. Sehr grausam.

Mir ist es aber auch am Ende nicht peinlich, wenn jemand so viel Make-up benutzt, dass ich den Betroffenen nicht erkennen würde, wenn er keines drauf hat. Das ist nur ein Zeichen dessen, dass die Person sich offenbar so schminkt, dass sie wie eine andere Person wirkt und dann muss man sich ganz einfach nicht wundern, wenn man sie am Ende nicht erkennt. Das ist doch wirklich deren Problem und sollte ihnen am Ende viel peinlicher sein, als letzten Endes mir.

Es wäre eigentlich schade, wenn so etwas häufiger vorkäme, aber ist doch bei einigen wirklich keine Verwunderung mehr. Die schminken sich so heftig, dass sie aussehen, als wären sie schon eher aus dem TV irgendein Hochglanzmodel und ohne Schminke sieht man erst mal, wie kaputt die Haut ist und das sich einige Personen sogar komplett optisch verändert haben. Wer da die Vogelscheuche vom ehemaligen Model nicht mehr erkennt, dem muss das nicht peinlich sein, sondern der betroffenen Person viel eher.

Nicht falsch verstehen, kann sich ja jeder wahrhaftig schminken wie sie will, aber einige übertreiben es maßlos. Ich sitze ja indirekt an der Quelle eines Berufsbilds, wo ein gewisses Aussehen erwartet wird, jedenfalls meistens. Grausam auch, was die Damen sich da alles optisch antun und ohne Schminke am meckern sind, wie schlecht ihre Haut ist. Das kommt nun einmal leider davon wenn man man den Schminkkasten als sein zweites zu Hause sieht.

Ich habe eine Bekannte, der ich mich mal neu vorgestellt habe, weil sie komplett anders aussah mit der veränderten Schminke. Ohne Schminke würde ich sie sicherlich nicht erkennen, da sie nicht mal aufsteht ohne sich sofort zu schminken, aber an dem Tag hatte sie sich optisch durch das Schminken nochmal absolut verändert. Ich finde es eher peinlich, dass man sich selber so verändern muss und nicht mit sich zufrieden sein kann. Schminken ist ja in Ordnung, aber eine derartige Maske muss nicht sein.

Ich habe das bisher einmal erlebt. Das war die kurzzeitige Freundin eines Bekannten, also niemand, den ich besonders oft gesehen habe. Normalerweise hatte sie immer das volle Programm aufgefahren, Gesicht komplett abgedeckt, Konturen aufgemalt, Augen stark geschminkt, Wimpern aufgeklebt, Augenbrauen gemalt, Lippenstift inklusive Kontur und so weiter. Und dann habe ich sie am Strand getroffen, wo sie sich erstaunlicherweise zum Schwimmen nicht geschminkt hatte.

Ich fand das schon ein bisschen peinlich, dass ich sie nicht erkannt habe. Wenn mich jemand mit Namen grüßt kommt es einfach blöd rüber wenn ich selber den Namen der Person nicht kenne. Aber eigentlich ist es ja peinlich für sie, wenn sie mit ihrem normalen Aussehen nicht erkannt wird, weil sie einfach mal mindestens zehn Jahre jünger aussieht. Wenn ich an ihrer Stelle wäre würde mir das sicher zu denken geben.