Bei Zeiterfassung schummeln als nicht schlimm empfinden?
Bei uns in der Firma gibt es nicht die klassische Stechuhr, bei der jeder Mitarbeiter sich ein- oder ausstempelt wenn er das Gebäude betritt oder verlässt, sondern wir müssen die Zeiterfassung über unser Programm im PC erledigen. Das bedeutet jeder gibt über seinen Benutzer seine Leistungen ein.
Durch Zufall haben meine Kollegin und ich bei der Kontrolle der Tagesabschlüsse nun bemerkt, dass eine neue Kollegin bei der Zeiterfassung ein wenig schummelt. Es ist bei uns üblich, dass man natürlich erst mit der Zeiterfassung beginnt, wenn man tatsächlich arbeitet, da die Zeiten zu bestimmt 90% an unsere Kunden weiterverrechnet werden, da wir ein Dienstleistungsbetrieb sind.
Komme ich nun um 07:05 Uhr in die Firma dauert das ja ein wenig bis ich, die Jacke wegräumt, Kaffee geholt und den PC hochgefahren habe. Mit der Zeiterfassung starte ich dann ab 07:15 Uhr, wenn ich tatsächlich am Tisch sitze und zu arbeiten beginne. Die besagte Kollegin jedoch kommt ein wenig später als ich ins Büro und schreibt bereits ihre Zeit von 07:00 Uhr weg, obwohl sie noch gar nichts gemacht hat und auch nicht vor 07:15 Uhr zu arbeiten beginnt.
Genauso macht sie das am Abend bevor sie nach Hause geht. Als wir sie darauf angesprochen haben, hat sie nur gemeint, dass sie an diesem Tag ihre Mittagspause etwas kürzer machen wird. Dann wäre die Zeit ja wieder herinnen. Wir finden das ganze ziemlich unfair. Nicht nur den Kollegen gegenüber, die ihre Erfassung genau machen, sondern natürlich auch den Kunden gegenüber, die am Ende für eine Leistung bezahlen, die sie gar nicht bekommen haben.
Außerdem kommt sie so pro Woche auf gut 2,5 Stunden mehr Arbeitszeit, obwohl sie in der Zeit nichts gearbeitet hat. Was würdet ihr tun? Findet ihr das in Ordnung? Sie deswegen beim Chef anzuschwärzen finde ich auch ein wenig zu krass. Wir sind immerhin ja nicht mehr im Kindergarten.
Ich kenne es eigentlich so, dass das als Arbeitszeit zählt, was mit Anwesenheit in der Arbeit verbunden ist, also wenn ich früh da bin, dann ist Arbeitszeit, auch wenn ich noch nichts Spezifisches mache und aus der Perspektive ist es ja durchaus richtig, wenn man die Zeit als Arbeitszeit aufschreibt, die man da ist, auch wenn man noch nicht am Kunden arbeitet.
Meine Mutter ist Krankenschwester und die Stechuhr steht da neben der Tür; also wenn sie früh kommen stechen sie ein und wenn sie abends gehen, dann wird ausgecheckt. Dass zwischen dem Einchecken und dem tatsächlichen Arbeiten noch zeit liegt, ist da egal, das ist alles Arbeitszeit und es ist glaube ich gesetzlich sogar so geregelt, dass selbst Umziehen und Aufräumen als Arbeitszeit zählen. Deine Kollegin ist da im Recht. Eigentlich würde ich euch da eher raten, dass ihr es alle so macht.
Ich habe es auch schon gelesen, dass das Umziehen auch schon zur Arbeitszeit mit zählt und dann das Umziehen vor dem Feierabend ja auch. Das wird in dem Betrieb, in dem ich arbeite, auch nicht wirklich so gemacht, weil wir zur Öffnungszeit natürlich auch vorne bei den Kunden sein müssen und das natürlich auch, bis die Türen geschlossen werden.
Aber in anderen Betrieben mag das anders möglich sein, weil man das im Büro auch anders regeln kann. Also kann ich mir schon vorstellen, dass deine Kollegin zumindest ein Stück weit schon im Recht ist, wenngleich es schon ziemlich komisch ist, dass sie nach dir kommt, aber eine Zeit einträgt, zu der sie noch nicht im Betrieb war.
Ich finde es aber dennoch nicht in Ordnung, dass deine Kollegin anders handelt als alle anderen. Da muss auf jeden Fall eine einheitliche Lösung gefunden werden. Ich würde die Kollegin wohl einfach noch einmal darauf ansprechen, dass das bei euch eben so geregelt ist, dass man erst die Zeit einträgt, zu der man am Arbeitsplatz sitzt und eben auch wirklich arbeitet.
Wenn sie dann sagt, dass sie das auch weiterhin anders macht, dann würde ich schon sagen, dass ein Gespräch beim Chef sinnvoll wäre. Das ist dann nicht wirklich dafür, um jemanden anzuschwärzen, sondern um eine gemeinsame Lösung zu finden, an die sich verbindlich alle halten müssen.
Also ich finde, bevor man den Groll in sich hinein frisst, sollte man wirklich nochmals mit der betreffenden Kollegin sprechen. Jetzt ist es so, dass ihr das schon erfolglos gemacht habt. Ich sehe das übrigens genau so wie die beiden, die vor mir geschrieben haben. Es ist so, dass das Umziehen ebenfalls zur Arbeitszeit gehört. Denn sonst würde der Tag ja mit der Fahrt zur Arbeit schon fast zehn Stunden dauern.
Also wir handhaben das auch so, dass der Tag mit dem Umziehen beginnt und das schon als Arbeitszeit gerechnet wird. Sind wir früher da, dürfen wir es leider auch nicht als Überstunden schreiben. Dasselbe gilt für eine MIttagspause, die ja vom Gesetz her vorgeschrieben ist. Deshalb kann die Kollegin auch nicht sagen, dass sie dafür die Pause kürzt. Denn das ist ja auch nicht rechtens. Außerdem ist es ja etwas anderes, ob man anwesend und am Arbeiten ist, wenn etwas los ist, oder eben in den Randzeiten.
Das alles sind Punkte, die geklärt werden müssen. So ist es also sinnvoll, wenn mit der betreffenden Kollegin keine Einigkeit erzielt wird, dass man mit dem Chef redet, oder eben die Zeit des Anziehens und Kaffeetrinkens zukünftig auch dazu schreibt, damit alle ihren Frieden haben.
Was hat denn das mit Schummeln zu tun? Ich finde du siehst das viel zu streng und in meinen Augen machst du den Fehler mit der Zeiterfassung. Ich habe schon für einen Betrieb gearbeitet, wo die Stechuhr direkt neben dem Haupteingang gewesen ist und ich musste in den 9. Stock in mein Büro. Das hat gedauert bis ich da angekommen bin, meine Bürotür aufgeschlossen und meinen PC hochgefahren habe. Warum sollte man das nicht als Arbeitszeit werten? Viele Betriebe haben diese Stechuhr ja in der Nähe des Eingangs, das war bei den Firmen, für die mein Partner gearbeitet hat, auch jedes Mal so. Auch dann, wenn man nicht sofort gearbeitet hat, sondern eben Zeit zum Umziehen und dergleichen brauchte. Ich finde das normal.
Aktuell arbeite ich für eine Firma, die keine Stechuhr hat, sondern wo man eine Gleitzeittabelle ausfüllen muss und das geht eben erst, wenn man den Rechner gestartet hat. Da merke ich mir aber auch die Zeit, zu der ich unsere Abteilung betreten habe, auch wenn ich erst noch meine Bürotür aufschließen und den Computer hochfahren muss. Für mich ist das normal, dass das zur Arbeitszeit rechnet, man muss sich ja trotzdem einen Überblick verschaffen, was so ansteht. Während der Computer hochfährt, suche ich die nötigen Akten und Ordner zusammen, die ich für die Arbeit brauche und schaue, ob die Kollegen mir Memos hinterlassen haben in meinem Fach. Das ist auch "Arbeit", auch wenn der PC erst noch hochfährt.
Ich arbeite glücklicherweise in einer Branche, in der alles etwas geruhsamer zugeht. Von daher kann ich schon verstehen, dass man die Zeiterfassung genau nehmen sollte, wenn tatsächlich Kunden davon betroffen sind und man riskiert, dem Unternehmen zu schaden, wenn diese sich die berechneten Arbeitsstunden genauer anschauen und vielleicht feststellen, dass die Konkurrenz für die gleiche Leistung 25 Prozent weniger Arbeitsstunden berechnet. Bevor jemand ins Grübeln kommt, der dem Unternehmen viel Geld für die Leistungen bezahlt, würde ich schon lieber spuren.
Auch die allgemeine Atmosphäre macht natürlich einen Unterschied. Wenn meine unmittelbaren Kollegen alle stramme Arbeitsbienchen sind, die jeden Gang zur Kaffeemaschine dokumentieren, würde ich auch wohl oder übel so tun, als wäre ich vergleichbar diszipliniert und überkorrekt, damit keine Miss-Stimmung gegen mich aufkommt. Gemobbt ist man gleich, und ich finde auch, dass man sich der Unternehmenskultur anpassen muss. Ich habe schon in extrem laxen Betrieben mit zweimal undokumentierter Kaffeepause zusätzlich gearbeitet und in Bereichen, wo unbezahlte Überstunden schon ganz gerne gesehen werden.
Aber das waren auch immer banale Bürojobs, bei denen es wirklich nicht darauf ankommt, ob eine Aufgabe eine Stunde, einen Tag oder auch mal eine Woche liegenbleibt, da weder die Betriebsabläufe dadurch gestört wurden noch Kunden involviert waren. Aktuell habe ich "Vertrauensarbeitszeit", sprich, ich schreibe meine Arbeitszeiten zwar auf und lasse dem Chef eine Kopie zukommen, aber wenn keine extremen Ausreißer dort aufscheinen, wird das ganze nie wieder erwähnt oder gar überprüft.
Und ich muss hier auch zugeben, dass ich "runde", sprich kleinere Verspätungen, weil die U-Bahn gesponnen hat, oder die Straßen glatt waren, auch mal unter den Tisch fallen lasse. Das ist zwar nicht "korrekt", aber ich muss mir in meinem Job auch einiges bieten lassen, was unter den Grundsätzen von Anstand und Ethik zumindest fragwürdig ist. Auch deswegen sehe ich es auch nicht ein, meine Arbeitszeit auf die Ampelphase genau zu dokumentieren, wenn es sowieso keinen interessiert, solange man mich immer findet, wenn man mich sucht, und ich nicht jeden Tag zwei Überstunden erfinde. Man kann es auch übertreiben mit der Gewissenhaftigkeit.
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