Sich Ironie gegenüber Kindern nicht abgewöhnen können?

X ist ein ziemlich ironischer Mensch und bestens darüber informiert, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter Ironie nicht verstehen. Dennoch kann er es sich nicht abgewöhnen, eben genau diese Ironie im Alltag mit den Kindern, die diesen nicht verstehen, zu verwenden.

Oft nehmen die Kinder dann das Gesagte für bare Münze, was für X dann auch wieder witzig ist. Allerdings geht Y dieses Verhalten schon etwas auf den Keks, weil Y findet, dass sich die Kinder dabei ein wenig veräppelt vorkommen, weil sie ja den Humor von X noch gar nicht nachvollziehen können.

Was meint ihr dazu? Sollte man Ironie bei Kindern im Vorschulalter vermeiden oder tut das nichts, wenn man es auch ab und an praktiziert, sodass kein wirklich großer Schaden für die Kinder entsteht? Kennt ihr auch Leute, die ironisch mit den Kindern sprechen? Wie reagieren diese darauf?

Ich finde schon, dass man Ironie kleineren Kindern unter elf bis zwölf Jahren gegenüber tunlichst unterlassen sollte. Sie werden das Konzept der Ironie nicht verstehen können, für sie wäre das ja fast schon ein klassisches Double Bind: Es wird etwas wörtlich gesagt, ist aber tatsächlich anders gemeint. Total verwirrend.

Für mich zeugt das entweder von mangelnder Empathie oder von schlichter Ignoranz, wenn man einfach nicht in der Lage ist, seine ironischen Kommentare und Sprüche auch mal unterlassen zu können. Und wenn man dann etwas sagt, heißt es, es sei doch alles nicht so wild. Doch, für das Kind mitunter schon.

Einer meiner Großväter konnte es auch nicht lassen und hat mir manchmal Dinge erzählt, die ich in meiner kindlichen Naivität für viele Jahre geglaubt habe. So bin ich einmal mit drei oder vier in den Goldfischteich gefallen und er hat mich hinterher damit aufgezogen, dass danach zwei Fische gefehlt hätten und ich sie sicherlich runterschluckt hätte. Die Ironie habe ich nie verstanden und es hat eher Jahrzehnte als Jahre gedauert, bis der Groschen mal gefallen war.

Ich beherrsche Ironie und Sarkasmus auf hohem Niveau. Das kann schon manchmal enorm schwer werden, dies bei Kindern unter 14 Jahre nicht zu tun. Denn auch ich merke manchmal, dass mein Patenkind dann fragt, ob ich das jetzt ehrlich oder ironisch meinte. Eine Art Sheldon Cooper Effekt, der das im Erwachsenenalter nicht einmal richtig merken kann, weil er diesen menschlichen Erfahrungswert nicht oder nie wirklich hatte.

Ich kenne aber auch das „Ironie abstellen“ nicht richtig und meine Familie kann das im Gesamtbild hervorragend, sodass ich mir das auch von Kindheit an gut angewöhnt habe. Ich könnte auch die mega falsche Person sein, weil ich das perfekt erlernen konnte in der Familie, wie man Leuten dreckig ins Gesicht lügt und sie danach familiär fertig macht usw. Ist alles bei uns eben etwas anders.

Deswegen versuche ich mich trotzdem bei meinen Kindern in der Familie, wo viele ein sehr gutes Verhältnis zu mir, teilweise besser wie zu ihren Eltern frönen, etwas zurückhaltender zu sein. Doch ich bin in der Familie durchaus dafür bekannt, ehrlich zu Kindern aller Altersklassen zu sein.

Egal welche Frage, wenn sie jetzt nicht wirklich zu jung sind, kriegen die eine Antwort. Ironie beherrscht mein Patenkind mittlerweile auch wie aus dem FF und meine Bekannte, deren Kind das zum Beispiel ist, kriegt manchmal die Krise, weil mein Patenkind das natürlich anwendet, aber sie findet das nur witzig und nicht hyperdramatisch.

Doch ich denke, es kommt auf Thematiken und Alter der Kinder an. Für jemanden, der im Alltag viel Ironie nutzt oder mal mit Ironie etwas einwirft, kann das aber schon schwer sein und dazu zähle ich. Aus diesem Anlass muss ich immer etwas aufpassen, wie ich das verpacke ohne, dass das Kind sofort denkt, ich meine es ernst oder nicht.

Für mich ist eben wichtig, dass ein Kind lernt zwischen realer Aussage und Ironie unterscheiden zu können. Wenn ich nur Ironie nutze, kapiert das irgendwann keiner und dann kommt das Nachfragen, meinst du das jetzt ernst oder ist das Ironie.

Das muss man schon irgendwie verpacken können. Auch ich habe da Probleme, aber ich lerne durch die Kids in der Familie sowie Freundes- und Bekanntenkreis vieles dazu und bemühe mich auch, dem gerecht zu werden. Aber ganz so schlimm, wie ich mich immer finde, finden es die anderen offenbar nicht.

Ich weiß nicht wie manche hier auf das Alter kommen. Haltet ihr alle Kinder für so sau Blöd, dass sie das nicht unterscheiden können? Ab einem Alter von etwa 4 Jahren können Kinder durchaus schon differenzieren, wenn man sie auch langsam darauf vorbereitet und es hinterher auch mal erklärt mit der Doppeldeutigkeit. Warum sollte man dann Kinder verschonen bis zu einem Alter von 12 Jahren oder gar alles was unter 14 Jahren ist? Kinder im Alter von 8 Jahren sind auch schon die Meister der Ironie, fängt auch an wenn diese in die Schule gehen und damit Kontakt haben.

Mein Sohn ist nun gerade 4 Jahre alt, er rafft es schon, wenn etwas ironisch gemeint ist alleine am Tonfall. Da muss er das gesagte noch nicht einmal immer verstehen und teilweise kommt es dann auch zu lustigen Situationen wenn er das weiter trägt, teilweise aber auch nicht da es verstanden wurde. Einfach da er dauerhaft in dem Kontakt ist durch mich, er sieht es wie ich mit anderen umgehe, mit ihm wird auch teilweise so umgegangen und auch wenn der Tonfall anders ist, werde ich gefragt warum das so ist. Darauf gebe ich Antwort und so wird er Stück für Stück herangeführt an das Thema.

Sicherlich ist er da die Ausnahme, da immer mehr Eltern meinen Kinder müssen in Watte gepackt werden und Fernab von jeder Realität erzogen werden. Dass hinterher die Landung in der Realität dann schlag auf Schlag geht und nicht jedes Kind damit klar kommt, wird einfach vergessen Hauptsache das Kind hat eine unbeschwerte Kindheit erlebt und musste sich nie mit so etwas wie Ironie, Sarkasmus oder Realität auseinander setzen. Ich finde einfach, man kann gar nicht früh genug damit anfangen die Kinder auf die Realität und das echte Leben vorzubereiten und muss nicht alles von ihnen abhalten, denn Kinder sind robuster und gehen mit Sachen auch anders um, als manch Erwachsener sich das in seiner kleinen Welt vorstellt.

Es ist wohl kein Geheimnis mehr, dass ich mit Kindern im Vorschulalter arbeite. Und ich muss sagen, dass ich in all den Jahren entweder gar kein Kind oder höchstens ein Kind hatte, welches Ironie gecheckt hatte und an das kann ich mich wahrscheinlich nicht mehr erinnern, oder es hat nie existiert.

Ich selber finde es nicht weiter schlimm, Ironie bei Kindern anzuwenden, so lange man ihnen dadurch nicht schadet. Sie kommen eben einfach nicht mit und wenn sie einen für voll nehmen dann erklärt man kurz, dass das ein Spaß war und gut ist. Aber es gibt durchaus solche Eltern, die ihr Kind, wie Sorae beschreibt in Watte packen. Da ist es dann auch schwierig, wenn sich dann die Eltern über gewisse Verhaltensweisen beschweren.

Ich selber war Gott sei Dank noch nie davon betroffen aber ich weiß aus Erfahrung, dass Kinder Ironie wirklich erst ab einem gewissen Alter verstehen und auch erst dann erlernen können. Und das dann auch nur, wenn sie direkt in ihrem Umfeld Personen haben, die Ironie überhaupt anwenden. Bei den meisten Elternhäusern findet sie vielleicht gar keinen Platz oder Einsatz.