Einseitige "Freundschaft" beibehalten?

vom 03.12.2017, 17:05 Uhr

Mit Anfang dreißig ist es nicht mehr so einfach neue Freunde zu finden. Ich habe vor über sechs Jahren zwei Menschen kennen gelernt und mich mit diesen angefreundet. Wir verstehen uns soweit ganz gut und ich bin auch generell willkommen. Jedoch ist es so, dass die Kontaktaufnahme nahezu immer von meiner Seite stattfindet. Ich bin derjenige der sich meldet, schreibt oder zu Besuch kommt. In den letzten Jahren hat man mich nur sehr selten kontaktiert, vielleicht kam das 3 bis 4 mal im Jahr vor. Ich war schon immer jemand der gerne die Initiative ergriffen und sich bei Freunden gemeldet hat. Allerdings habe ich es bei früheren Freundschaften nie erlebt, dass man sich so extrem selten gemeldet hat.

Mir fällt es daher auch schwer, diese beiden Menschen als Freunde zu bezeichnen, da ich doch eine gewisse Gegenseitigkeit erwarte. Diese beiden Freunde sind selbst zurzeit Single und haben sonst auch keine weiteren engeren Freundschaften. Daher wird es schon begrüßt, dass ich zu Besuch komme. Dass ich mich freuen würde, wenn man sich auch mal bei mir meldet, habe ich schon des öfteren mitgeteilt, geändert hat sich dennoch nichts. Obwohl deren eigene Einsamkeit nicht zu übersehen ist. Für mich ist es aus diesem Grund einfach völlig unverständlich, warum man mit jemanden den man seit Jahren kennt und sich versteht keinen Kontakt aufnimmt, obwohl man selbst einsam ist?

Ich habe in der Vergangenheit immer versucht die Situation einfach so zu akzeptieren, aber trotz des langen Zeitraums verspüre ich immer weniger Lust den Kontakt noch aufrecht zu erhalten. Melde ich mich nicht, reißt der Kontakt sofort ab.

In der letzten Zeit habe ich mich bereits nach Alternativen in Form von Kursen oder Vereinen umgeschaut. Ich stelle aber fest, dass es schwieriger geworden ist neue Freundschaften aufzubauen. Wenn ich den Kontakt zu den zwei "Freunden" abbreche, habe ich -bis auf die Gesellschaft in einem Verein- keine weiteren sozialen Kontakte. Es ist halt das Bedürfnis da, sich über bestimmte Themen auszutauschen und das kann man am besten mit Menschen mit denen man schon länger vertraut ist.

Würdet ihr so einseitige Freundschaften aufrechterhalten, wenn die Alternative bedeuten würde alleine zu sein? Wenn der Aufbau neuer Freundschaften sich als schwierig herausstellt und dauern kann? Oder würdet ihr den Kontakt abbrechen, weil ihr euch lange genug darüber geärgert habt, den anderen hinterher zu laufen?

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» metalix » Beiträge: 23 » Talkpoints: 8,44 »



Ich kenne es leider auch zu gut, dass ich die Person bin, die Kontakte erhält und dass ich damit den Eindruck habe, die andere Person hat gar nicht so das Interesse an mir. Wenn ich mich dann weniger oder gar nicht mehr melde, dann entfacht aber bei der andere Person auch nicht plötzlich das Interesse. Man sagt ja manchmal, man solle sich dann zurückziehen, dann werde der andere schon wieder auf einen zu kommen - klappt oft nicht.

Ich habe auch andere schon mal damit konfrontiert; einer hat es abgestritten und sich dann gar nicht mehr gemeldet und eine andere Person hat auf meine Kritik hin gleich gar nichts mehr gesagt; hat zwar meine WhatsApp-Nachrichten danach noch gelesen, aber eine Antwort bekam ich nie mehr. Das finde ich sehr enttäuschend und ich habe leider auch keine Lösung dafür, wie man verhindern kann, dass sich solche Dinge entwickeln. Vielleicht erwarte ich manchmal zu viel von anderen, aber die eigenen Erwartungen herunterschrauben und sich einzureden, dass man mit etwas zufrieden ist, was man eigentlich nicht ist, ist auch nicht so einfach.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 04.12.2017, 03:01, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ist es wirklich die Freundschaft, die so einseitig verläuft oder eher das Meldeverhalten der beiden Jungs? Ich würde das alles weniger davon abhängig machen, ob und wann sich wer bei wem meldet, sondern wie ich den Kontakt, wenn er stattfindet, generell einschätze. Hast du das Gefühl, die beiden freuen sich ehrlich, wenn du kommst oder wirst du eher höflich geduldet? Bringt es beiden Seiten etwas? Wie geht es dir nach einem Treffen? War das alles so lau und mittelmäßig oder bist du zufrieden?

Es gibt einfach Leute, die so sind wie hier beschrieben. Sie melden sich nie, obwohl sie es sich immer wieder fest vornehmen und auch grundsätzlich Interesse an der Freundschaft haben. So selten ist das gar nicht. Du beschreibst die beiden als Single, einsam und ohne jede weiteren Kontakte, das deutet für mich schon darauf hin, dass es eben solche Typen sind, die sozial gehemmt sind und sich generell sehr schwer tun, neue Freundschaften zu schließen oder Kontakte aufrecht zu erhalten Das hat aber nichts mit dem Gegenüber, sondern ausschließlich mit ihnen selbst zu tun.

Welche Priorität du in diesen Kontakten setzt, musst du natürlich selbst wissen. Entweder du nimmst es hin und genießt die Zeit trotzdem oder du wartest auf Leute, die anders sind und dein Bedürfnis nach Gegenseitigkeit mehr befriedigen. Von diesen beiden wirst du es jedenfalls ganz sicher nicht bekommen. Aber das eine schließt das andere ja nicht grundsätzlich aus, du kannst immer noch auch mit diesen Kontakten andere Freunde suchen und finden. Ich würde da keine Entweder-Oder Sache draus machen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt albern, dass man eine Freundschaft oder freundschaftliche Gefühle daran festmachen will, wie oft sich eine Person bei einem meldet. Ich habe einige Freunde, die es nicht mögen, wen man so viel schreibt oder telefoniert, die reden lieber persönlich bei einem Treffen und tauschen sich da aus.

So habe ich eine Freundin, die sehe ich vielleicht alle 5-6 Monate mal und dazwischen schreiben wir kaum. Jeder hat eben eigene Sachen zu tun, aber das heißt nicht, dass wir uns nicht füreinander interessieren. Dafür schreibt man immer dann, wenn einer gerade in der Nähe ist und man sich treffen könnte bzw. möchte. Bei einem Treffen wird aber alles nachgeholt und wir quatschen locker 7 Stunden durch. Was ist daran jetzt keine Freundschaft?

Ich finde es immer wieder albern, wenn man so viel projiziert und davon ausgeht, nur weil man selbst sich bei einem freundschaftlichen Interesse oft meldet, muss der andere dies auch tun, wenn er an einer Freundschaft wirklich interessiert ist. Ich finde so ein Denken kindisch und unreif. Jeder hat seine eigene Art und Weise um freundschaftliche Gefühle zu zeigen und demonstrieren und wenn man die Augen nicht vor dem verschließt, was anders ist als man selbst, erkennt man das auch.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das kann auch eine schöne Bekanntschaft sein, ein Mensch, der einem wichtig ist und der im eigenen Leben eine gewisse Bedeutung hat, den man nicht missen will, aber für mich wäre das nach dem, wie ich Freundschaft definiere, keine Freundschaft. Für mich wäre der häufige Austausch gerade das Entscheidende, dass man am täglichen Leben des anderen auch teilhaben kann und sich nicht nur aller paar Monate sieht und dieser tägliche Austausch kann dann gerne schriftlich stattfinden, per Mail oder SMS, aber mich würde es stören, wenn sich eine andere Person dann nicht meldet oder ich den Eindruck habe, dass derjenige sich zumindest weniger oft meldet als ich. Denn für mich ist diese Austausch das Zentrale, was eine Freundschaft ausmacht. Ich muss jemanden auch nicht aller paar Tage sehen, aber zumindest kommunizieren will ist. Daher habe ich gefühlt nichts davon, jemanden nur aller paar Monate zu sehen/ mich nur aller paar Monate mit der Person austauschen zu können.

Ja, jeder hat seine eigene Art, Gefühle zu zeigen, aber diese Art muss auch zu einem passen. Wenn man es sich wünscht, dass der andere sich meldet und es sich wünscht, dass man häufiger einen Kommunikation hat, dann nützt es einem nicht so viel, wenn der andere einen zwar mag, aber eben gar nicht gerne so oft kommuniziert, weil das das eigene Bedürfnis halt nicht befriedigt wird. Wenn jemand nicht gerne schreibt, dann passt die Person nicht zu mir, weil ich eben gerne schreibe. Und sich dessen bewusst zu sein, was man will und was man entsprechend auch von anderen erwartet, ist halt nicht kindisch oder unreif, sondern sogar genau das Gegenteil: man weiß, was man will und handelt danach.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 06.12.2017, 16:43, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ja, wie sieht es denn aus? Da wird geschrieben, dass die beiden single und einsam sind. Ist es dann die Person, die sich immer meldet auch? Oder hat die gar Familie? Vielleicht wollen die beiden Freunde das nicht, sich da in eine Familie drängen. Sondern eben nur etwas alleine machen? Einen Männerabend oder so.

Vielleicht mögen sie die Partnerin nicht oder können nicht mit Kindern umgehen, falls welche im Spiel sind? Es kann doch viele Gründe haben, warum ich mich nicht bei jemandem melde. Aber es hat immer Gründe. Ich finde auch, wenn es passt, wenn man sich selber immer meldet und etwas ausmacht, dann ist es doch in Ordnung?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 06.12.2017, 17:39, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Das ist natürlich eine blöde Situation. Wobei ich bei meinen langlebigen Freundschaften auch durchaus mal Zeiten hatte, in denen man sich weniger gemeldet hat, einfach weil man viel weniger Zeit hatte, der Alltag stressig war und so weiter. Das scheint hier ja aber nicht der Fall zu sein und deswegen würde ich das Ganze auch nicht unbedingt mehr Freundschaft nennen.

An deiner Stelle würde ich sehen, dass ich andere Freunde finde und dies ist ehrlich gesagt immer möglich. Natürlich bedarf es für eine richtige Freundschaft, dass man Vertrauen aufbaut und das geht ja nicht so schnell. Dennoch würde ich es an deiner Stelle einfach versuchen sich nach Leuten umzusehen die selbe Interessen haben. Wenn man dann mal eine Zeit ohne Freunde und nur mit Bekanntschaften ist, ist ja auch nicht so schlimm und auf jeden Fall besser als diese 2 Freunde, die sich nie melden und scheinbar auch kein Interesse mehr an einem haben.

Ich würde es aber auch nicht überstürzen. Natürlich möchtest du Freunde, aber diese nun zwingend im Verein zu suchen, weil man welche braucht finde ich nun auch etwas zu erzwungen. Das kann klappen, aber muss eben nicht. Letztendlich wäre es sehr schön, wenn es klappt, aber ich würde mir selber auch weniger Druck machen an deiner Stelle.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



nordseekrabbe hat geschrieben:Ja, wie sieht es denn aus? Da wird geschrieben, dass die beiden single und einsam sind. Ist es dann die Person, die sich immer meldet auch? Oder hat die gar Familie?

Nein, auch ich habe keine Familie, bin Single und habe sehr viel Zeit. Die beiden Freunde wohnen im gleichen Ort nur ein paar Hundert Meter entfernt von mir. Ich habe mich seit dem Frühjahr nicht mehr gemeldet und habe seitdem nichts, aber auch gar nichts, von diesen Menschen gehört.

Ich habe es ja schon mal angesprochen. Als Reaktion bekomme ich von der anderen Person ein Grinsen und die Antwort:" Ja , ich habe ja keine Zeit." Sagt er mir, als er gerade faul vorm PC abhängt. Da hätte er Zeit gehabt. Es geht nicht darum, die Häufigkeit der Kontaktaufnahme gegenseitig aufzuwiegen. Sondern darum ob überhaupt auf der anderen Seite ein Interesse besteht.

Ich finde es absolut lächerlich wenn man so nah zusammen wohnt, so dass man nur ein paar Schritte gehen müsste um den anderen zu besuchen, dies dennoch nicht tut. Ich interpretiere das als Gleichgültigkeit. Ich darf vorbeikommen und denen meine Aufmerksamkeit schenken, das findet man gut, weil ja sich sonst niemand meldet. Melde ich mich dann längere Zeit nicht reagiert man auch noch beleidigt.

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» metalix » Beiträge: 23 » Talkpoints: 8,44 »


Ich muss auch sagen, dass ich die beschriebene Situation etwas merkwürdig finde und ich kann es schon verstehen, dass man sich darüber ärgert. Sicher kann und muss man es in einer Freundschaft nicht genau gegenrechnen, wer sich wann und wie oft meldet, aber eine gewisse Gegenseitigkeit sollte da schon gegeben sein.

Ich kenne es auch, dass es immer schwieriger wird, Freundschaften aufzubauen, wenn man erst einmal älter ist, aber trotzdem würde ich nicht unbedingt an einer solchen Freundschaft gerne festhalten wollen, wenn nur ich mich immer melden muss und die Freundschaft sonst einschläft.

Gerade dann, wenn du ja auch schon gesagt hast, dass dich das stört und sich trotzdem nichts ändert, dann muss ich sagen, dass ich vermutlich diese Freundschaft einschlafen lassen würde. Sicher kann man sich vielleicht noch mal treffen, aber als wahre Freundschaft würde ich das einfach nicht mehr bezeichnen, sondern höchstens noch als Bekanntschaft.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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