Bei Depressionen schwierig einen Partner zu finden?
Eine Bekannte von mir hat Depressionen und nimmt dagegen Medikamente. Sie hat dadurch eigentlich kaum Einschränkungen im Alltag. Als ihre Depressionen zum ersten Mal ausgebrochen sind hatte sie einen Partner, der damit nicht zurecht kam und sie dann auch verlassen hat. Seitdem hat sie keinen neuen Partner mehr gefunden. Sie meint, dass es auch sehr schwierig werden kann, weil die wenigsten Menschen damit zurecht kommen.
Sie hat sich schon häufiger mit Männern getroffen, die sie über Partnerbörsen im Internet kennengelernt hat. Mit einigen hat sie sich sogar mehrfach getroffen und es hätte etwas werden können, allerdings war dies immer vorbei, als sie von ihren Depressionen erzählt hat. Verschweigen wollte sie es aber auch nicht, das fand sie nicht fair.
Warum fällt es vielen Menschen offenbar schwer mit jemandem zusammen zu sein, der an Depressionen leidet? Wenn die Medikamente helfen, wie bei meiner Bekannten, dann schränken Depressionen das Leben doch kaum ein. Haben viele Menschen Angst davor, dass die Wirkung nachlassen könnte und es wieder schlimmer wird? Hat man es trotz einer behandelten Depressionen schwer einen Partner zu finden?
Man kann seine Medikamente, wenn sie hoch dosiert sind nicht immer durchnehmen oder sollte es nicht und gerade bei Medikamentenwechseln ist das alles andere als positiv für die eigene Stimmung, da das Ganze auch abhängig macht. Wenn sie es dadurch im Griff hat ist das schön, aber das heißt auch nicht, dass es immer so bleiben wird und auch nicht, dass der Partner damit generell klarkommt.
Ich glaube man wird auch schnell abgestempelt. Wenn man sagt, dass man Depressionen hat, ist man doch schon in eine Schublade gesteckt. Man denkt dann, dass man mit ihr nichts machen kann, sie umsorgen muss und so weiter, solche Vorurteile gibt es ja. Generell findet sich der Partner nicht leicht, wenn man irgendwelche Probleme hat, das kennt doch jeder. Außerdem wirkt man mit Depressionen vielleicht auch nicht immer super happy, super selbstbewusst, das lässt dann ja auch schon mal zurückschrecken.
Natürlich schreckt es Menschen ab, wenn man ihnen eine depressive Erkrankung auf die Nase bindet. Insbesondere dann, wenn das Interesse noch nicht allzusehr ausgeprägt ist und man sich vielleicht mit dem Krankheitsbild nicht so gut auskennt. Da hat man dann ganz schnell das Bild des pflegebedürftigen Trauerkloß im Kopf und ergreift die Flucht.
Ich halte dieses Vorurteil auch durchaus für gerechtfertigt. Du gehst davon aus, dass die Depression der Bekannten mit Medikamenten behandelt wurde und sie dadurch keine Einschränkungen mehr im Leben hat. Aber ist das wirklich so?
Das fiese an Depressionen ist ja, dass die vielfältig sind und ganz oft auch nicht nur auf irgendwelche körperlichen Fehler zurück zu führen sind. Das bedeutet, dass eventuell psychische Probleme dazu kommen, die mittels Therapie bearbeitet werden müssen, was dann nunmal nicht per Knopfdruck geht. Dann ist die Frage, ob sie die Medikamente durchgängig nimmt oder nur zur Unterstützung während der Episode. Und zu guter Letzt ist auch bei durchgehend genommenen Medikamenten und Psychotherapie nicht gesagt, dass es nicht trotzdem zu Rückfällen kommt. Das heißt, das „Risiko“ das man bei einer Beziehung zum Depressiven eingeht ist durchaus vorhanden und damit kommt nunmal nicht jeder klar. Finde ich total nachvollziehbar.
Ich kann ja nur von mir und von mir bekannten Fällen reden. Bei mir ist es so, dass ich die Höchstdosis des Antidepressiva für außerhalb der Klinik nehmen muss und das voraussichtlich mein Leben lang. Und auch wenn ich allgemein im Alltag funktioniere, gibt es immer wieder wochenlange Phasen, in denen sich die Erkrankung bemerkbar macht. Ein Partner müsste an der Stelle verdammt hart im Nehmen sein. Darum weiß ich und würde mich auch niemandem zumuten, weshalb ich jeglicher Form von Dating und Beziehung seit Jahren aus dem Weg gehe.
Freunde und Bekannte von mir sind da nicht ganz so konsequent und nur eine davon führt trotz wiederkehrender depressiver Phasen eine stabile Beziehung - bei den anderen zerbricht die Beziehung früher oder später dran, weil die Partner überfordert sind.
Ich möchte nicht behaupten, dass es unmöglich sei, einen Partner zu finden, nur weil man Depressionen hat. Das „nur“ ist aber auch etwas abhängig von der Schwere der Krankheit und dessen Auswirkungen. Wenn Medikamente noch helfen, um den Alltag zu bestreiten und nicht in einem dauerhaft tiefen Zustand komplett gefangen zu sein, dann ist ein Leben auch irgendwo noch möglich, sodass ich hier eine Partnerschaft nicht ausschließen möchte und eine glückliche Partnerschaft noch dazu.
Es gibt viele unterschiedliche Arten von Depressionen, die sich vor allem in ihrer Schwere unterscheiden. Das kann bis zu einem Schrittmacher im Hirn führen, welcher als letztes Mittel genutzt wird, um depressiven Menschen den Alltag zu erleichtern und wenn selbst diese Lösung nicht mehr hilft, gilt ein Patient als Untherapierbar. Traurig aber wahr, sodass man wirklich nicht Depressionen mit Depressionen aufwiegen kann, sondern den Grad der Depressionen betrachten muss und ob noch Medikamente helfen etc.
Dann ist es eben auch einfacher zu sagen, ob ein Partner gefunden werden kann oder nicht. Wer jedoch mit Medikamenten noch gut leben kann, der dürfte generell keine Probleme haben, einen Partner zu finden. Das sollte man auf alle Fälle beachten. Doch es ist auch wichtig, dem Partner das Thema Depressionen nicht zu verschweigen und zu sagen, was vielleicht trotz Medikamente mal auftreten kann etc. So kann der Gegenüber schauen, wie er damit umgehen muss.
Ich denke nicht, dass eine Depressionserkrankung im Allgemeinen ein No-Go-Kriterium ausmachen muss, um entsprechend eine Beziehung nicht führen oder führen zu können. Es wird wahrscheinlich nicht immer einfach sein, aber trotzdem ist es kein Grund, zu glauben, ein Leben lang als Single durch die Welt spazieren zu müssen. So wird es wohl nicht werden, sodass man sich wirklich nicht zu viel darüber den Kopf zerbrechen muss. Es wird genug Männer/Frauen geben, die eine solche Diagnose beim Gegenüber ertragen können.
Ramones hat geschrieben:Man kann seine Medikamente, wenn sie hoch dosiert sind nicht immer durchnehmen oder sollte es nicht und gerade bei Medikamentenwechseln ist das alles andere als positiv für die eigene Stimmung, da das Ganze auch abhängig macht.
Erstens: Gerade wenn man psychisch krank ist, ist es unbedingt erforderlich, dass man Medikamente durchgängig nimmt und nicht pausiert. Die Wirkung zeigt sich meist erst nach 2-3 Wochen und wenn man die Medikamente nicht durchgängig nimmt, dann wirken sie auch nicht. Das kann dir jeder Neurologe bestätigen.
Zweitens: warum sollte ein Medikamentenwechsel nicht positiv für die eigene Stimmung sein, wenn man depressiv ist? Meinst du etwa, dass jedes Medikament sofort wirkt oder was? Da muss man durchaus etwas probieren und experimentieren, bis man das passende Medikament gefunden hat, da je nach Wirkstoffgruppe jedes Antidepressivum anders wirkt bei dem Patienten.
Drittens: Seit wann machen Antidepressiva abhängig? Ich habe selten so einen Schwachsinn gelesen. Du solltest dich echt mal näher informieren bevor du so einen Unsinn verbreitest, den Nutzer auch noch lesen und dann auch noch glauben. Du verbreitest nur Vorurteile, sonst nichts.
@Täubchen: Klar machen Antidepressiva abhängig, wenn nicht körperlich, dann eben psychisch. Das ist doch logisch, sonst würde ja jeder Antidepressiva nehmen, wenn dies so ein Spaziergang wäre. Ich wäre auch gern gut drauf. Diese Menschen nehmen die Medikamente aber, dass sich der Stoffwechsel im Gehirn normalisiert, weil zu wenig Serotonin vorhanden ist. Die Produktion von diesem ist bei diesen Menschen eingeschränkt oder gar nicht vorhanden, weil es durch einen Fehler im Gehirn eben unzureichend oder gar nicht produziert wird.
Und klar kann man dann in Folge dessen, wenn man das Medikament dann plötzlich nicht mehr nimmt, Entzugserscheinungen bekommen. Man fällt eben wieder in ein tiefes Loch, weil man ja zuvor wieder diese künstlichen Stabilisatoren für die natürliche Glückshormonbildung bekommen hatte.
Man kann von allem süchtig und abhängig werden. Sowohl körperlich als auch psychisch. Wer behauptet denn das Gegenteil? Die Ärzte, die Geld damit machen möchten, dass die Patienten abhängig von einem Stoff sind! Das ist bei Schmerzmitteln genau dasselbe. Man kann auch davon süchtig und abhängig werden.
Natürlich ist es schwieriger, mit einer Depression einen Partner zu finden. Aber es ist möglich. Leider gerät man in Gefahr, einen ebenfalls depressiven Partner zu finden, was dann nicht gerade förderlich für die Heilung der Depression ist. Vielleicht macht das geteilte Leid aber das Paar dann im Endeffekt glücklich und sie überwinden beide die Depression!
nordseekrabbe hat geschrieben:@Täubchen: Klar machen Antidepressiva abhängig, wenn nicht körperlich, dann eben psychisch. Das ist doch logisch- sonst würde ja jeder Antidepressiva nehmen, wenn dies so ein Spaziergang wäre. Ich wäre auch gern gut drauf.
Lies dir doch mal diese Definition von psychischer Abhängigkeit durch. Mag sein, dass du theoretisch recht hast, allerdings nicht in Bezug auf Antidepressiva. Wie soll man von einem Stoff psychisch abhängig werden, dessen Nebenwirkungen so heftig sind, dass man das Zeug gar nicht freiwillig nehmen möchte und es nur tut, weil der Arzt es für richtig hält und einem davon Besserung verspricht?
Wer denkt, dass man von einer Tablette eines Antidepressivums total "gut drauf" wäre, hat keine Ahnung von der Thematik. Es empfiehlt sich auch nicht, die Dosis beliebig zu steigern, in der Hoffnung, dass die Glücksgefühle sich dann vermehren. So funktioniert das nicht. Stattdessen werden die Nebenwirkungen auch immer heftiger und das wünscht sich keiner freiwillig. Ich kann dir da aus eigener Erfahrung von Nebenwirkungen berichten die von der Verschlimmerung der Depressionen bis hin zu Schlafstörungen und starken Kreislaufproblemen reichen und das bei Medikamenten aus vier verschiedenen Wirkstoffgruppen, die an mir getestet worden sind.
nordseekrabbe hat geschrieben:Man kann von allem süchtig und abhängig werden. Sowohl körperlich als auch psychisch. Wer behauptet denn das Gegenteil? Die Ärzte, die Geld damit machen möchten, dass die Patienten abhängig von einem Stoff sind!
Ich finde es gut, dass du eben kritisch hinterfragst, was die Pharma-Industrie und die Ärzte teilweise von sich geben. Allerdings sind Antidepressiva ein ganz anderes Kaliber. Die Nebenwirkungen sind teilweise so heftig, dass es die Symptome der Depressionen sogar verschlimmern kann. statt Besserung zu erzielen.
Das was du als "psychische Abhängigkeit" definierst ist nichts weiter als die Angst vor den Absetzungssymptomen. Denn die Nebenwirkungen beim Absetzen der Antidepressiva haben es auch in sich und sind ziemlich heftig. Das hat aber nichts damit zu tun, dass man sich so toll fühlt und immer gut drauf ist, wenn man dieses Zeug schluckt. Nur sind die Nebenwirkungen während der Einnahme teilweise das kleinere Übel im Vergleich zu den Absetzungssymptomen.
Wie man Angst vor den Absetzungssymptomen mit einer psychischen Abhängigkeit gleichsetzen kann ist mir ein absolutes Rätsel. Das ist für mich eher ein Zeichen dafür, dass man keine Ahnung von der Thematik hat und nur das wiederholt, was man irgendwo man gehört und aufgegabelt hat. Außerdem ist es nicht so, dass man Antidepressiva "plötzlich" nicht mehr nimmt. Man lässt sie ausschleichen und im Idealfall kurbelt das Gehirn dann die Produktion der verringerten Stoffe an, um den Bedarf zu decken.
Es gibt eben Menschen, die besser mit so etwas zurecht kommen und Menschen, die es weniger gut schaffen. Das trifft ja nicht nur auf Depressionen zu, sondern auch auf alle anderen Krankheiten und Handicaps auch. Ich habe eine junge Frau im Bekanntenkreis, die nicht nur unter Depressionen, sondern einer Vielzahl weiterer psychischer Krankheiten leidet, schon seit vielen Jahren in psychologischer Behandlung ist und die auch schon oft in der geschlossenen Psychiatrie war.
Ihr letzter Partner war in jeglicher Hinsicht gesund und ein absolut lebensfroher Mensch. Ihm hat es, soweit man dem Mädel glauben mag, absolut nichts ausgemacht, dass sie krank ist und er konnte wunderbar damit umgehen. Letztendlich war sie es, die die Beziehung beendet hat, weil sie nicht damit zurechtgekommen ist, ihm nicht das geben zu können, wovon sie glaubte, dass er es will.
Jedenfalls gibt es Menschen, die durchaus mit so etwas zurechtkommen. Es gibt ja auch körperlich behinderte Menschen, die einen körperlich gesunden Menschen haben. Manchen ist so etwas eben einfach nicht wichtig bei der Partnersuche und sie können den Menschen hinter den Krankheiten sehen. Andere haben da größere Probleme damit, weil sich die ganzen Krankheiten ja doch auch auf die Beziehung auswirken und sie damit nicht zurechtkommen. Das kommt aber auch immer auf die "gesunden" Partner an und auch auf die, die die entsprechenden Krankheiten haben, wie sie damit umgehen.
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