Welche Bedeutungsunterschiede für Essay in Uni/Schule?

Als ich noch zur Schule gegangen bin, haben wir im Deutschunterricht öfters sogenannte Essays geschrieben. In der elften Klasse hat uns unser Lehrer mit dieser Form des Aufsatzes vertraut gemacht, wobei sie uns dann auch bis ins Abitur begleitet hat. Ein Essay bestand dabei aus so genannten Gedankensprüngen, beziehungsweise fließenden Wechseln der Gedanken und konnte durchaus sehr ironisch, humorvoll und auch provokant geschrieben werden. Man bekam einfach einen Satz oder auch nur ein Wort und musste dazu quasi einen ironischen Aufsatz von mehreren Seiten dazu schreiben, bei dem die Gedanken immer wieder abschweifen, jedoch immer wieder zum eigentlichen Thema zurückführen sollten. Dabei habe ich diese Form des Aufsatzes über alles geliebt und auch immer sehr gute Noten erzielt.

Vor kurzem sagte unser Professor an der Uni, man müsse in der Klausur ein Essay zu einem Text schreiben, den wir zu Hause selbst vorbereiten dürften. Den Text dürften wir zur Klausur mitnehmen, wobei er dann eine allgemeingültige Fragestellung aufwerfen würde, die wir dann mit einem Essay über den Text beantworten müssten. Dabei kann ich es mir nun kaum vorstellen, dass mit Essay die gleiche Form von Aufsatz gemeint ist, wie in der Schule. Immerhin soll man in der Klausur eine wissenschaftliche Arbeit erstellen und da hat Humor und Ironie auch nichts zu suchen. Zudem muss der Text, den wir schreiben, natürlich auch gut gegliedert sein und da sind Gedankensprünge auch fehl am Platz.

Ich meine mich erinnern zu können, dass ein Essay im Studium irgendwie so etwas wie eine kritische Auseinandersetzung mit einem bestimmten Text ist, weiß aber leider auch nicht mehr darüber. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie so ein Essay in der Uni aufgebaut sein muss und was es alles beinhalten muss, zudem mich auch die Definition von der Schule völlig verwirrt, da sie scheinbar nichts mit dem Essay an der Uni zu tun hat.

Wo liegen denn die Bedeutungsunterschiede zwischen einem Essay an der Schule und an der Uni? Und wieso wird der gleiche Begriff für scheinbar völlig verschiedene Textsorten genutzt?

Ich musste weder in der Schule im Deutschunterricht ein Essay schreiben, noch hinterher im Studium. Daher bin ich so gar nicht vertraut damit, wie da jetzt die genauen Unterschiede zwischen den Bildungseinrichtungen aussehen. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es an der Uni generell "ernster" zugeht und man da eher Fokus auf den wissenschaftlichen Aspekt legt. Humor hat ja nichts mit Wissenschaft zu tun, wenn man so will. Möglicherweise ist es hier daher gefragter, dass man sich kritischer mit Sachverhalten auseinandersetzt.