Gegenüber welchen Personen sich nicht verletzlich zeigen?

vom 04.12.2017, 18:31 Uhr

Ich denke, dass es jedem schon einmal unangenehm war, sich verletzlich zeigen zu müssen. Manchmal tut es gut, offen über seine Gefühle zu reden und jemanden zu haben, vor dem man sie nicht verbergen muss, wobei das ja auch nicht immer so ist. Je nach Situation sollte man sich zusammenreißen und gegenüber Personen, mit denen man eher ein distanziertes Verhältnis hat, will man sich auch nicht immer verletzlich zeigen.

Ich habe gehört, dass man sich niemals verletzlich zeigen sollte, wenn man selbst als Autoritätsperson fungiert - als Erzieher, Mutter, Lehrer oder beispielsweise auch Abteilungsleiter sollte man Gefühle wie Traurigkeit immer verbergen. Tut man das nicht, soll man wohl nicht mehr richtig ernst genommen werden.

Denkt ihr, dass da etwas dran ist? Haltet ihr euch daran und zeigt euch nie verletzlich, wenn ihr als Autoritätsperson fungiert oder macht ihr das nicht davon abhängig? Immerhin ist es ja auch schön, wenn man sieht, dass auch Autoritätspersonen Gefühle zeigen können. Das macht sie ja auch menschlicher.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Kommt es nicht drauf an, warum man traurig ist und wie häufig? Meine Chefin hatte im Sommer einen herben Schicksalsschlag und war danach ziemlich fertig. Keiner hat sie darauf angesprochen, weil die Wunde noch viel zu frisch war. Einzelne Mitarbeiter haben sie sogar weinen sehen, so fertig ist sie gewesen und normalerweise ist sie ziemlich gefasst und kontrolliert und professionell.

Sie hat sich dann auch wenige Tage später direkt in den Urlaub verabschiedet und hat dann die vier Wochen genutzt, um sich zu sammeln und alles zu verarbeiten. Ich könnte aber nicht behaupten, dass sie wegen dem Gefühlsausbruch jetzt anders gesehen wird oder sogar nicht mehr als Autorität wahrgenommen wird. Das war ja nur einmalig und bei dem Schicksalsschlag durchaus nachvollziehbar. So hätte jeder reagiert in der Situation, selbst der gefühlskälteste Klotz.

Wenn man allerdings wie eine Mimose dreimal am Tag etwas findet, worüber man traurig ist, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man dann nach kürzester Zeit nicht mehr Ernst genommen wird. Gerade wenn man aus jeder Mücke einen Elefanten macht.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Spontan würde ich sagen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Zeigen von Gefühlen und Verletzlichkeit im engeren Sinne. Für Autoritätspersonen aller Art kann es durchaus von Vorteil sein, wenn sie nicht nur apathisch vor sich hin starren, sondern auch mal lachen können, oder sich ärgern, wenn etwas nicht rund läuft. Außerdem gibt es immer Extremsituationen, in denen es schlicht zu viel verlangt ist, als Autoritätsperson sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn Katastrophen passieren. Wenn man nicht gerade Kommandant eines Flugzeugträgers im Einsatz ist, ist es ja auch in Ordnung, wenn man Beruf und Privatleben nicht immer perfekt trennen kann.

Verletzlichkeit bedeutet für mich in diesem Zusammenhang jedoch eher so etwas wie Angreifbarkeit. Beispielsweise wenn ein rotzfrecher Bengel mich als Lehrerin übel beleidigt und genau meinen wunden Punkt trifft, ist es grundfalsch, loszuheulen und davonzustürmen, sprich, zu zeigen, dass man getroffen wurde. Es wäre zwar schön, wenn man dann sagen könnte: Marcel, du hast mich seelisch jetzt echt verletzt!, aber was macht man, wenn Marcel dann grinsend nickt?

Ich kann mir vorstellen, dass Autoritätspersonen öfter in Situationen kommen, in denen sie persönlich ge- und betroffen sind, und je nach dem Verhältnis zu seinen "Schutzbefohlenen" kann man unterschiedlich reagieren. Wenn man beispielsweise zu seinen Mitarbeitern ein gutes Verhältnis hat, ist die Situation eine ganz andere, wie wenn man eine Schulklasse bändigen muss oder die Belegschaft den Vorgesetzten sowieso nicht leiden kann und jede Schwachstelle eiskalt ausnutzt. In professioneller und beruflicher Umgebung wäre ich mit "Verletzlichkeit" daher eher vorsichtig. Von seinem Urlaub erzählen oder auf das Wetter schimpfen kann man ja trotzdem.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^