Kindern positiv vom Trampen berichten?

vom 11.11.2017, 13:19 Uhr

Die fünfzehnjährige Tochter einer Bekannten sprach neulich mal vom Trampen, weil sie im Freundeskreis auf das Thema gekommen ist und nicht alle völlig abgeneigt waren das mal zu versuchen, um irgendwohin zu kommen. Die Mutter hat der Sache sofort einen Riegel vorschieben wollen und ihr klar gemacht, dass man in keinem Alter einfach zu Fremden ins Auto steigen solle. Zugleich hat sie aber erzählt, dass sie in jungen Jahren selbst oft getrampt ist und das sie dabei immer auf anständige und nette Leute stieß. Es habe immer gut geklappt, aber deswegen solle man es noch lange nicht nachmachen.

Der Partner sprach sie später etwas verärgert auf den Vortrag an. Es bringe seiner Meinung nach ja wohl gar nichts die Tochter von den Gefahren dieser Idee zu warnen, damit sie diese nie in die Tat umsetzt, wenn man zugleich selbst von positiven Erfahrungen diesbezüglich berichtet. Das hätte sie einfach lassen sollen. Findet ihr, dass sie das Trampen damit trotzdem in ein positives Licht gerückt hat oder kann man erwarten, dass Kindern trotzdem klar wird, dass das nichts ist, was man tun sollte?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke auch, dass es darauf ankommt, wie man es sagt. Die Mutter hätte ja durchaus erwähnen können, dass sie früher auch mal getrampt ist. Aber das das noch andere Zeiten waren, in denen nicht so viel passiert ist. Und das es heute undenkbar für ein junges Mädchen wäre, wenn sie per Anhalter fahren würde. So in der Art wäre es ja dann noch eine logische Erklärung. Wobei ja auch immer gesagt wird, dass früher ebenso viel passiert sein soll wie heute.

Ich denke, dass man das Kind schlecht abhalten kann, wenn man quasi von seinen eigenen positiven Erfahrungen gerade zu schwärmt. Das Kind fühlt sich da sicherlich schnell veräppelt und sieht nur ein, sich etwas von den Eltern verbieten zu lassen, was diese selbst früher gemacht haben und damit noch so positive Erfahrungen verbinden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich würde auch sagen, dass es einfach darauf ankommt, was sie gesagt hat und wie sie ihren Vortrag verpackt hat. Ich denke auch, dass man das durchaus sagen kann, aber eben dazu erwähnen sollte, dass die Zeiten früher nicht so unsicher waren, wie es die heutigen Zeiten aber leider geworden sind.

Wenn man das dann so vermitteln kann, dann denke ich, dass es sogar helfen kann, damit das Kind es eben erkennt, dass die Mutter schon eigene Erfahrungen mit dem Thema hat und das eben auch beurteilen kann. Wenn man aber einfach nur sagt, dass das toll war, das Kind es aber bleiben lassen soll, dann finde ich das auch nicht eben sinnvoll und clever.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Früher und heute kam man kaum miteinander vergleichen, denn damals sah es noch ein wenig anders aus mit dem Trampen und kaum jemand hatte mit den Absichten gehalten wie es heute der Fall ist. Sexuelle Übergriffe und Co haben in den vergangenen 40 Jahren enorm zugenommen, auch die Gesellschaft hat sich gewandelt zu einer Ellebogengesellschaft wo sich jeder selbst der nächste ist. Damals wurde dir auch noch geholfen wenn dich einer angetatscht hat oder ins Auto ziehen wollte, heute schauen die meisten weg oder halten mit dem Smartphone drauf aber niemand schreitet ein.

Sprich das was früher war, kannst du mit heute nicht vergleichen und mach das mal einem Kind begreiflich? Mit 15 Jahren ist zwar schon Hirn vorhanden, aber die Reife eben noch nicht und auch nicht das Verständnis für die Gefahr. Für das Mädel hier ist es ein Abenteuer, man ließt davon in Büchern und da geht alles gut, da beschreibt niemand wie die junge Frau ins Auto gezogen wird, mehrmals vergewaltigt und am Ende irgendwo raus gewofen und liegen gelassen. Sprich wir sind hier in der rosaroten Ponywelt und auch wer heute per Anhalter fahren möchte, ist eine ganz andere Gattung als damals. Damals gab es weniger Möglichkeiten von A nach B zu kommen, da ging es nur um das Fahren und heute? Gelegenheit günstig zu fahren ist die erste Antwort die kommt, nicht selten auch mit weiteren Hintergedanken.

Aber was hätte es gebracht zu Lügen? Hätte die Mutter sagen sollen, dass sie von jedem Vergewaltigt worden ist, ermordet und was weiß ich? Darüber spricht man nicht und dann hätte die Mutter auch keine Gelegenheit mehr gehabt das dem Kind zu sagen. Sprich sie ist hier bei der Wahrheit geblieben und das kann man doch sehr gut mit dem aktuellen auch verbinden und darauf hinweisen, dass sich die Zeiten geändert haben und das Trampen noch nie harmlos war, weder damals noch heute. Aber heute einfach noch andere Gefahren mehr lauern als damals, da auch damals die meisten mindesten zu zweit unterwegs waren und nicht alleine wie sie heute am Straßenrand stehen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Trampen ist nicht unbedingt todbringend, man darf durchaus auch positiv darüber berichten. Ich gehe mal davon aus, dass nach wie vor der größte Anteil an trampenden Menschen positive Erfahrungen gemacht hat und nicht überfallen oder missbraucht worden ist. Letztendlich muss man auch als Jugendlicher selbst ein Bild davon machen, ob es was für einen wäre oder nicht. Man kann als Erwachsener nicht die Entscheidungen für ein Kind treffen, indem man von Dingen von denen man abrät generell nur negativ berichtet. Das halte ich für den falschen Weg. Wenn man beispielsweise zu zweit trampt ist das ganze auch sicherer und dann soll jeder seine eigenen Erfahrungen machen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich würde durchaus sagen, dass ich das auch mal gemacht habe und von meinen Erfahrungen reden, gleichzeitig aber auch meine Ängste erwähnen und das ich das heute eben nicht mehr machen würde. Man kann ja auch durchaus erwähnen, dass es eben andere Zeiten sind und es früher einfacher war da an jemanden zu geraten, der es auch gut mit einem meint. Heutzutage sind es ja weitaus weniger Menschen, die das machen und das hat ja auch Gründe.

Ich denke nicht, dass man immer alles aus der eigenen Kindheit verschweigen sollte und sich als Unschuldslamm hinstellen. Das ist ja auch jedem Kind klar, dass das nicht so ist. Ich denke, dass man ehrlich sein sollte und das Gespräch dem Alter des Kindes anpassen sollte, wobei man mit einem Teenager schon offener reden kann als mit einem kleineren Kind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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