Im Ausland eher Freundschaft schließen, als in Deutschland?

Viele Arbeitskollegen von mir haben schon über Monate oder sogar Jahre im Ausland gearbeitet und auch ich war für ein halbes Jahr im Ausland. Die Erfahrung die dabei viele Menschen gemacht haben ist oftmals dieselbe: im Ausland sind die Menschen häufig offener und weniger distanziert in Deutschland. So meinte ein Kollege neulich zu mir, dass man in Deutschland Jahre arbeiten kann, ohne das man groß beachtet wird oder Freundschaften schließt. Das ist in anderen Ländern kaum möglich, da direkt zu Beginn freundschaftlich miteinander umgegangen wird und man wie selbstverständlich miteinbezogen wird.

So habe ich das auch erlebt. In Deutschland muss man sich die Freundschaft quasi erst erarbeiten. Nach einer gewissen Zeit und mit der gewissen Freundlichkeit gehört man irgendwann dazu. In vielen anderen Ländern fühlt man sich im Arbeitsumfeld schon am ersten Tag wohl, da die Leute offen miteinander umgehen, viel Fragen und viel mit einem reden, einen sogar direkt einladen und man etwas zusammen unternimmt. Wie seht ihr das? Findet man in vielen anderen Ländern eher einen Anschluss, da die Menschen offener miteinander umgehen und nicht so distanziert sind wie die Deutschen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Das kommt doch ziemlich aufs Land an, oder? Generell zu behaupten, dass es in Deutschland schwer sei und im Ausland automatisch funktionieren soll, zeugt von Vorurteilen, mehr nicht. Nur weil man in den Niederlanden schnell duzt oder gastfreundlich behandelt wird, findet man nicht leichter Freunde. Zumal die Ressentiments immer noch hoch sind.

In Großbritannien und Irland ist es nicht anders. Man wird zwar oberflächlich gesehen einbezogen, aber echte Freundschaft entsteht ebenso so zäh oder zäher als hier. In Großbritannien kommt noch das ausgeprägte Klassendenken dazu. Was dagegen immer sehr gut funktioniert, das sind Freundschaften mit anderen Ausländern. Realistisch betrachtet finden ganz viele über Jahrzehnte keine einheimischen Freunde.