Als Eltern keine Zeit haben um Zutatenliste zu lesen?

Mein Vater hat schon immer sehr gerne gelesen, aber als er dann Vater wurde, war einfach nicht die Zeit dazu wie früher. Reihenweise Bücher zu lesen dürfte auch schwierig werden, wenn man Kinder hat, einen Job und dann noch andere Sachen zu tun hat. Aber ich habe noch nie mitbekommen, dass Eltern nicht mal Zeit hätten, sogar sehr kurze Texte zu lesen.

Alete Babykekse sind ja mit dem goldenen Windbeutel ausgezeichnet worden wegen dem hohen Zuckeranteil. Bekannte von mir meinen, dass dies doch eine Mogelpackung wäre, wenn als Eltern hätte man keine Zeit dazu, die Zutatenliste und Nährwerte auf den Produkten zu lesen. Wie seht ihr das? Hat man als Eltern nicht mal Zeit die Nährwerte und Zutatenliste auf den Produkten beim Einkauf zu lesen? Ist da wirklich was dran oder ist das eher eine lahme Ausrede um sich vor anderen zu rechtfertigen was den Kauf solch ungesunder Kinder-Produkte angeht?

Das habe ich auch gerade im TV gesehen und mich gewundert, weil die Nährwärte bei dem Produkt groß drauf stehen und eben auch in der Zutatenliste. Da ist von Täuschung die Rede, aber wo ist da bitte die Täuschung, wenn man doch nur lesen braucht und alles angegeben ist?

Außerdem weiß man doch, dass Kekse Zucker enthalten. Wenn Foodwatch echt meint, dass Alete da irgendwem betrügen würde, dann muss Foodwatch die Eltern für ein wenig minderbemittelt halten, dass sie weder lesen noch selbst mitdenken können.

Natürlich stimmt es schon, das man die Zutatenliste und die Nährwertangaben durchlesen sollte. Ich denke aber das es ziemlich einfach ist, sich von der Werbung auf der Vorderseite beeinflussen zu lassen und dann einfach zu unterstellen, das es sich um ein gutes/gesundes Produkt handelt.

In diesem Fall steht auf den Keksen ja groß und breit drauf das sie "babygerecht" sind. Mal ganz ehrlich, wer denkt denn dabei als Erstes an eine gute Greifbarkeit? Von daher finde ich auch, das man dass Ganze als eine Mogelpackung sehen kann. Der Negativpreis wird ja auch nicht von einem kleinen Gremium vergeben, sondern über eine Onlineabstimmung mit mehr als 73.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Davon haben mehr als die Hälfte für dieses Produkt gestimmt.

Ich kann es schon verstehen, warum solche Preise verliehen werden, aber in dem beschriebenen Fall würde ich nun auch nicht unbedingt von einer Täuschung reden, denn die Angaben auf der Packung waren ja nicht direkt falsch. Dass man als Eltern keine Zeit hat, um die Zutatenliste zu lesen, halte ich aber für eine Ausrede. Sicher hat man nicht so viel Zeit, weil man sich um die Kinder kümmern muss, aber einige Zeilen wird man doch noch lesen können.

Was zum Geier hat die Zutatenliste damit zu tun, wenn ein Produkt als babygerecht beschrieben wird und an irgendeiner Ecke der Verpackung darauf hingewiesen wird, dass sich das babygerecht auf die Form der Kekse bezieht? Auch wenn man die Zutatenliste liest, erkennt man nicht, was daran nun babygerecht sein soll.

An die Form denkt dabei nun wirklich niemand. Meine Generation ist mit Loffelbiskuit aufgewachsen. Da war die Form nie ein Problem. Außerdem ist es vollkommen unrealistisch, dass man ständig alle Zutatenliste studiert. Ich kaufe für fünf Personen ein und ständig verändert sich irgendeine Zusammensetzung. Da kann ich im Supermarkt auch nicht.

Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum man hier von einer Täuschung spricht. Immerhin steht doch alles auf der Packung und wenn man hier von babygerecht spricht, dann ist es wohl eher die Form, wobei man ja auch irgendwann etwas Zucker geben kann, man muss sich schon alles genau durchlesen, wenn man das nicht selber macht und dann noch Ansprüche hat. Bei Keksen gehe ich einfach nicht davon aus, dass ein industriellen Produkt ohne Zucker auskommt und gesund ist.

Dass man keine Zeit hat, um Zutatenlisten zu lesen, halte ich auch für eine lahme Ausrede. Das dauert doch wirklich nicht lange und es ist ja nicht so, dass man Romane im Supermarkt lesen müsste. Natürlich ist es nervig, wenn man ständig die Zutatenlisten lesen muss, was ja aber auch schnell geht, wenn man sich nur die Produkte für seine Kinder so genau ansieht und nicht alles, was man so einkauft.

Man muss ja auch nicht täglich einen Großeinkauf an Lebensmitteln für sein kleines Baby machen, sondern ihm einfach ab und an einige Lebensmittel kaufen. Da wird man es wohl auf die Reihe kommen, sich die drei Minuten pro Woche zu nehmen, um die Zutatenlisten der Produkte für sein Kind durchzulesen.

Man merkt, die meisten haben keine Kinder. Allein die Vorstellung, dass man nur die Zutatenlisten von Kinderprodukten lesen zu müssen, ist lachhaft. Spätestens mit einem Jahr essen Kinder am Familientisch mit. Außerdem hat hier wohl noch keiner die Erfahrung gemacht, mit einem oder gar mehreren kleinen Kindern nach einem Vollzeitjob einkaufen zu gehen. Macht das mal ein paar Monate. Wenn ihr dann vollkommen übermüdet und am Rande der Leistungsfähigkeit seid, reden wir weiter.

Mal eben drei Minuten lesen, wenn das übermüdete Baby brüllt, der Dreijährige vollkommen überdreht nach der Kita versucht, aus dem Sitz im Einkaufswagen zu klettern, und der Fünfjährige wahlweise gelangweilt nörgelt, unbedingt etwas haben möchte oder zwischen den Regalen verschwindet, ist eine ziemliche Zumutung.

Mal eben drei Minuten lesen, wenn das übermüdete Baby brüllt, der Dreijährige vollkommen überdreht nach der Kita versucht, aus dem Sitz im Einkaufswagen zu klettern, und der Fünfjährige wahlweise gelangweilt nörgelt, unbedingt etwas haben möchte oder zwischen den Regalen verschwindet, ist eine ziemliche Zumutung.

Ach Zitronengras, dass du, trotz aller Intelligenz, andere Lebensentwürfe nicht ansatzweise nachvollziehen kannst, das ist ja hinlänglich bekannt. Und dass dich nur Dinge aufregen können, die dich selbst betreffen und alle anderen sind doof, das wissen wir auch. Wenn jemand mehrere Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen möchte, dann sind kurze Abstände sinnvoll. Es soll Menschen geben, die bevorzugen einen anderen Lebensstil als du.

Und warum muss man unbedingt immer alle Listen studieren müssen? Was ist so vermessen daran, sich Produkte zu wünschen, bei denen einfach ersichtlich ist, was drin ist oder was gemeint ist? Es macht beispielsweise unglaublich viel Spaß, wenn auf 25 Kilogramm Hundefutter steht, dass 70 Prozent Fleisch enthalten ist und ein Sternchen. Wenn man den tollen Sack dann mehrfach gewendet hat, erklärt das Sternchen, dass von den 21 Prozent Protein 70 Prozent tierischen Ursprungs sind. Das ist Verarschung.

Und es geht eben nicht um 10 Sekunden für ein Produkt. Denn in der Regel kauft man mehr als ein Produkt ein. Da geht dann ziemlich viel Zeit verloren. Und wenn man sich die Zeit nimmt, dann ärgert man sich trotzdem, wenn das vollmundige Werbeversprechen sich auf die Form bezieht. Dass du das nie nachvollziehen kannst, weil dir fremde Standpunkte nicht nur egal sondern komplett unverständlich sind, das ist mir natürlich klar.