Sind offene Beziehungen die stabilsten Partnerschaften?

vom 20.11.2017, 07:05 Uhr

Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es um Monogamie ging. Der Autor glaubte nicht so wirklich an die Existenz von Monogamie unter den Menschen und gab an, dass offene Beziehungen die stabilsten Partnerschaften wären, weil da jeder eben offen seine Neigungen und Bedürfnisse ausleben könnte und nichts verheimlichen müsste.

Kann man tatsächlich behaupten, dass offene Beziehungen besonders stabil sind oder seht ihr das anders? Kann man da wirklich von Einzelfällen auf das ganze Beziehungskonzept schließen? Ich finde es immer schwierig, das als Außenstehender zu beurteilen. Denn man sieht ja als Beobachter gar nicht, welche Reibungspunkte eine Beziehung - egal ob monogam oder offen - hat und welche nicht. Die wenigsten Paare werden ihre Probleme offen vor Zeugen austragen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kenne einige Menschen die in offenen Beziehungen leben und ich würde diese nicht als stabil bezeichnen. Es ist doch gerade der Sinn einer offenen Beziehung, dass eben alles offen und unverbindlich ist. Häufig trifft man sich eher zum Sex und macht ansonsten wenig miteinander. Man lässt dem Partner den kompletten Freiraum. Man trifft sich dann vielleicht über einen sehr langen Zeitraum, aber ist es deswegen eine stabile Partnerschaft?

Generell kann ich aber das Bedürfnis nach einer offenen Beziehung sehr gut nachvollziehen. Man trifft im Leben unglaublich viele Paare, die ganz und gar nicht mehr miteinander glücklich sind. Oft wird nur noch gestritten. Man fragt sich dann, warum keiner von beiden sich trennen möchte. Oft liegt es dann an finanziellen Dingen oder dergleichen. In einer offenen Beziehung hat man die Wahl. Man kann bei einem Partner bleiben oder eben auch nicht und es ist alles viel unverbindlicher. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Lebensmodell Menschen im Endeffekt glücklicher macht, da man mehr Perspektiven hat und nicht gebunden ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:In einer offenen Beziehung hat man die Wahl. Man kann bei einem Partner bleiben oder eben auch nicht und es ist alles viel unverbindlicher.

Wie kommt man darauf, dass eine offene Beziehung unverbindlicher ist? Eine offene Beziehung ist in der Regel ebenso ernsthaft und verbindlich wie eine nicht offene. Bei letzterer kann man sich übrigens ebenso einfach trennen, wenn man nicht mehr möchte. Meinst du, es wirklich erstrebenswert, mit jemandem weiter unter einem Dach zu leben, den man nicht mehr ertragen kann, nur weil man fremdvögeln darf?

Die meisten offenen Beziehungen sind nicht stabiler, als andere Beziehungen, denn tatsächlich kommt es selten direkt zu so einer Konstellation. Die meisten Paare nehmen die offene Beziehung als letzten Rettungsversuch für eine Partnerschaft, die eigentlich schon gescheitert ist. Die Öffnung soll es retten. Das führt meist dazu, dass der eine neue Eroberungen macht oder eine Affäre beginnt oder weiterführt, während der andere nur aus Verlustangst zugestimmt hat. Das geht in der Regel nicht gut.

Natürlich kann es funktionieren, aber das ist auf Dauer eben doch selten. Denn die meisten können sich zwar vorstellen, mit anderen sexuell aktiv zu werden. Sie halten es aber erheblich weniger schlacht aus, wenn es der andere auch tut.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich persönlich führe ausnahmslos monogame Beziehungen auf sexueller Basis und auf Gefühlsebene sowieso, sonst brauche ich keine Beziehung führen. Ich bin für vieles offen, was die Sexualität angeht. Ich habe nichts gegen Toys, Abwechslung und Ortsauswahl, aber bestimmt in puncto offene Beziehung oder Swinger bin ich da etwas eigen. Das ist einfach nicht meines, weil ich mich sexuell nicht zu vielen Menschen hingezogen fühle, sondern ausnahmslos zum Partner. Daher kommt eine offene Beziehung für mich nicht infrage.

Ich hatte auch als Single nie wirklich das Verlangen auf ganz viele Frauen oder Männer. Ich bin dem Geschlecht gegenüber ja offen und das würde sich womöglich für offene Beziehungen oder sexuelle Wünsche ideal äußern, aber sexuell gesehen erwarte ich bedingungslose treue und ich bin grundsätzlich treu. Ich mag diese offene Beziehungskiste daher nicht, aber jeder darf natürlich leben wie sie wollen.

Eine offene Beziehung als die stabilste Partnerschaft zu sehen ist schwierig. Ich kenne Beispiel wie Swinger oder offene Beziehung Liebhaber, die durchaus trotzdem in die Brüche gegangen sind. Dazu muss man schon richtig stehen und nicht aus Liebe dem anderen Gegenüber, was aber auch immer häufiger der Fall ist, etwas machen um ihn nicht zu verlieren.

Eine offene Beziehung muss auch mit gewissen Regeln stattfinden, damit sie als stabil gültig sein kann. Doch häufig hapert es genau daran. Die einen wollen wissen, was getan wird, andere wollen es nicht und sagen nichts. Nehmen wir mal Mia Julia, den Schlagerstar auf Mallorca. Sie führt eine lockere Beziehung, aber betont, keine offene Beziehung. Das heißt bei ihr, der Ehemann sollte sich hüten, mal hier und da was laufen zu haben.

Hingegen treiben sich beide eben gerne in entsprechenden Etablissements herum, wo sie ihre Freizügigkeit vor allem mit Frauen ausleben kann, weil ihr das wohl wichtig ist und er eben auch. Doch da weiß jeder, was der andere tut. Dieses Beziehungsmodell oder Ehemodell scheint ja zu klappen.

Bisher kenne ich nur wenige „offene Beziehungen“, die gehalten haben und meist gab es trotzdem immer wieder Eifersüchteleien und mehr. Es war also weniger alles rosig, wie man womöglich annehmen würde. Manchmal hat einer auch mehr die offene Beziehung genossen als der Gegenüber und das führte ebenfalls unweigerlich zu einem Problem.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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