Liebevolle Schimpfwörter für Haustier verwenden?
Haustiere können mit Wörtern an sich ja nicht viel anfangen. Da zählt eher, wie man mit dem Tier redet. So kenne ich einige Haustierbesitzer, die gerne auf liebevolle Weise nicht so schöne Wörter verwenden, wenn sie mit ihrem Haustier sprechen. Eine Bekannte gab letztens zu bedenken, dass es trotzdem sehr respektlos sei, auch wenn das Tier nicht versteht, was gesagt wird und sich über liebevolle Worte freut.
So hat sie wohl letztens ein Extrembeispiel erlebt, bei dem der Besitzer seinen Hund grundsätzlich mit Depp oder Idiot angeredet hat, aber immer mit freundlicher Stimme. Sie meint, so jemand könne sein Tier doch gar nicht wirklich schätzen. Das jemand ausschließlich Schimpfwörter benutzt, ist mir so auch noch nicht untergekommen und in der Öffentlichkeit käme ich mir auch seltsam damit vor. Aber kann man daraus auch schließen, wie viel jemandem am Haustier liegt? Solange das Tier sich wohlfühlt und umsorgt wird, sind solche unschönen Spitznamen bedenklich?
Ich finde es auch ein wenig respektlos. Es geht nicht darum, ob jemand etwas versteht oder nicht, wie ich finde. Wenn ich meinem Kind die wildesten Schimpfworte an den Kopf werfe, dann ist es auch nicht akzeptabel. Das gilt für mich auch bei Tieren, Demenzkranken oder auch Ausländer, die eine Sprache noch nicht gut beherrschen.
Liebevolle Schimpfwörter finde ich hingegen nicht zu schlimm. Ich selbst verwende sie nicht, weil sie mir einfach nichts bringen. Ich weiß nicht, wieso ich sie verwenden sollte. Meine Großmutter ging mal so weit und hat ihren Hund "schwuler Geier" genannt, weil er ein Kuscheltier besteigen wollte. Trotzdem hatte der Hund ein gutes Leben bei ihr gehabt.
Aus Zorn kann man mal etwas sagen, was nicht ganz so schön ist. Aber wieso muss ich mein Tier denn permanent mit einer Beleidigung ansprechen? Ich verstehe nicht, wieso ein normaler Spitz- oder Rufname nicht einfach ausreicht.
Wenn man das Tier nicht permanent sondern lediglich situationsabhängig liebevoll "schimpft", dann finde ich das eigentlich nicht schlimm. Mein Freund und ich nennen uns gegenseitig auch schonmal "Trottel" oder "Dummerle", wenn der jeweils andere irgendetwas dämliches gesagt oder gemacht hat, und dabei ist uns schon klar, dass das nicht böse, sondern einfach nur scherzhaft gemeint ist.
Ähnlich kenne ich das zum Beispiel auch von unserer Nachbarin, die einen jungen Hund hat, der manchmal ziemlichen Blödsinn macht. Sie nennt ihn dann auch schonmal "Dummkopf", wenn er sich vor Aufregung mal wieder völlig in seiner Hundeleine verheddert, oder "Stinker", wenn er an einem ungünstigen Ort sein Häufchen macht. Aber sie wird dabei nie laut, unfreundlich im Tonfall oder handgreiflich. Sie weiß ja, dass ein Tier solche Dinge nicht so schnell begreift, und sie nimmt ihm das auch nicht übel, sondern macht sich eher ein wenig lustig darüber.
Übertrieben fände ich es aber, wenn man sein Haustier wirklich durchweg mit richtig krassen Schimpfwörtern anredet und dahinter auch echte negative Gefühle mitschwingen. Da muss man sich wirklich überlegen, ob man dafür geeignet ist, ein Tier zu halten, oder ob einem die Geduld und das richtige Händchen für den Umgang mit einem Lebewesen nicht doch fehlen.
Wir verwenden solche Schimpfwörter, wenn wir aus irgendeinem Grund unzufrieden mit unserem Hund sind. Das kann sein, weil sie etwas angestellt hat oder einfach nicht das gemacht hat, was sie sollte. Wir sind ihr dann nicht wirklich böse, denn sie weiß es ja nicht besser, sie ist ja nur ein Hund. Aber wir haben dann doch einen Tonfall, dass sie weiß, dass ihr Handeln nicht richtig war, auch wenn sie dann nicht bestraft wird.
In einer solchen Situation nennen wir sie oft Mistköter. Jeder, der uns dabei hören würde, würde aber merken, dass es mehr eine Missfallensäußerung ist. Wir lieben unsere Kleine abgöttisch und meinen es nicht wirklich negativ. Sie ist einfach ein Hund und weiß doch nicht, warum sie manches mal darf und dann wieder nicht, weil sie z.B. dreckig ist.
Ich finde es nicht unbedingt gut, wenn man sein Tier andauernd mit Idiot oder ähnlichem anspricht. Das Tier hat ja einen Namen und ich habe es auch schon häufig erlebt, dass Leute wirklich sauer auf ihre Tiere waren und sie dann Missgeburt, Penner oder schlimmer genannt haben und dabei auch definitiv nicht mehr freundlich waren. Dabei könnte ich platzen. Muss man seine Wut an einem Tier auslassen? Man hätte ja dann vielleicht auch mehr üben können, wenn ein Hund an der Leine zieht. Wenn man sein Tier beschimpft hat dies ja auch eine Wirkung auf andere und ich würde mitten in der Stadt jetzt nicht: "Du kleiner Penner" schreien. Aber es gibt tatsächlich Menschen, die so mit ihren Tieren umgehen.
Wenn wir mit unserem Hund im Wasser und im Wald toben waren, nennen ich ihn auch gern mal "kleiner Stinker". Auch wenn er gerade wieder seine fünf Minuten bekommt, sage ich auch mal "kleiner Spinner". Dies aber auf eine liebevolle Art und Weise. Unser Hund ist gewiss nicht der Hund, der seinen Menschen gefallen möchte, sondern eher der, der macht was er will. Durch regelmäßiges Training kommen wir nun aber gut mit einander aus und auch wenn ich mal sauer war, habe ich ihn nicht angeschrien oder ihn beschimpft. Wobei er es ja wahrscheinlich nicht verstanden hätte. Trotzdem hätte ich dann ein schlechtes Gewissen gehabt.
Ich denke auch, dass es vor allem wohl auf den Tonfall ankommt, in dem man mit dem Tier redet. Zumindest für das Tier wird nur dieser wichtig sein und einem Hund ist es dann egal, wenn der Besitzer ihn als Idioten betitelt, wenn die Ansprache aber liebevoll klingt.
Aber machen würde ich das trotzdem nicht, weil ich auch finde, dass das gerade in der Öffentlichkeit schon etwas komisch wirkt. Wenn man das hin und wieder so macht, ist das sicher unproblematisch, aber den Hund nur mit Schimpfwörtern zu überschütten, das finde ich doch schon sehr merkwürdig.
Ich sehe damit kein richtiges Problem, und unsere Tiere werden auf oft mal mit "Depp", "Doofi", "Spinner" oder "Köter" angesprochen. Dabei aber eben in freundlichem Tonfall, der Hund wedelt fröhlich mit dem Schwanz (Ja! Aufmerksamkeit!), die Katzen reagieren darauf, wie Katzen halt reagieren, mit freundlichem Desinteresse.
Freunde und ich sprechen einander auch manchmal so an, wenn eine von uns mal etwas Dämliches gemacht haben. Das heißt ja nicht, dass ich sie weniger mag oder respektiere, sondern ist höchstens als freundliches Ärgern gemeint, was auch alle von uns wissen. Der Hund weiß das natürlich nicht, aber der weiß ja auch nicht, dass "Depp" eine Beleidigung ist. Der weiß nur, dass ich da freundlich mit ihm rede.
Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich Haustiere auch mal auf diese Weise zu schimpfen beziehungsweise anzusprechen.
Eine meiner Katzen ist charakterlich manchmal eine echte Herausforderung. Wenn ich sie dabei erwische wie sie meine Deko aus den Regalen räumt oder aus dem auf dem Herd befindlichen Kochtopf frisst, einen Haufen in meine Badewanne macht oder genüsslich an den Schulheften meiner Tochter kaut, fallen hier auch hin und wieder etwas speziellere Kosenamen. So kann es durchaus sein, dass ich sie als "alte Sau", "freches Stück" oder den "Alleszerstörer" nenne.
Trotzdem liebe ich meine Katze und kann ihr nicht lange böse sein. Ich mache ihr beim streicheln Komplimente wie schön sie ist und sage ihr wie lieb ich sie habe. Ich denke solange es irgendwie ausgewogen ist, kann man auch mal etwas ungehobelt mit dem Haustier sprechen.
Eine Bekannte hat einen Hund aus dem Auslandstierschutz übernommen und den Namen hat sie beibehalten, weil er schon darauf hörte. Der junge Mischling hat nach wie vor den Namen Malacka, das ist allerdings griechisch und bedeutet Arschloch. Dementsprechend "beleidigt" sie ihren Hund jedes Mal wenn sie ihn ruft. Mittlerweile nutzt sie aber die deutlich nettere Abkürzung Lacki häufiger.
Ich bin ganz froh, dass meine Katzen ihre Spitznamen nicht verstehen, sonst würden sie sich vermutlich auch hin und wieder beleidigt fühlen.
Wenn meine eine Katze ihr Geschäft mal wieder irgendwo in der Wohnung erledigt hat, ist sie typischerweise „meine ekelhafte Pottsau“ und wenn sie ignorant mitten im Weg sitzt, rummotzt oder ihre Artgenossin vermöbelt, dann ist sie eben das „Arschloch“ beziehungsweise grundsätzlich „die alte Arschlochkatze“. Manchmal auch einfach nur „olle Kackwurst“.
Die andere Katze ist nicht sonderlich intelligent und entsprechend schon öfter mal die „Dumpfbacke“, das „dumme Rindvieh“. Und da sie mitunter zu Blähungen neigt, ist sie gleichermaßen die „Stinkekatze“.
Meistens fallen diese Worte mit einem gleichzeitigen Lachen, weil ich meine Schätze für ihre Eigenheiten liebe. Sicherlich fallen sie auch mal in genervtem Tonfall, niemals aber in bösem Ton und auch niemals mit böser Absicht.
Ich denke, darauf kommt es auch an. Dass das Tier es nicht als böse empfindet, weil der Ton entsprechend freundlich ist. Es haben auch schon einige Leute mitbekommen, dass die Mäuse mitunter seltsame Spitznamen haben und keiner kam da auf die Idee, dass ich das böse meinen würde.
Ich denke, dass es auf das Wort und den Tonfall kommt. Ich bezeichne meine Tiere auch schon mal Stinker oder die Hündin als Ziege, wenn sie zickig oder mal stur ist. Aber ich spreche dann in freundlichem Tonfall so von ihr und meine das nicht als Beleidigung. Also Idiot, Depp oder ähnliches habe ich noch keines meiner Tiere bezeichnet, denn ich finde sie absolut nicht dumm.
Stinker scheint da aber ein durchaus gängiges Wort zu sein, dass ich schon öfter mal von Hundebesitzern gehört habe, gerade wenn sich der Vierbeiner fröhlich in etwas übelriechendem gewälzt hatte.
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