Wie stark von Ernährung auf Persönlichkeit schließen?
Ich habe eine sehr interessante Studie gelesen, die ich hier diskutieren möchte. Laut einer großen sozialwissenschaftlichen Erhebung sollen sich gut sechs Prozent der Bevölkerung überwiegend vegetarisch oder vegan ernähren. Diese Gruppe soll im Vergleich zu Fleischessern eine etwas andere Persönlichkeitsstruktur haben. So sollen Vegetarier bzw. Veganer offener für neue Erfahrungen sein aber auch liberaler, sie sollen ein größeres politisches Interesse haben und größeres Vertrauen in ihre Mitmenschen. Das wollen Forscher der Johannes-Gutenberg-Universität herausgefunden haben.
Was haltet ihr von dieser Aussage? Inwiefern kann man von den Ernährungsgewohnheiten auf die Charaktermerkmale bzw. die Persönlichkeitsstruktur schließen? Kann man das wirklich so pauschal sagen oder ist das Unsinn? Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Stimmt ihr den Forschern zu oder seid ihr anderer Ansicht?
Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Ich denke, dass man das nicht pauschalisieren kann. Ich esse Fleisch, aber wenig und trotzdem probiere ich gerne etwas Neues aus. Das macht mich dann doch nicht automatisch eher zum Typ Vegetarier.
Ich denke, dass man schon sagen kann, dass jemand der viel Essen geht oder Fastfood konsumiert, entweder keine Zeit hat, um selbst zu kochen oder zu faul ist, um sich selbst etwas zu zubereiten. Aber ob das nun wirklich etwas über die Persönlichkeit aussagt, wage ich doch zu bezweifeln.
Ich denke, dass es auch immer darauf ankommt, warum jemand vegetarisch oder vegan lebt. Die meisten Vegetarier leben bekanntlich auch in Indien. Vielleicht trifft diese Studie auf ethisch-motivierte Vegetarier und hinduistische Vegetarier zu. Oder auf Leute, die einfach etwas Neues ausprobieren wollen.
Es gibt aber auch Leute, die sich kein Fleisch leisten möchten und aus Kostengründen vegetarisch leben. Außerdem gibt es auch Personen, die nach dem Verzehr von verdorbenem Fleisch keins mehr essen wollen. Einigen schmeckt Fleisch auch einfach gar nicht besonders gut, weswegen ich da keine Rückschlüsse auf die Persönlichkeit schließen würde.
Man kann statistische Daten immer durch Anekdoten widerlegen, das ist keine Kunst. Schließlich hat auch niemand behauptet, dass es keine engstirnigen Veganer gibt, sondern es wurden lediglich Tendenzen festgestellt. Und ich kann mir schon vorstellen, dass man von den Ernährungsgewohnheiten eines Menschen auch auf andere Persönlichkeitsmerkmale schließen kann.
Schließlich befinden wir uns hierzulande in der privilegierten Lage, aus unzähligen Lebensmitteln und Ernährungsweisen frei auswählen zu können und nicht nur Bohnen und Reis von der UN zu bekommen. Daraus folgt, dass die Leute die Möglichkeit haben, nicht nur nicht zu verhungern, sondern auch ihre Werte und ihre Lebenseinstellung durch ihre Ernährung verwirklichen zu können. In diesem Zusammenhang kann man beispielsweise durchaus logisch begründen, dass ein veganer Lebensstil eine Abweichung von der Norm darstellt und man ein klein bisschen aufgeschlossener als der Durchschnitt sein muss, um sich darauf einzulassen.
Schließlich wird in der Studie auch nicht behauptet, dass alle Veganer und Vegetarier aus den gleichen Gründen den Pfad der Mettwurst verlassen haben oder generell bessere Menschen sind oder ähnliches. Charakterliche Grundtendenzen finde ich jedoch nachvollziehbar.
Ich denke jetzt nicht, dass der Verzicht auf Fleisch oder tierische Produkte den Charakter eines Menschen verändert. Es scheint eher so zu sein, dass Menschen mit gewissen Interessen für den Verzicht auf tierische Produkte offen sind und sich daher konzentrieren. Jemand der gar kein Interesse am Tierwohl und der Umwelt hat, der wird wohl kaum auf die Idee kommen auf Fleisch zu verzichten. Menschen die keine tierischen Produkte essen informieren sich und wissen auch, wie Tiere hierzulande gehalten werden.
Weiterhin informieren sie sich auch über das politische Geschehen, da sie Parteien wählen wollen, die ihr Interesse vertreten. Das Veganer oder Vegetarier ein stärkeres Vertrauen in Menschen haben würde ich aber nicht so sehen. Ich kenne viele Veganer und Vegetarier, da es viele solche Menschen in meinem Freundeskreis gibt. Viele davon wirken auf mich eher kritisch, da sie beispielsweise die Hoffnung in Politiker und ihre Mitmenschen verloren haben. Diese wissen zwar um die dramatischen Bedingungen in der Tierhaltung, essen aber ohne darüber nachzudenken dennoch Fleisch. Das wirkt auf einen Vegetarier doch nicht vertrauenerweckend.
Auch kann ich nicht bestätigen das diese Menschen labiler sein sollen, als andere. Patrik Baboumian ist Deutschlands stärkster Mann und Veganer. Er wirkt auf mich nicht labil und viele meiner veganen Mitmenschen ebenso wenig. Das scheint mir eher wieder ein Vorurteil zu sein, da viele Menschen denken, dass der Verzicht auf tierische Produkte Mangelerscheinungen mit sich bringen müsste, was schlichtweg nicht stimmt.
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