Bei Depressionen eher Untergewicht statt Übergewicht haben?
Eine Bekannte von mir leidet seit einiger Zeit an Depressionen und nimmt auch Medikamente dagegen. Immer wieder erlebe ich es, dass Menschen ihre Depressionen nicht ernst nehmen. Letztens hatten wir eine Gruppenarbeit zu erledigen, zu der sie nicht anwesend war. Ein anderes Teammitglied ließ dann direkt den Kommentar fallen, dass sie sicherlich keine Depressionen habe, denn sie sei übergewichtig. Menschen mit Depressionen wären eher Appetitlos und daher tendenziell untergewichtig.
Gibt es bei depressiven Menschen tatsächlich eher eine Tendenz zu einem Untergewicht? Depressionen können sich schließlich in unterschiedlicher Art und Weise äußern und da verstehe ich nicht wirklich, warum man das auf Untergewicht beschränken muss. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, haben depressive Menschen eher weniger Appetit?
Das kann man meines Erachtens nichts verallgemeinern weil eine Tendenz zu Über- oder Untergewicht ja nicht von der Depression kommt, sondern vorgegeben ist und auch keineswegs nur vom Appetit abhängt.
Mal angenommen jemand neigt zum Übergewicht und muss, um eine Normalfigur zu halten, regelmäßig Sport machen und auf seine Ernährung achten. Wenn derjenige es nicht mehr hinkriegt, Sport zu machen und wegen Appetitlosigkeit und Überforderung regelmäßig und gesund zu essen, wird der ganz schnell zunehmen. Zumal diverse Antidepressiva dafür bekannt sind, Gewichtszunahme zu fördern.
In meinen fiesen Phasen habe ich zwar auch keinen großen Appetit und es kommt durchaus vor, dass ich mal einen Tag gar nichts esse. Letztlich fordert der Körper aber seine Nahrung. Mangels Antrieb zu kochen schmeiße ich mir dann Fertigfutter in den Ofen. In Kombination mit fehlender Bewegung hatte das schon durchaus verheerende Auswirkungen.
Es stimmt, dass Appetitverlust ein Begleitsymptom einer schweren Depression sein kann aber das heißt nicht, dass er zwangsläufig auch auftreten muss. Nicht jeder bildet ja alle Beschwerden in gleichem Ausmaß aus, und da es unter einer Depression vorwiegend erst einmal zum Antriebsmangel und Interessenverlust kommt, ist eine Gewichtszunahme durch Rückzug von sportlichen Aktivitäten oder mangelnde Motivation zum Selbstkochen und damit verbundenem Rückgriff auf potentiell ungesündere Fertigprodukte auch gut möglich. Weiterhin muss man bedenken, dass viele Pharmaka, die für die Therapie einer Depression eingesetzt werden, als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme bedingen.
Die Aussage, dass es keine depressiven Übergewichtigen gibt, halte ich deswegen für realitätsfern. Außerdem haben ja auch andere Faktoren wie die genetische Veranlagung, persönliche Ernährungsgewohnheiten und so weiter einen Einfluss auf das Gewicht. Auch gibt es bekanntlich Menschen, die bei Unzufriedenheit und Traurigkeit zum "Frustessen" neigen, was bei einer Depression natürlich auch zur Zunahme führen kann.
Ich finde auch, dass man so etwas nicht allgemein sagen kann. Sicher ist es im Zuge einer Depression keine Seltenheit, dass damit verbunden Appetitlosigkeit und Untergewicht einhergehen. Aber das ist sicher nicht immer der Fall und eine Depression hat man ja auch nicht zwingend schon immer. Die kann auch plötzlich auftreten und das kann natürlich auch bei einer übergewichtigen Person passieren.
Außerdem gibt es ja auch noch die Menschen, bei denen eine Depression nicht bedeutet, dass sie keinen Appetit haben, sondern bei denen es dann im Gegenteil so ist, dass sie viel essen und darunter auch ungesunde Sachen, die schnell ansetzen. Alles in allem kann ich einer solchen Aussage gar nichts abgewinnen und muss sagen, dass man immer den Einzelfall sehen muss.
Also ich würde eher Depressionen bekommen, wenn ich sehr dick wäre. Untergewicht hingegen wäre für mich noch kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, da würde ich einfach mehr Schoki essen anstatt depressiv in der Ecke zu sitzen.
Die Antworten hier waren schon recht hilfreich, daher möchte ich nicht das wiederholen, was schon gesagt worden ist, sondern etwas ergänzen. Was viele durchaus unterschätzen bei einer Depression ist der Einfluss der Schilddrüse. Manchmal wird die Schilddrüse bei einer Depression einfach nicht untersucht, die ja auch einen Einfluss haben kann. Wenn diese dann zu wenig Hormone produziert und beispielsweise eine Unterfunktion vorliegt, dann wirkt sich das ja auch auf das Gewicht aus und man nimmt schneller zu.
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